Es gibt Neuigkeiten aus Vermont zur alten Pohlig DSB: diese geht in ihre letzte Saison und wird im Sommer durch einen gebrauchten Vierersessel ersetzt. Parallel ist seit gestern, nach fast 15 Jahren „Bauzeit“, der
Green Chair von Borvig in Betrieb. Durch die „Doppelbelastung“ mit zwei neuen Anlagen hat man bei den wohl relativ langsam arbeitenden Behörden das Thema 4SB um eine Saison nach hinten verschieben müssen. Bei der Pohlig-Yan-Anlage war die Idee, durch den Einbau eines Motors eine Wiederzulassung als 3SB zu erreichen. Diese ist jedoch bis heute nicht erteilt. So ist derzeit unklar, ob der Lift in dieser Saison überhaupt noch einmal in Betrieb gehen wird. Auch wenn es natürlich schade um den Lift ist, kann ich den Betreiber absolut verstehen, wenn man den Skifahrern in Zukunft eine verlässlichere Aufstiegsoption anbieten will. Es gab einfach zu viele Probleme mit der DSB. Auf Nachfragen reagiert man dort mittlerweile derart gereizt, dass ich irgendwann davon abgesehen habe, es weiterhin zu versuchen, nochmal eine Fahrt mit dem Lift möglich zu machen.
Auch gibt es Neuigkeiten aus einem anderen Gebiet in Neuengland. Am
Mount Sunapee wurde in diesem Herbst die dienstälteteste Sesselbahn im Bundesstaat New Hampshire eingestellt, der
Duckling Double, auch genannt
The Duck. Mt. Sunapee gehörte bis zum Herbst der Mueller-Familie (nicht „die“ Müller-Familie), die das Gebiet von New Hampshire gepachtet hatte. Im Herbst wurde das Gebiet durch Vail Resorts übernommen. Das brachte das Aus für die alte DSB, die von den alten Betreibern nur noch aus emotionalen Gründen betriebsbereit gehalten wurde und nicht mehr als 5 Tage pro Saison zur Beförderung von Skifahrern zu Verfügung stand. Im Sommer 2016 wurde mir die große Ehre zuteil, den Lift im Rahmen einer Privatfahrt fahren zu dürfen. Der Fahrt gingen wochenlange Verhandelungen voraus, mehrfach stand das „Projekt“ auf der Kippe. Zum Glück hatte ich bei meinem ersten Besuch einen sehr engagierten Mitarbeiter erwischt, der sich immer wieder für eine Fahrt einsetzte. Auch war von Vorteil, dass ich sowieso vor Ort war und so halbwegs „spontan“ auf den Termin reagieren konnte.
Der Lift ist (da derzeit noch nicht abgebaut) einer der beiden letzten, fast vollständig im Originalzustand erhaltenen Sesselbahnen von Roebling. Es gibt, neben einem weiteren LSAP, lediglich noch eine 3SB von CTEC, die auf die Stützen einer alten Roebling-DSB zurückgreift, so wie einen alten T-Bar von Roebling, bei dem aber nun wohl Teile von Hall zum Einsatz kommen. 1962 gebaut, ist die DSB auch grundsätzlich eine der letzten Anlagen, die noch als Original Roebling bezeichnet werden können, da nur zwei Jahre später Roebling seine Seilbahnsparte an O.D. Hopkins verkaufte, die bereits seit 1960 als Subunternehmer die Seilbahnen errichteten. Hopkins veränderte danach nur wenig am Design der Anlagen und übernahm auch die Fertigung von Teilen wie z.B. Klemmen für weitere Hersteller, u.a. Städeli. Daneben stieg Hopkins auch in die Fertigung von Wasserrutschen ein und erweiterte sein Portfolio um Seilbahnen für Freizeitparks. 2001 meldete das Unternehmen Insolvenz an und ging ein Jahr später in anderen Unternehmen auf. Schon Jahre zuvor wurde die Seilbahnsparte unter dem Namen Skyfair ausgegliert. Nach der Insolvenz wurde dieser Teil von dem langjährigen Geschäftsführer von Skyfair übernommen und als SkyTrans Manufacturing fortgeführt. Leider verstarb der Inhaber Ende 2017. Heute führt der Sohn die Geschäfte weiter, zu denen u.a. die Wartung der früheren Hopkins-Anlagen gehört.
