Schareck (1.-3. 05. 2008) – Pulverschneeausflug und Abfahrt nach Sportgastein
Die hervorragende Schneelage dieser Saison will genützt werden. Wenn schon Auffahrt und Tag der Arbeit zusammenfallen, wollte ich das Beste draus machen und mir ein lohnendes Skiziel suchen. Kurzfristig liebäugelte ich nach Engelberg zu fahren – aber der Nachtzugsstress war mir dann doch Abschreckung genug. Die Entscheidung fiel letztlich auf das Schareck (auch bekannt als Mölltaler Gletscher), wo ich mich auf der Duisburger Hütte (2572m) einquartierte.
Duisburger Hütte (2572m) im Skigebiet „Mölltaler Gletscher“ (Wurtenkees-Schareck)
Das Wurtenkees lockt mich dank der vielen interessanten Berichte von Miki im AF (
Klick) schon seit Längerem. Dieser Gletscher bzw. seine Umgebung sollte ja ursprünglich von Sportgasteiner Seite mit Hilfe einer Pendelbahn erschlossen werden (siehe dazu Gerrit’s akribischen Bericht
Klick). Finanzielle Probleme der Gasteiner und Naturschutzgedanken haben diese Erschließung letztlich verunmöglicht. Von der Großabfahrt (im Pause’schen Sinn) nach Sportgastein über 1500 Höhenmeter träume ich, seit ich als Kind im Alter von ca. 10 Jahren diesen Berg das erste Mal von Sportgasteiner Seite aus sehen durfte. Nachdem ich kurzfristig hier im Osten niemand mit entsprechender Zeit und Interesse gefunden hatte, verhalf mir ein Aufruf in diesem Forum (siehe
Klick) zu einem Begleiter für die Abfahrt. Moglrat aus Osttirol wird also dann am Samstag (3.05.) zu mir stoßen und wir werden gemeinsam die Abfahrt angehen.
Bei meiner Ankunft am Nachmittag des 1. Mai gab’s Schneefall, der oben im Gletscherbereich sogar durchaus dicht war und bereits ca. 10cm schönes Puder gebracht hatte. So kam ich unerwarteterweise gleich bei meiner Ankunft zu einigen Runs im Maipuder – wenn auch bei dementsprechend schlechten Sichtverhältnissen. Immerhin gab’s sonst niemand, der sich auf die „richtige“ Seite der Pistenabsperrungen gewagt hätte …
Vor dem Abendessen kam sogar die Sonne heraus und ich konnte sogar noch Eindrücke sammeln, wie die Landschaft hier heroben so aussieht …
Abendliche Wetterbesserung
Die Duisburger Hütte hat eine nette Lage mit freiem Blick nach Süden
Am nächsten Morgen gab’s dann Bluebird.
Schönes Wetter lässt Vorfreude aufkommen
Neben mir waren noch zwei Snowboarder aus Villach in der Hütte einquartiert. Mit Ludwig testete ich gleich in der Früh mal die Variante entlang der Eisseebahn, während seine Freundin Barbara zunächst mal die Piste bevorzugte. Die Variante führt praktischerweise direkt an der Hütte vorbei und bietet einen netten Run durch teilweise enge Durchschlüpfe direkt nach unten zur Talstation der Eisseebahn. Der Neuschnee war hier deutlich geringer ausgefallen (ca. 5cm) und der ruppige, verharschte Untergrund machte die Abfahrt nur in Grenzen genussvoll
Eisseebahnvariante zwischen Materialseilbahn Duisburger Hütte und EUB Eissee
In der Eisseebahnvariante
Eisseebahnvarianten – links der Bahn sieht man die Duisburger Hütte
Schnurstracks ging es dann nach oben nahe an den Schareckgipfel (3122m) zum erwarteten Powder.
Der Blick nach unten sah bereits vielversprechend aus …
In der Nacht hatte ziemlich starker Wind den Schnee etwas gepresst – nichtsdestotrotz ein Vergnügen …
Der breite Gletscherhang des Wurtenkees ist ideal zum Cruisen …
Wurtenkeeshang im Rückblick
Bei diesen Verhältnissen konnte auch Barbara, Ludwigs Freundin, überredet werden, den Tiefschnee zu genießen …
Die Lifte erschließen ein überraschend vielfältiges Angebot an Pisten und Varianten mit beträchtlichem Höhenunterschied (bis zu 900 Hm). Herzstück des Skigebiets ist natürlich die 6-KSB auf dem Wurtenkees (mit dem abenteuerlich einfallslosen Namen „Gletscherjet“ – die DSB daneben war mangels Nachfrage geschlossen).
