Schwarz und weiß in Seefeld
Seefeld - auch wieder so ein Ort, durch den man im Zweifel eher durchfährt als sich dort lange aufzuhalten. ESL-bedingt war ich schon 2x hier, jedoch hat es nie für eine längere Zeit in den Schigebieten gereicht. Vor ein paar Wochen habe ich mir dann meine Kamera geschnappt und einen relativ entspannten Sonntag dort verbracht.
Schigebiete mit Parkhäusern sind mir eigentlich schon ein wenig suspekt, Gebiete mit musikalischer Untermalung erst recht. Beides war hier vorzufinden und ich bekam eine Idee davon, was hier wenig später los sein würde… rumpelnd ging es mit der SSB nach oben, bis auf zwei weitere Schifahrer fuhren alle sofort wieder zurück ins Tal. Und das, wo es hier oben endlich interessant wird: eine alte Karl Peter PB und ein steiler Kurvenlift, dazu im Gegensatz zum Rest schön kupierte Piste.
Belichtet wurde heute übrigens auf einem Agfa APX 100. Zwar bei den s/w-Filmen nicht mein Favorit (bin mit Ilford groß geworden), aber die Ergebnisse sind durchaus akzeptabel. Die Scans im Fachlabor hingegen haben mich nicht überzeugt, da wird wohl bald ein eigener Scanner fällig.
Steigt man oberhalb der Bergstation ein paar Meter auf, erwartet einen ein doch recht ansehnliches Panorama. Mit der 50mm Linse nicht gut einzufangen, beschränkte ich mich auf das Genießen und konnte zumindest mein zweites Arbeitsgerät standesgemäß ablichten. Unverkennbar Film, auch wenn das Rauschen sicher mehr aus dem Labor kommt.
Es war alles andere als warm, was mir persönlich aber immer lieber ist. Im weichen Schnee fährt man im Frühjahr u.U. noch lange genug, also kann es im Hochwinter gerne ein paar Grad unter Null sein. Am Nachmittag wärmte die Sonne bei den langen ESL-Fahrten sowieso mehr als genug.
Schon fast ein Wunder, dass man hier überhaupt noch derart rustikal den höchsten Punkt des Gebietes erreichen kann. Für mich hatte es den Vorteil, die erste Zeit ungestört auf dem oberen Teil der Piste dem Schisport nachgehen zu können. Die große Masse bevorzugt dafür die drei „modernen“ Sechsersessel, wo sich bereits gegen 10 Uhr die Piste in den üblichen Mix aus zusammengeschobenem Kunstschnee und vereisten Abschnitten veränderte.
Als kleines Schmankerl konnte ich am Kurvenlift in aller Ruhe den Schaltkasten fotografieren, natürlich standesgemäß mit Holzscheit für kurzweilige Fingerübungen. Der Liftler war ein wenig amüsiert über mein rustikales Werkzeug, genau erfreute mich das seinige. Da sich für den Moment kein weiteres Gespräch ergab, nahm ich mir den nächsten Bügel und balancierte dabei meine noch Gurt-lose Kamera ungelenk zwischen den Fingern.
Es ist eine wahre Freude, wieder analog und ohne Autofokus zu fotografieren. Nur das Entwickeln der Filme muss ich mittlerweile aus Platzgründen dem Fachmann überlassen, aber das Aufspulen des Filmstreifens im Dunkeln war davon abgesehen noch nie meine bevorzugte Tätigkeit. Dafür ist das Gefühl zurück, ein paar Tage mit Kribbeln auf die Ergebnisse zu warten und das Geschehene danach zum zweiten Mal zu erleben.
Beim Tiefblick auf das Geschehen auf den Pisten hingegen verspürte ich weniger ein Kribbeln. Die wenigen Flächen füllten sich zusehends mit anderen Wintersportlern, es bildeten sich erste Schlangen an den Liften. Leider war der Gschwandtkopf, das zweite Ziel des heutigen Tages, immer noch in letzte Wolken gehüllt.
Gäbe es doch nur mehr Gebiete, die so erschlossen sind wie die Rosshütte ganz oben. Seit einem Abstecher in die Schweiz weiß ich, was mir hier in meinem Einzugsgebiet oft fehlt: Gebiete, bei denen wenige Lifte (bevorzugt KSSL) weites Gelände erschließen. Lifte, die sich in der Natur verlieren statt die Natur ihnen. Entspannung und Erholung statt Halli Galli und Gedrängel.
So muss der Blick zur Hohen Munde für den Moment genügen…
Eine letzte Fahrt mit dem Schlepper genehmige ich mir, bevor auch der Rest des Gebietes noch erkundigt werden will - wenn ich schon hier bin.
Auch die zweite PB wurde ursprünglich von Karl Peter erbaut, jedoch vor einigen Jahren umfangreich modernisiert. Wirklich genutzt wird die Bahn heute allerdings nicht, mit gerade einmal drei Jugendlichen geht es über den Graben zum Härmelekopf. Einer der drei starrt verloren aus dem Fenster, die anderen zwei starren verloren auf ihre Smartphones (ein mittlerweile alltägliches Bild in jeder Bahn - Menschen, die auf Smartphones starren).