Die Recherche zu dem gesamten Themenkomplex Roebling/Hopkins gestaltete sich als äußerst schwierig. Zwar ist Roebling ein in den USA sehr bekanntes Unternehmen mit einem eigenen Museum in New Jersey, diversen Sammlungen in verschiedenen Bibliotheken und Einrichtungen, aber zur sog. Tramway Division finden sich selbst bei den Experten so gut wie keine Informationen, die einen Hinweis auf Seilbahnen zum Personentransport enthalten. Dies war wohl, wie z.B. auch bei PHB, eigentlich nur ein Nebengeschäft.
Johann August Röbling wurde 1806 in Mühlhausen geboren, das damals zum Königreich Preußen gehörte (heute liegt die Stadt in Thüringen). Nach dem Studium des Ingenieurwesens, bei dem er sich u.a. auf den Brückenbau und dabei insbesondere auf Hängebrücken fokussierte, wanderte er 1831 in die USA aus und änderte seinen Nachnamen zu Roebling. Nachdem er zuerst in die Landwirtschaft tätig war, widmete er sich wenige Jahre später wieder dem Brückenbau und ließ sich 1842 das amerikanische Patent für das Luftspinnverfahren von Drahtseilen erteilen, nachdem er von Julius Alberts Erfindung aus seiner Heimat gehört hatte und mit Drahtseilen die bisher üblichen Hanfseile im Bau von Kanalbrücken ersetzen wollte. 1844 baute er mit seiner neu gegründeten Firma
John A. Roebling Company seine erste Brücke mit der neuen Technik, eine Kanalbrücke in Pittsburgh, PA, den
Allegheny Aqueduct. Leider wurde die Brücke bereits im darauffolgenden Winter durch einen Eisgang zerstört. 1848 baute Roebling in Trenton, NJ ein neues Werk. Später wurde hier auch eine eigene Wohnsiedlung für die Arbeiter errichtet, die bis heute den Namen des Firmengründers trägt. Seine damals wohl bekannteste Brücke wurde 1855 fertiggestellt, die zweistöckige
Niagara Falls Bridge, die die USA mit Kanada verband. Durch den Einsatz von Schrägseilen gab er der Brücke zusätzliche Stabilität. So konnte diesen den starken Winden widerstehen, die einige andere Brücken zum Einsturz brachten. Im Jahr 1863 wurde die damals mit einer Spannweite von 322 Metern längste Hängebrücke der Welt in Cincinnati, OH fertiggestellt, die heute
John A. Roebling Suspension Bridge genannte Brücke. 2016 habe ich die Brücke besucht, wie ich finde eine klassische Schönheit von einer Brücke:
Nach mehreren Jahren, in denen er sich hartnäckig um die Umsetzung eines weiteren Projektes bemühte, begann Roebling im Jahr 1867 mit der Entwicklung seiner heute wohl bekanntesten Brücke, der nun unter dem Namen