KSB am Wurtenkees
KSB mit Bergstation EUB und Restaurant Eissee
Nebenbei lässt sich natürlich auch das durchaus eindrucksvolle Panorama genießen, das auch einige der bekannten Tourenziele dieser Gegenden aufzeigt.
Sonnblick (3105m) mit dem berühmten Observatorium (leider bei entsprechenden Verhältnissen fast immer hoffnungslos überlaufen)
Rechts neben dem Sonnblick findet sich der Hocharn (3254m) mit seiner steilen Ostflanke ein noch lohnenderes Skiziel – allerdings auch ein 1600m Steilaufstieg von Kolm-Saigurn im hintersten Rauriser Tal
Und natürlich der Grossglockner (3798m) – auch im Winter/Frühling viel besucht, aber nur noch bedingt ein „echter“ Skiberg
Bergstation der DSB und KSB mit Grossglockner, Sonnblick und Hocharn im Hintergrund
Nicht zu vergessen die Hochalmspitze (3360m) mit der Gussenbauerrinne
Aber eigentlich war ich nicht ausschließlich zum Vergnügen hier. Ich hatte mir nämlich die Erfüllung eines Kindheitstraumes vorgenommen: die Abfahrt vom Schareck über ca. 1500 Höhenmeter runter nach Sportgastein. Das Schareck ist der Blickfang von Sportgastein und seinem Skigebiet und seit ich diesen Berg als Kind mit ca. 10 Jahren zum ersten mal gesehen hatte, steht diese Abfahrt auf meiner Wunschliste.
Auf den ersten Blick ist es gar nicht so einfach, eine durchgängig fahrbare Linie zu finden, aber das täuscht nur. Die Standardabfahrt bietet nämlich überwiegend (z.T. vergletscherte) Genusshänge. Einzig zwei rinnenartige Übergänge bzw. Durchschlüpfe durch felsiges Steilgelände (Keesauge oben und Übergang vom Oberen zum Unteren Burgstall) bietet etwas kniffligeres Terrain und gewisse Anforderungen an die Wegfindung. Natürlich ist eine dementsprechend geringe Lawinengefahr notwendige Voraussetzung für diese Abfahrt.
Archivbild Schareckabfahrt Totale (Aufnahme Dezember 2007)
Archivbild Schareckabfahrt oberer Bereich (Aufnahme Dezember 2007)
Am Nachmittag erkundete ich also die verschiedenen Einfahrtsmöglichkeiten zu dieser Abfahrt. Neben der Standardabfahrt mit ebenfalls unterschiedlichen Einfahrten gäbe es auch noch die direkte Ostflanke, die etwas steiler bzw. über einige hundert Höhenmeter direkt ziemlich steil ins Schlappereben hinunterzieht (daneben gäbe es noch eine Abfahrtsmöglichkeit über die östliche der drei steilen Firn-/Eisrinnen an der Nordseite, aber hierzu müsste man dann über das Niedersachsenhaus rüber nach Kolm-Saigurn).
Die Ergebnisse der Erkundung sahen vielversprechend aus. Traumhänge leiten nach unten Richtung Sportgastein.
Einfahrtsmöglichkeit 1: Direkt von der Baumbachspitze (3105m) bei der Sesselbahn-Bergstation. Blick nach Sportgastein mit den Hängen rund um den Kreuzkogel (2696m) und die Weissenbachvarianten
Alternativ kann man auch von etwas südlich der Baumbachspitze direkt zum Schlapperebenkees nach unten (hier erspart man sich sogar jeglichen Anstieg)
Das Schlapperebenkees selbst bietet Traumhänge klassischen Zuschnitts …
Zufrieden mit meinen Erkundungen und voller Vorfreude machte ich mich dann auf den Weg zurück zur Hütte. Der Wetterbericht war viel versprechend und am nächsten Morgen würde ich mich mit Georg aus Osttirol treffen um gemeinsam mit ihm die Abfahrt zu unternehmen. Da wir beide die Abfahrt nicht kannten, war eine gute Sicht für uns als Vorbedingung (neben günstigen Lawinenverhältnissen) für die Abfahrt ausgemacht.
Nach herrlichem Sonnenuntergang ließ der folgende Wetterverlauf dann allerdings zu wünschen übrig. Gegen Mitternacht beobachtete ich dann leichten Schneefall und am frühen Morgen war noch immer alles in Wolken verhüllt. Doch noch vor dem Frühstück riss es wieder auf und meine Zuversicht stieg wieder. Kurz nach 8 traf ich mich dann mit Georg und wir fuhren mit den Bahnen hoch, um zu merken, dass die erhoffte spürbare Wetterbesserung nicht wirklich eingetreten war.
