Schatzalp-Strela (Davos) – SlowMountainNach längerer Pause wollte ich auch wieder einmal etwas aktiv zu diesem wunderbaren Forum beitragen.
Da sich mein Fokus deutlich zum Tourengehen verschoben hat, war ich in den letzten Wintern allerdings nur
relativ selten in Skigebieten unterwegs, über die es sich noch zu berichten lohnt. Beim Stöbern im Forum ist mir
aber aufgefallen, dass ein Gebiet, das aus meiner Sicht auf alle Fälle hierher gehört, bisher noch nicht näher
vorgestellt wurde: die Schatzalp in Davos, manchen vielleicht auch bekannt als SlowMountain.Das Skigebiet Schatzalp-Strela machte vor einigen Jahren Schlagzeilen in der Tourismuspresse.
Das mehrere Jahre lang geschlossene kleine Skiareal über Davos wurde als sogenannter Slowmountain
wiedereröffnet. Dieses - in manchen Artikeln als geradezu revolutionär dargestellte - Konzept, ist in der
aktuellen Broschüre des Skigebiets sehr schön auf den Punkt gebracht. Deshalb spare ich mir eigene
Beschreibungsversuche und zitiere die Eigendarstellung (Quelle: Prospekt Schatzalp Winter 2011/2012):
"Zauberberg der Langsamkeit"
"Das Skigebiet Schatzalp-Strela war sieben Jahre geschlossen. Jetzt laufen die
Lifte wieder – mit der Behäbigkeit früherer Jahre. Vor allem «Langsamfahrer»
und Kinder fühlen sich auf Schatzalp-Strela wohl: Ruhe statt Rambazamba,
Gemütlichkeit statt Tempogebolze – Winter wie er früher einmal war. Und
wer‘s noch gemütlicher möchte, kann sich im nostalgischen Bergrestaurant
«Strelapass» stärken.
Und wir garantieren Naturschnee! Also keine künstliche Beschneiung. Das
kann heissen, dass wir vielleicht erst später öffnen oder im Frühjahr früher
schliessen müssen. Die Pisten werden trotzdem jede Nacht bearbeitet, aber
eben nur solange es die Natur erlaubt und der Schnee reicht."Zurück zu den Anfängen?
Auch wenn ich gerne flott unterwegs bin, hörte sich dieses Konzept für mich von Anfang
an sympathisch an, und so beschlossen wir im Januar 2010 die Reaktivierung des Gebiets
zu unterstützen und der Schatzalp selbst einen Besuch abzustatten.
Auf eine nähere Beschreibung des damaligen Skitags werde ich an dieser Stelle verzichten,
denn allzu viel Besonderes gibt es über diesen Tag nicht zu berichten. Und Schilderungen,
dass wir erst mit dem Sessellift hinaufgefahren sind, dann mit dem Schlepplift, dann auf der
rechten Piste hinunter, dann wieder hinauf, dann auf der linken Piste hinunter, spare ich mir besser,
zumal ich auch nicht mehr weiß, wie viele Höhenmeter wir am Ende des Tages absolviert hatten, wie
hoch die Schneehöhe war und wie kalt es war
. Das kann zwar auch interessant sein, aber nicht,
wenn es zwei Jahre her ist. Es war einfach ein schöner, entspannter Skitag, das muss an dieser Stelle reichen.
Ein paar Worte zum Skigebiet selbst möchte ich aber dennoch verlieren. Das Gebiet besteht
einfach gesagt aus drei Sektionen auf einem Bergrücken direkt oberhalb von Davos. Sektion 1 ist
die Standseilbahn zur Schatzalp (bekannt durch den Zauberberg eines gewissen Herrn Mann),
die auch während des Stillstands im Skigebiet in Betrieb war und neben einer Rodelbahn in erster
Linie Winterwanderwege erschließt. Eine Talabfahrt auf einem Weg gibt es zwar, doch die dient
nur der Rückkehr ins Tal nach einem Skitag und endet nicht bei der Talstation der Standseilbahn.