Brooklyn Bridge bekannten Hänge- und Schrägseilbrücke. Bei der Vermessung der Positionen der zukünftigen Pfeiler zerquetschte 1869 eine anlandende Fähre einen seiner Füße, woraufhin ihm sämtliche Zehen amputiert werden mussten. Er verstarb etwa drei Wochen später an einem Krampf infolge einer Tetanusinfektion. Eine fachgerechte medizinische Behandlung verweigerte er und behandelte sich selbst, einige Quellen sprechen von einer rein homöopathischen Behandlung. Nach dem Tod übernahm sein Sohn Washington das Projekt, genauso wie das Unternehmen. Zusammen mit zwei weiteren Söhnen Roeblings, führte er es gemäß dem Wunsch ihres Vaters in seinem letzten Willen unter dem Namen
John A. Roebling's Sons Company weiter. Wie auch viele Arbeiter, erkrankte Washington bei der Arbeit an den Fundamenten der Pfeiler während des Aufenthaltes im Senkkasten an einer Dekompressionskrankheit. Er war in der Folge an einen Rollstuhl gebunden und wurde in der Arbeit von seiner Frau Emily unterstützt. Die Brooklyn Bridge konnte schließlich 1883 eröffnet werden. Interessanterweise musste Roebling die Drahtseile für die Brücke auf Druck der Investoren von einem günstigeren Mitbewerber beziehen, der eine minderwertige Qualität lieferte. Nur weil Roebling die Seile für die sechsfache Belastung auslegte, konnten die Seile die Brücke halten. In der Folge entwickelte sich das Unternehmen äußerst positiv. Nach dem zweiten Weltkrieg wären jedoch größere Investition in die veraltete Infrastruktur der Fabriken notwendig geworden, die das Unternehmen nur durch das Aufnehmen von Schulden hätte finanzieren können. Die damalige Generation der Roeblings entschied sich dagegen und verkaufte das Unternehmen 1952/53 an die
Colorado Fuel and Iron Company. 1974 wurde dann auch das letzte Kapitel des Unternehmens beendet und der Betrieb endgültig eingestellt. Heute liegen weite Teile des ehemaligen Firmengeländes brach, lediglich die roten Backsteinhäuser in der Wohnsiedlung sind noch erhalten.
Wie bereits erwähnt, gibt es so gut wie keine Informationen über die Seilbahnsparte zum Personentransport von Roebling. Ich war in den letzten drei Jahren vor Ort im Roebling-Museum, habe mit einigen Buchautoren zur Geschichte Roeblings gesprochen und war in Kontakt mit diversen Bibliothekaren der verschiedenen Archive. Auch wenn ich derzeit noch die ein oder andere „heiße Spur“ verfolge, scheint der einzige hilfreiche Kontakt der Sohn des ehemaligen Geschäftsführer von SkyTrans. Sein Vater hat die Seilbahnsparte damals Roebling abgekauft und einige Aufzeichnungen hinterlassen, leider aber auch viel Wissen mit sich genommen.
Aus den verbliebenen Dokumenten ergibt sich, dass Roebling ab den Jahren 1940/41 als exklusiver Lizenznehmer und Hersteller für Constam Schleppflifte (T-Bars) errichtete. Die drei ersten Anlagen wurden in den Gebieten
Pico Peak (Vermont, USA),
Mont Tremblant (Quebec, Kanada) und
Cannon Mountain (New Hampshire, USA) errichtet.
Pico T-Bar
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Der T-Bar wurde später zu einem Kombilift umgerüstet
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1946, als Riblet die erste DSB baut, steigt auch Roebling in das Geschäft mit den Sesselliften ein und errichtet bis 1948 insgesamt vier ESL, u.a. am Mt. Sunapee:
North Peak SingleⒸ newenglandskihistory.com
Der ESL wurde später zu einer DSB umgebaut und war insgesamt fast 40 Jahre in Betrieb
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Die nächsten Jahre sind wenig dokumentiert. Es entstehen mindestens in Neuengland, Colorado und North Carolina einige Lifte, bevor Hopkins 1964 den Bereich Skilifte übernimmt. Eine interessante Randnotiz ist, dass Roebling wohl Klemmen und Seilrollen für American Steel & Wire, Universal Design (Hersteller von Freizeitpark-Seilbahnen und -Anlagen, dessen Seilbahnen nach der Insolvenz von Hopkins gewartet wurden) und andere Hersteller fertigte. Zudem ist noch dokumentiert, dass Roebling schon lange Zeit vor den Skilifte im Bereich der Materialseilbahnen tätig war. In der offiziellen Preisliste von 1903 werden diverse Materialseilbahnen als Anwendungsfälle für Drahtseile angegeben: „Mr. John A. Roebling was the first engineer to introduce into America a wire-rope tramway in connection with the transportation across rivers (…). It consisted of an endless five-eight-inch diameter rope, passed around horizontal sheaves, one of which was driven by horse-power, (…). Since then, the demand (…) has multiplied a thousand-fold. More than twenty distinct types of of Roebling cableways are now in operation (…).“ Beispiel für eine Anlage von Roebling: Tilly Foster Mine:
http://www.catskillarchive.com/rrextra/tillyfos.Html Und hier noch ein (großes) PDF mit einigen Anzeigen von Roebling:
http://delibra.bg.polsl.pl/Content/4056 ... oted-t.pdf (Seiten 16, 17 und 119).
Wenige Jahre nach der Übernahme begann Hopkins mit dem Bau von Seilbahnen für Freizeitparks und State Fairs. Die erste entstand 1969 im Paragon Park in Hull, MA:
Schön zu sehen ist das abgeschrägte Stützenjoch sowie die speziell für Freizeitparks entwickelten Sessel
Eine weitere klassische Freizeitpark-Sesselbahn steht im
Waldameer-Park am Eriesee. Der Name leitet sich aus dem bewaldeten Gelände ab, der Eriesee erscheint aufgrund seiner Größe fast wie ein Meer. Die Bahn wurde 1978 von Hopkins errichtet, ist 221 m lang und besitzt 6 Stützen. Es gibt nur eine Station, die Umlenkung auf der Gegenseite wird etwas erhöht durchfahren. Der Vorteil des Parks ist, dass man keinen einmaligen Eintritt sondern nur für einzelne Attraktionen mit einem zuvor erworbenen Mindestguthaben bezahlt. Bei meinem Besuch war bereits vom Eingang zu sehen, dass die DSB nicht in Betrieb war. An der Kasse wurde dies allerdings verneint und mir ein Guthaben verkauft. Am Eingang zur Seilbahn dann die Ernüchterung, aufgrund eines technischen Defektes fuhr die Bahn nicht. Es folgte anschließend eine etwas längere Diskussion mit mehreren Parkangestellten, bis ich meinen Geld zurückbekommen hatte.
Hier wird klar: heute fährt nichts. Immerhin hat man die Bahn in klassischem rot-weiß gestrichen.
Die Umlenkung auf der Gegenseite
Eine wirklich schöne Anlage
Etwas mehr Glück hatte ich zuvor im Freizeitpark
Lake Winnepesaukah (was soviel bedeutet wie „beautiful lake in the highlands“, kurz auch Lake Winnie - nicht zu verwechseln mit Lake Winnipesaukee in New Hampshire) in der Nähe von Chattanooga, TN (ja, das Chattanooga aus dem Song
Chattanooga Choo Choo). Die 1968 errichtete Anlage überquert den See im Park und man durchfährt auch hier die Umlenkung. Wie immer schickte ich vorab eine Anfrage zur Bahn an den Park und hoffte darauf, dass mir jemand vor Ort mehr Informationen geben kann. Ich erhielt allerdings eine Absage und wurde darauf hingewiesen, dass ich für eine Fahrt den vollen Eintrittspreis zu bezahlen hätte. Grundsätzlich habe ich damit kein Problem und hier waren 35 Dollar auch noch durchaus überschaubar, aber ich probierte es trotzdem mit einer anderen Strategie und tauchte erst gute 30 Minuten vor der Schließung des Parks an der Kasse auf. Wie so oft betete ich meine Geschichte runter und durfte am Ende für 5 Dollar den Park besuchen, aber nur unter der Voraussetzung, dass ich direkt nach der Fahrt mit dem Sessellift den Park wieder verlassen würde (für andere Fahrgeschäfte war danach sowieso keine Zeit mehr).
Einstiegsbereich
Ein schöner Frühsommerabend - perfekt für eine gemütliche Liftfahrt
Die Befestigung der Kamera für die WIldwasserbahn sieht auch sehr verdächtig aus
Es sind zwar nie spektakuläre Anlagen, aber irgendwie gefallen mir diese Freizeitpark-Sessellifte
Die Nachfolgefirma von Hopkins, Skytrans, ist nach wie vor für solche Anlagen verantwortlich. Derzeit entstehen vermehrt Sessellifte in Zoos, wie z.B. hier in Kansas City:
Viel zu sehen gab es an diesem heißen Tag leider nicht
Auch bei der Installation von Liften anderer Hersteller ist Skytrans aktiv, z.B. bei einer gebrauchten Hall-DSB im Zoo von Omaha, NE (die bei der Durchfahrt nicht in Betrieb war) oder wie hier bei einem Borvig/Partek-Lift im Freizeitpark Knoebels bei Elysburg, PA. Da ein Großteil der Einwohner Pennsylvanias (was übersetzt „Waldland von Penn“, dem Gründer, bedeutet) deutsche Vorfahren hat, könnte der Name ursprünglich Knöbel gewesen sein. Die
Pennsylvania Dutch waren Einwanderer aus dem deutschsprachigen Raum, mehrheitlich aus der Pfalz. Der Begriff bezeichnet zudem die heute teilweise noch verwendete Sprache (auch
Pennsylvania Deitsch), die hauptsächlich von den Amischen gesprochen wird.
Auch der Eintritt in diesen Park ist umsonst und man bezahlt für jede Attraktion separat
Die Trasse ist ziemlich langweilig und führt nur ein paar Meter den Wald hinauf - auch hier ist ein Ausstieg nicht möglich
Zum Abschluss noch ein Beispiel eines 1967 gebauten Hopkins-SL aus dem Skigebiet
Waterville Valley, NH, der mit 360 m Länge und 95 Hm einen Anfängerhang im unteren Teil erschließt. Das Skigebiet wurde 1966 quasi im Alleingang von Städeli erschlossen, für den Hopkins auch Teile fertigte. Lediglich zwei SL wurden von Hopkins selbst errichtet, ein J-Bar und der heute noch vorhandene Kurzbügel-SL. Bis auf eine Anfänger-DSB, sind heute die Anlagen der ersten Stunde alle verschwunden.
Wie man an den Beispielen schön sehen kann, sind Hopkins-Anlagen zum Glück noch relativ häufig anzutreffen. Ganz anders sieht es allerdings mit Anlagen von Roebling aus, der letztendlich auch den Anlass für diesen Teil der Serie lieferte. Nachdem nun auch The Duck stillgelegt wurde, gibt es genau genommen keinen Lift mehr, der noch an seinem originalen Ort in Betrieb ist. Lediglich ein Skilift von 1953, der 1967 von Hopkins vom Mt. Sunapee in die
Veterans Memorial Ski Area versetzt und mit Teilen von Hall nachgerüstet wurde, ist heute noch in Betrieb (und das leider nur äußerst selten, da der Lift sehr niedrig liegt und das Gebiet/der Einzellift nicht über Schneeerzeugung verfügt):
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Allerdings gibt es eben noch das Roebling-LSAP in North Carolina. Der Staat war eigentlich das
Home Turf eines anderen Herstellers, den ich später in der Serie noch genauer vorstellen werde. Aber in einem kleinen Ort in der Nähe des Great-Smoky-Mountains-Nationalparks steht tatsächlich noch eine kultige DSB, die noch älter sein muss als The Duck. Die Ecke war sowieso ein Paradies für Freunde alter Lifte, auch wegen der C&S-, Hall-, Heron- und Riblet-Anlagen/LSAP. Selbst bei der Recherche für diesen Post entdeckte ich eine ehemalige, mittlerweile bereits entfernte Hall-Anlage, von der ich bisher nichts gewusst hatte. Das lag u.a. daran, dass in der Gegend ab den 1960er Jahren viele Freizeitparks eröffneten, die teilweise schon 20 Jahre später wieder verschwunden waren (man denke nur an den kultigen Ballonlift im Park „The Land of Oz“).
Erst bei meinem dritten Besuch in North Carolina schaffte ich es, am alten Roebling zu halten und auch Bilder zu machen (beim ersten Mal hatte ich das damals noch vorhandene Schild mit den „Scenic Lift Rides“ nur aus den Augenwinkeln gesehen, eher unterbewusst wahrgenommen und dann erst daheim von der Anlage erfahren). Von der Hauptstraße ist der Lift kaum sichtbar, da er im Untergeschoss einer Einkaufszeile beginnt und die Trasse vollkommen zugewachsen ist. Ich konnte zwar nach einiger Zeit den Namen des Besitzers herausfinden, diesen jedoch bisher nicht ausfindig machen, da er nicht mehr vor Ort wohnt. Der kleine Hügel, auf den der Lift führt, wird zudem von relativ radikalen Anhängern des „No Trespassing“ bewohnt und damit ist ein Besuch der Bergstation so gut wie ausgeschlossen. Ich versuchte mein Glück daher bei einigen Anwohnern in der Nähe der Bergstation, wurde allerdings mehrfach davor gewarnt, auch nur in die Nähe des Grundstücks zu gehen. Die einzige Zufahrtsstraße zum Grundstück selbst ist vollgepflastert mit den bekannten Schildern. So lässt sich das Dilemma nicht lösen, dass man schon zum Fragen, ob man das Grundstück betreten darf, das Grundstück betreten müsste (die meisten Grundstücke haben keine Klingel an der Einfahrt). Letztes Jahr wollte ich eine alte SLI/Wito-DSB anschauen, die in den Wäldern von Virginia vor sich hinrottet. Problem nur: um an das Haus des Besitzers zu gelangen, hätte ich bereits „trespassen“ müssen, also unerlaubt eindringen. Auch die Nachbarn wollten mich nicht begleiten und der Lift war von der Straße nicht (mehr) richtig einsehbar. So blieb mir nichts anderes übrig, als ein paar wenig hilfreiche Bilder durch das Gebüsch zu machen. Bei einer anderen Anlagen in Upstate New York bin ich in die nächste Bar gegangen und habe den Barkeeper angesprochen. Er kannte den Besitzer und hat für mich angerufen. So kam ich letzen Endes an die Erlaubnis, das Gelände zu betreten. Dabei ist dieses Bild von einem alten Hall T-Bar entstanden:
Der Automat war tatsächlich in Betrieb und befüllt. Only in America.
Beim Roebling-LSAP konnte ich zumindest in einen Vape-Shop gehen, wo mich der Verkäufer an seine Chefin weitergeleitet hat, die mir letztendlich die Erlaubnis erteilte, mich an der Talstation umzusehen. Der Lift ist schon mehr als 20 Jahre nicht mehr in Betrieb. Bei meinem ersten Besuch vor etwa 5 Jahren stand zumindest noch ein Schild auf der Straße.
Was für geniale Stützen - filigran, aber oben relativ wuchtige Seilrollen
Detailblick
So sah es 1961 am Eingang aus, vermutlich war der Lift in den Jahren davor errichtet worden
Die Sessel sind noch vorhanden…
Mehr ist von der Trasse nicht zu sehen und an die Bergstation kommt man nicht heran. Hier nicht zu sehen ist der Bach und die Straße gegenüber, die der Lift noch überquert. Weitere Modelle dieses Lifts sind mir nicht begegnet und so bleibt dieser zusammen mit The Duck, solange noch nicht abgebaut, vermutlich der letzte existente Roebling Sessellift.