Tatsächlich war dann selbst die Einfahrt gar nicht mehr so leicht zu finden. Zum Glück ist sie durch ein „Vorsicht Absturzgefahr“-Schild „markiert“ (damit Pistenskifahrer nicht irrtümlich diese Richtung einschlagen).
Etwas Nebel in der Einfahrt zum Schlapperebenkees
Hier im oberen Bereich gibt es aber kaum Wegfindungsprobleme und wir wissen, dass die Untergrenze des Nebels nicht sehr tief ist. Leider sind dennoch die ersten paar hundert Höhenmeter angesichts der Sichtverhältnisse nur von begrenztem Genuss.
Auf dem Schlapperebenkees
Knapp bevor es steiler hinunter ins Schlapperebenkar geht, treffen wir auf kleine, frei gewehte Blankeisstellen – Erinnerung an die Vergletscherung dieses Gebietes.
Moglrat bei der kleinen Blankeisstelle
Den Ausgang des Schlapperebenkees vermittelt dann das so genannte Keesauge (auf ca. 2540m), ein Felsbuckel, der am besten in Fahrtrichtung links umfahren wird.
Rückblick zum Keesauge
Mittlerweile kommen uns auch die ersten Tourengeher entgegen, die fleissig genug sind, um sich die 1500 Höhenmeter ehrlich zu verdienen. Für die weitere Wegfindung stellen sich diese Tourengeher als ziemlich praktisch dar, da sie verlässliche „Wegmarkierungen“ im ziemlich eintönigen (und diesigen) Weiss (insbesondere die Bodensicht lässt etwas zu wünschen übrig) abgeben.
Im Schlapperebenkar
Auch das Schlapperebenkar verdient sich vom Gelände her das Prädikat genussvoll. Die Schneeverhältnisse hier waren firnig, leider haben die Sichtverhältnisse eher zu etwas vorsichtigeren Fahren genötigt.
Rückblick ins Schlapperebenkar – dahinter das Keesauge
Immerhin kommt nun vermehrt die Sonne durch, was zumindest ein wenig Einblick in die landschaftlichen Verhältnisse dieser Abfahrt ermöglicht und uns zu einer kleinen Pause animiert.
Wechselnde Wolkenverhältnisse lassen nun auch interessante Blicke rüber zum Skigebiet von Sportgastein rund um den Kreuzkogel zu.
Wir nähern uns nun bereits der Schlüsselstelle der ganzen Abfahrt, dem Übergang vom Oberen zum Unteren Burgstall. Dieser wird am leichtesten durch die nördliche Burgstallrinne vermittelt (weiter südlich gäbe es eine prinzipiell lohnendere Rinne, hier war aber mit vermehrten störenden Lawinenknollen zu rechnen).
Nähe Oberer Burgstall – Der Verlauf der Abfahrt führt nach rechts unten
Die Schneeverhältnisse waren hier nicht optimal. Zum Glück waren aber die über Nacht vereiste Spuren älterer Befahrungen aufgefirnt.
Am Oberen Burgstall – Kurz vor der Rinne
Etwas heikel ist im weiteren Verlauf der (nicht einmal besonders steile) Zugang zur Burgstallrinne, da hier ein Sturz mit Abrutschen die Gefahr nach sich ziehen würde, über eine darunterliegende Felswand runter zu fallen).
Einfahrt bzw. eigentlich Zugang zur Burgstallrinne
Es ergeben sich laufend schöne Tiefblicke nach Sportgastein
Die Rinne selbst ist eigentlich ziemlich nett und schön wannenartig ausgeprägt.
Hier die Rinne im Rückblick – mit einer Skitourengruppe, die sich gleich den steilen Hang hinaufquälen muss
Nochmal das Ganze im Rückblick, der auch die Problematik der Einfahrt zeigt.
Links oben ist die Einfahrt zu sehen und die gestrichelte Linie zeigt den durch Felsen verdeckten Verlauf der eigentlichen Rinne an. Der darunter liegende Hang war leider durch Lawinenknollen ziemlich mühsam zu befahren.
Ab hier ist das Gelände dann durchwegs sanft – lediglich das Überqueren diverser Nassschneelawinenabgänge unterbricht unser gemütliches Zu-Tal-Schwingen.
Anschließend ist dann bald der Weg erreicht, der dann runter zum Talboden nach Sportgastein leitet.
Rückblick zum unteren Bereich der Abfahrt
Am Parkplatz angekommen liegen dann 1500 Höhenmeter Abfahrt hinter uns – nicht schlecht für den 3. Mai!
Rückblick zum Burgstall und dem Schlapperebenkar. Links die südliche, rechts die – von uns gewählte – nördliche Rinne, die den Übergang zwischen Oberen und Unteren Burgstall vermitteln