Den Pistenplan und weitere Infos finden Interessierte auf der Internetseite des
Skigebiets
http://www.slowmountain.ch^ Auffahrt mit der Standseilbahn auf die Schatzalp. Mehrere interessante Holzbrücken überqueren die Bahn.
Als zweite Sektion führt seit der Wiedereröffnung eine Doppelsesselbahn den Bergrücken hinauf,
die dem Konzept „Slowmountain“ alle Ehre macht und neben einer netten Piste auch etwas freien
Skiraum erschließt, der bei unserem Besuch mit recht anspruchsvollen Schneeverhältnissen aufwarten
konnte. Die dritte Sektion bildet ein langer Schlepplift, der den Zugang zu zwei gemütliche Pisten auf
dem Rücken ermöglicht. Der oberhalb liegende Schlepplift Strelagrat sowie die Verbindungspendelbahn
ins Parsenngebiet mit dem schönen Namen „Sibervogel“ wurden nicht reaktiviert.
^ Bei der Bergfahrt mit dem Sessellift bleibt viel Zeit zum Entspannen.
^ Die wichtigste Anlage für Skifahrer: der lange Schlepplift
^ An der Talstation des Schlepplifts
^ Der obere Teil des Schlepplifts samt dem geschlossenen Schepplift Strelagrat im Hintergrund
So groß die Presseresonanz bei der Wiedereröffnung war, bei unserem Besuch im Januar 2010
deutet an der Talstation der Standseilbahn mitten im geldigen Davos nichts darauf hin, dass man
oben wieder skifahren kann. Kein Pistenplan, keine Preise für Skipässe, nichts. Auf Nachfrage bekommen
wir aber doch Nachmittagsskipässe zu einem mehr als fairen Preis. In der Standseilbahn sind die Skifahrer
zwischen Rodlern und Pelzmantelträgern trotzdem klar in der Unterzahl.
An der Bergstation der Standseilbahn weist nur ein kleiner selbst gezeichneter Wegweiser darauf hin,
dass es hier ins „Skigebiet“ geht.
^ Sind wir hier zum Skifahren richtig?
^ Ja, hier gehts ins Skigebiet.
Eine Sektion weiter oben sieht es wieder aus wie in einem normalen Skigebiet. Nur die Graffiti-Verzierung
der Station erinnert ein wenig an den Stillstand der vergangenen Jahre. Die Pisten sind vollkommen naturbelassen,
fügen sich wunderschön ins Gelände ein und machen trotz fehlenden Anspruchs viel Spaß. Fangnetze, Werbung
und die übrigen Segnungen der Massenskigebiete sucht man hier vergeblich und das ist sehr angenehm.
^ Leichte Pisten am sanften Bergrücken
^ Die Pisten passen sich wunderbar ans Gelände an, nicht das Gelände an die Pisten.
Auch der weite Blick über das Tal trägt zum ansprechenden Ambiente bei. Allzu viel Abwechslung,
das sei ehrlich angemerkt, bieten die Pisten allerdings nicht. So wohltuend natürlich sie dem Gelände folgen,
ähneln sie sich doch relativ stark in ihrer Lage und Ausrichtung. Auch das Potential für Abstecher ins Gelände
im unmittelbaren Pistenbereich ist durch das begrenzte Platzangebot auf dem Bergrücken nicht allzu groß.
Für einen entspannten Tag reicht mir das Angebot jedoch voll und ganz, zumal ich am Sessellift trotz der
wechselhaften Schneequalität auch ein paar Abfahrten abseits der Piste unternehme.
^ Schöne Aussichten und ein weiter Blick sind ständige Begleiter.
Eindrucksvolle Aussichten auch im Nahbereich: Die Hänge des Schiahorns.
^ Minimal anspruchsvollere Piste zum Sessellift mit Platz für ein paar eigene Spuren direkt neben der Piste.
^ Im Gelände am Sessellift.