Nach dem Aussteigen bin ich für einen Moment noch guter Dinge, der obere Pistenabschnitt ist komplett leer. Verständlich, führt der obere Sechsersessel auch nicht bis ganz nach oben. Doch schon nach zwei Kurven merke ich am Zustand der Piste, dass hier mehr los sein muss. Kurz nach zehn und mit einem Schlag ist die Freude vorbei. Das folgende Bild läßt anderes vermuten, aber die Pisten waren voll und der Zustand eisig.
Der Vollständigkeit halber „gönnte“ ich mir eine Fahrt mit jeder Bahn, kämpfte ich mich über die, mit vom Pistenzustand überforderten Anfängern gefüllten Abfahrten hinab, und stieg am Ende genervt aus der Bindung. Für mich waren die knapp zwei Stunden ein weiterer Beleg dafür, dass einzelne interessante Lifte immer öfter den Besuch eines ganzen Gebietes nur sehr bedingt rechtfertigen. Genauso wie der folgende, mit Werbung bedruckte und schon nach kurzer Zeit stark verschlissene Schisack ein Beleg dafür ist, dass es manchmal gerne etwas teurer sein darf.
Ich kämpfte mich über den gut gefüllten Parkplatz und lenkte das Auto auf die andere Seite des Ortes - in vorsichtiger Erwartung des zweiten Teils des Tages. Zumindest sollte ein alter Einersessel für etwas mehr Abschreckung sorgen. Zu meinem Erstaunen war der Parkplatz nur mit gut zehn Autos gefüllt, Erleichterung machte sich breit.
Schräge Liftnamen sind ein Markenzeichen dieses kleinen „Hügels“, aber natürlich auch der alte Wopfner - bisher war das für mich so. Nun kann ich der Aufzählung auch schöne Abfahrten hinzufügen, denn für den hier verfügbaren Höhenunterschied kann man es doch gut einen Tag aushalten. Die Abfahrt am ESL ist eine durchaus sportliche Carvingstrecke und auf der anderen Seite warten lecker kupierte Pisten. Zudem bietet das kleine Plateau eine ganz nette Aussicht.
Ein älterer Herr meinte es zu gut, nahm richtig Schwung beim Einsteigen mit und bezahlte es fast mit einem weiten Flug hinaus aus dem Sessel. Ansonsten fällt es hier eher unter das Stichwort gemütlich. In der Zwischenzeit hatten sich die Wolken vom Morgen größtenteils verzogen und es wurde ein wirklich schöner Tag. In der Umgebung hingegen sorgten die letzten aufsteigenden Wolken immer wieder für sehr schöne Motive.
„Antiquarisch“ entfuhr es einem Mitfahrer vor einiger Zeit beim Anblick eines alten Schlepp- oder Sesselliftes. Sein Nachbar erteilte ihm nickend die Zustimmung und man besprach optimistisch die Optionen für den Bau einer neuen Bahn. Ja, viel zu schlecht erschlossen sei so manches Gebiet immer noch, gerade in diesen unkomfortablen Schleppliften müsse man nach wie vor viel zu viel Zeit verbringen. Man sei schließlich zum Schifahren gekommen, nicht zum Liftfahren. Wir blickten dabei alle auf eine vollkommen überfüllte Piste und jeder ließ das soeben gesagte nachwirken.
Die Piste am ESL hingegen war nur sehr spärlich gefüllt und somit bis weit in den Nachmittag hinein in einem guten Zustand. Würde man nicht von Zeit zu Zeit vom Geräusch in Innsbruck startender Flugzeuge abgelenkt, man könnte die Welt um sich herum gut vergessen.
Nach dem Mittagessen wurde es dann Zeit, auch das restliche Gebiet kennenzulernen. Über einen kurzen Schlepplift erreicht man eine lange blaue Abfahrt in den hinteren Teil. Wie schon erwähnt sehr schön kupiert und unten durch einen Kurvenlift erschlossen.
Ich war bisher nicht besonders vielen Schifahrern begegnet, aber das sollte sich an der folgenden Piste geringfügig ändern. Die große Hauptabfahrt vorbei an der Schanze ist wohl auf Grund des Vierersessels und der Anfängerlifte am stärksten frequentiert. Ein Teil war für ein Rennen gesperrt, aber ansonsten der Großteil geöffnet.
Obwohl das die klassische Autobahn war, machte es dank des griffigen Schnees und der vielen Kuppen wirklich Spaß - gerade zur Mittagszeit. Die Bahn jedoch war leider auf Anfängermodus geschalten (vollkommen verständlich) und stoppte alle paar Sekunden. Hier ein Stangenschlepper am Pistenrand hoch…
Der Tag neigte sich so langsam dem Ende entgegen und ich wagte immer wieder einen Blick nach drüben, auf die vollkommen überfüllten Pisten an der Rosshütte…
…hier dagegen:
Somit bleibt mir als Fazit, dass am Gschwandtkopf weder das ganz große Kino noch die sportliche Herausforderung geboten wird, aber es ist schlicht und angenehm entspannt (von dem Trubel im Kinderparadies abgesehen). Ob das aber so bleibt, wenn der ESL mal fällt, wir werden sehen…