Zurück in Neuengland, wollte ich beim ersten Besuch in Mt. Sunapee antesten, inwiefern eine Fahrt mit The Duck möglich wäre. Ich unterhielt mich erstmal mit ein paar Angestellten und den Lifties nach einer Fahrt am schnarchlangweiligen Poma-Vierer
Clipper Ship Quad.
Links oben über dem Parkplatz ist die Talstation von The Duck zu sehen - die Einhausung wurde erst später gebaut
Irgendwann bekam ich den Tipp, mich doch mit jemand vom Lift Operations Team zu unterhalten. Die sind normalerweise nicht im direkten Kundenkontakt und so war es natürlich hilfreich, einen Namen zu bekommen. Der Kollege wurde kurz angefunkt und tauchte etwas später am Hauptgebäude auf. Es folgte eine Unterhaltung zu den Liften im Allgemeinen, ehe es spannend wurde. Die erste Hürde war geschafft, als ich nicht sofort ein Nein zu hören bekam sondern ein Angebot, dass er sich mal mit seinem Chef unterhalten würde. Ich solle mich in ein paar Tagen wieder per Mail melden.
Das mit dem „wieder melden“ war gar nicht so einfach, denn mein E-Mail-Account wollte partout keine Mail an den Kollegen verschicken. Erst als ich kurz davor war dort anzurufen, klappte es. Eine gute Woche später erhielt ich dann eine positive Antwort. Sie könnten es tatsächlich möglich machen, aber nur in der kommenden Wochen an drei bestimmten Tagen. Und an genau diesen drei Tagen waren wir im Norden von Maine unterwegs, alles war bereits gebucht. Stornieren war keine Option, machte mir meine Regierung klar. Also fragte ich an, ob auch noch ein anderer Termin möglich wäre. Ja, eventuell könnten sie es einrichten. Ich soll mich melden, wenn ich aus Maine zurück bin. Das war ein harte Woche und ich meldete mich natürlich schon etwas früher, um auf Nummer sicher zu gehen. Dann erfuhr ich, dass mein Ansprechpartner kurzfristig Urlaub genommen hatte. Die Zeit wurde also knapp, unser Rückflug nach Deutschland rückte näher. Mit ein wenig Betteln konnte ein Ersatz gefunden werden und so wurde ein paar Tage später der Lift tatsächlich angeworfen. Die gesamte Liftcrew hatte sich an der Talstation versammelt, ich zum Dank für jeden etwas Flüssiges mitgebracht, und alle freuten sich irgendwie mit mir auf die Fahrt. Dass es überhaupt geklappt hat, ist nur dem Engagement des Besitzers zu verdanken, der sehr an dem Lift hing.
Da ist das Objekt der Begierde mit seiner etwas seltsam anmutenden Einhausung und dem Unterflurantrieb. Damals eben der älteste aktive Sessellift in New Hampshire.
Gleich geht es los
Im Antriebsraum
Ein paar Sessel sind nicht mehr Original
Blick auf die Trasse, der Lift macht auf 530 m gute 120 Hm - also eher eine Anlage für den Anfängerbereich
Los geht’s. Teilweise fühlt es sich an, als würde man in einem Tunnel aus Bäumen fahren
Kurz vor dem Ausstieg
Auch der Liftler hier oben freute sich fast mehr als ich. Der Lift wurde kurz abgestellt und ich konnte ein paar Bilder machen. Man hatte sogar extra ein wenig das Grünzeug entfernt.
Ein tolle Anlage, die im Sommer fast noch besser wirkt als im Winter
Das kleine Liftlertreffen an der Talstation und alle waren total excited. So wie ich natürlich auch.
Und so schließt sich mit diesem Lift ein weiteres Kapitel seltener Sessel.