Eine große Aufwertung erfährt das Gebiet sicherlich, wenn die Variante Guggerbachtäli
(siehe Pistenplan auf
http://www.slowmountain.ch) geöffnet ist. Bei unserem Besuch
war diese aber nicht markiert und angesichts der nicht unkritischen Lawinenlage und der
im Auto liegenden Lawinenausrüstung haben wir auf eine Erkundung verzichtet. Reizvolles Gelände
gibt es hier aber auf jeden Fall, wie sich das Schatzalpgebiet auch hervorragend als Ausgangspunkt
für SkitourPlus-Unternehmungen anbietet. Dafür gibt es eine spezielle Tourenkarte, die eine Auffahrt mit
allen drei Sektionen für äußerst faire 15 Franken umfasst.
Durch das Tal im Bild führt die Skiroute. Mit kurzen Aufstiegen gibt es hier sehr viele Möglichkeiten für tolle Abfahrten.
Noch reizvoller wäre das Gebiet auf jeden Fall, wenn auch der oberste und steilere Schlepplift Strelagrat
reaktiviert werden könnte. Entgegen der ursprünglichen Planungen herrscht hier leider weiterhin Stillstand.
Auch wenn der Lift nicht viel zusätzliche Pistenfläche erschließt, würde diese etwas exponiertere Anlage
völlig subjektiv betrachtet ein deutliches Plus an Attraktivität bringen.
Attraktiv ist aber auch ein kurzer Abstecher zum Strelapass durch eine kurze Galerie. Mittlerweile gelangt
man auch ohne Anschieben mit einem kleinen Schlepplift zu diesem schönen Aussichtspunkt.
^ Die urige Galerie in Richtung Pass und Restaurant.
^ Rückblick zur geschlossenen Station des "Silbervogels"
^ Die Passhöhe mit Restaurant und Trasse der geschlossenen Pendelbahn ins Parsenngebiet
^ Stütze der Pendelbahn
^ Wunderbare Aussicht übers Schanfigg hinunter in Richtung Chur
Die Nachfrage bei unserem Besuch war leider trotz der großen Pressepräsenz äußerst gering.
Einerseits schön, weil wir so auch am Slowmountain flott auf leeren und bestens präparierten Pisten
unterwegs sein konnten, andererseits bedauerlich für jeden, der am Fortbestand solcher etwas
anderen Skigebiete interessiert ist.
Ich muss dazu sagen, dass ich die aktuelle Entwicklung nicht kenne, doch scheinbar konnten
zumindest die anfänglichen Streitigkeiten zwischen der großen Davoser Bergbahngesellschaft
und dem kleinen „Konkurrenten“ von der Schatzalp zumindest teilweise beigelegt werden.
Immerhin taucht die Schatzalp mittlerweile ganz offiziell wieder im Schnee- und Anlagenbericht von Davos auf.
Ob das „SlowMountain“-Konzept aufgegangen ist, kann ich nicht beurteilen. Die Frage ist aber grundsätzlich,
ob es eigene, hart gesprochen, Reservate für Genießer und Langsamfahrer braucht. Ich sehe das durchaus kritisch,
denn auch wenn ich selbst normalerweise schnell unterwegs bin, halte ich es für selbstverständlich auf Pisten
mit Anfängern oder viel Andrang auch mal einen Gang zurückzuschalten. Gleichzeitig können auch am „SlowMountain“
sportliche Fahrer bei leeren Pisten viel Spaß haben, ohne andere zu gefährden.
Erstaunlich finde ich aber, dass einerseits solche kleinen Skigebiete oft ums Überleben kämpfen und häufig
kaum etwas los ist, andererseits sehr viele mir bekannte Skifahrer oder ehemalige Skifahrer über die großen
Massenskigebiete und ihre Preise und Bedingungen schimpfen. Diese Diskrepanz ist mir manchmal ein Rätsel,
denn noch kann Skifahren auch auf der Piste durchaus auch ganz entspannt, bezahlbar und erholsam sein.
Nicht nur am „SlowMountain“ Schatzalp-Strela.
Zum Abschluss ein paar Bilder der letzten Abfahrt hinunter vom Pass bis zwischen die Häuser von Davos: