Samstag, 22.April 2006, es ist ein strahlender Frühlingstag, nahezu wolkenlos, in der Nacht hat es sicher deutlich unter Null gehabt, denn der Schnee ist in der Früh noch hart gefroren, doch nun sind die Südhänge in jenem traumhaften Zustand, der auch im freien Gelände ein ungehindertes weiches Dahingleiten ermöglicht, - Firn.
Ich fühle mich großartig, das Schigebiet im Schnalstal hat unsere Erwartungen weit übertroffen, eigentlich haben wir damit gerechnet unseren Saisonabschluß hauptsächlich mit Pistenschilauf zu begehen, Gelände gefahren sind wir heuer schließlich schon genug. Aber das kupierte Gelände oberhalb des Talschlusses von Kurzras mit seinen weiten Karen und steilen Couloirs hat sich dann so einladend präsentiert, daß wir die markierte Abfahrt von der Bergstation der Teufelseggbahn (3034m) bald verlassen haben einer steilen felsbegrenzten Rinne gefolgt sind. Soeben habe ich die spektakuläre Szenerie festgehalten und verstaue die Kamera in ihrer Tasche, als plötzlich etwas links an meiner Stirne explodiert. Ich fühle keine Schmerzen, doch ich spüre, daß Blut über mein Auge rinnt. Instinktiv beuge ich mich nach vorne und sehe, wie sich der Schnee unter mir rasch rot verfärbt. Soll dieser bis jetztwunderbaren Schitages nun so enden? Ich beginne zur Sicherheit einmal kräftig zu fluchen......
Italien ist ein wunderschönes Land, sollte mich irgendwann einmal jemand zwingen, meine zukünftigen Urlaube ausschließlich in einem Staat zu verbringen, so müßte ich nicht lange überlegen. Umso eigenartiger scheint es mir jetzt, daß ich unser südliches Nachbarland zwar bisher schon häufig im Frühling, Sommer und Herbst besucht habe, jedoch erstmals in diesem Winter italienischen Schnee unter meinen Schiern hatte. Dies dann allerdings mehr als einmal, im Jänner in Sappada und Sella Nevea, im Februar in Courmayeur, im März in den Dolomiten und am Ortler, und schließlich beschlossen meine Frau und ich, den Wintersaison-Abschluß und den Sommersaison-Beginn in Südtirol zusammenfallen zu lassen.
Vorgesehen waren 2 Schitage am Schnalstaler Gletscher, 3 Tage in Meran und schließlich noch eine Übernachtung am Virgiljoch bei Lana in einem architektonisch interessanten neuen Hotel.
Freitag Nachmittag nach der Arbeit fahren wir los, die übliche Route ? Westautobahn, Salzburg, Rosenheim, Inntal, Innsbruck, Brenner, ab Sterzing die interessantere Strecke über den Jaufenpaß bis Naturns im Vinschgau, wo wir gegen 21 Uhr müde und hungrig ankommen.
Sabine ist als Kind mit ihrer Familie mehrere Sommer lang in diesen netten Ort unweit des Eingangs ins Schnalstal auf Urlaub gewesen, und so begleitet uns auf dieser Reise ihre Mutter, die ihre Erinnerungen an früher auffrischen möchte. Während sie als Nicht-Schifahrerin zwei Nächte in dem mit allen Features (Pool, Wellness-Landschaft, Fitness-Raum ....) ausgestatteten Hotel in Naturns bleiben wird, haben wir vor, die Nacht zwischen den beiden Schitagen im Berghotel Grawand, dem höchstgelegenen Hotel der Alpen auf 3212m zu verbringen.
Nach dem für diese Art von Hotel üblichen Frühstücksbuffet (jawohl, mit mindestens 6 Sorten Müsli, und jawohl, ich schätze das mehr als ein trockenes Hörnchen auf einer Papierserviette
) sitzen wir am Samstag bald im Auto und zwängen uns zwischen indigniert aussehenden Einheimischen und Touristen, die sich um die in der vergangenen Nacht vor dem Hotel aufgebauten Stände des Jahrmarkts drängen.
Nach wenigen Minuten schon erreichen wir die Abzweigung der Stichstraße ins Schnalstal, die im Vergleich zu früher durch eine Tunnelkette am Taleingang zwar entschärft wurde aber angesichts der teilweise noch sichtbaren exponierten alten Trasse sicher auch etwas langweiliger geworden ist.
Auf 24 km überwindet die Straße zwischen dem Talausgang bei Naturns (554m) und der Talstation der Gletscherbahn in Kurzras (2011m) 1457 Höhenmeter.
Das nach Nordwesten ansteigende Tal wird westlich von den Vinschgauer Bergen (Saldur-Kamm), östlich von der Texel-Gruppe und im Norden vom Alpenhauptkamm, den Ötztaler Alpen begrenzt.
Über die Grenzpässe des inneren Schnalstals (Hochjoch, Niederjoch) werden noch heute jedes Jahr große Schafherden über die Staatsgrenze ins Venter Tal getrieben, wo die Schnalstaler Bauern Weiderechte besitzen.
Aber auch die hochalpinen Übergänge in den Ötztaler Alpen wurden offenbar schon in grauer Vorzeit begangen, was die Mumie eines etwa 50-jährigen Jägers oder Hirtens aus der Jungsteinzeit (3300 v.C.) bezeugt, die am 19.9.91 in der Gegend des Tisenjochs nahe der Österreichischen Grenze gefunden wurde. Die Mumie ist nun im Archäologischen Museum von Bozen zu sehen, im Keller des Berghotels gibt es eine kleine Ausstellung zu dem Thema.
Die touristische Erschließung des Schnalstals ist untrennbar mit dem Namen Leo Gurschler verbunden, der als letzter Bauer des schon 1324 urkundlich erwähnten Kurzhofs seinen Lebenstraum, ein Gletscherschigebiet am Hochjochgletscher unterhalb der Grawand, zunächst verwirklichte und letztendlich daran scheiterte.
Die erste touristische Infrastruktur in Kurzras war ein 1861 gleichzeitig mit dem Pfad vom Ötzal über das Hochjoch eröffnetes Gasthaus, die ersten Schitouristen kamen erst nach dem 2. Weltkrieg, 1951 wurde der Schi-Club Schnalstal gegründet. Zwischen 1956 und 1964 entstanden erste kurze Schlepplifte in Karthaus, in Unser Frau und in Kurzras, schon damals gab es aber in manchen Wintern Probleme wegen Schneemangels. Jungbauer Leo Gurschler (geb. 1947), Erbe des Kurzhofs, des größten und reichsten Anwesens im Schnalstal, hatte angeblich schon als 13-jähriger seinem Vater vorgeschlagen, eine Seilbahn auf die Grawand zu bauen.
Nach Errichtung des ersten längeren Liftes in Kurzras, des Lazaunlifts 1968 (Vorgänger des heutigen Doppelsessellifts) und des Glockenlifts 1970 (Übungslift bei der heutigen Talstation der Gletscherbahn) war Anfang der 70-er Jahre die Zeit reif zur Verwirklichung eines Großprojektes für ein Ganzjahresschigebiet am Hochjochferner. Am 6. Juli 1972 wurde die ?Gletscherbahn-AG-Schnalstal? gegründet, die Aktionäre stammten allesamt aus Meran und dem Vinschgau, Leo Gurschler hielt mehr als die Hälfte der Aktien.
Im August desselben Jahres fand eine abenteuerliche Aktion statt, in der Gurschler selbst einen Löffelbagger über unwegsamstes Gelände und den Gletscher bis zur geplanten Bergstation auf 3200 m Seehöhe fuhr. Das Unternehmen dauerte 15 Tage, Felsrippen mußten gesprengt werden, der Bagger wurde oft mit Stahlseilen an der Wand gesichert, für die Eispassagen wurden ihm eigens angefertigte ?Steigeisen? auf die Raupenketten montiert. In den folgenden 3 Jahren wurde die Gletscherbahn errichtet, ebenso der Grawand- und der Finail-Schlepplift, am 12.7.1975 erfolgte die feierliche Eröffnung mit der Jungfernfahrt der Gletscherbahn.
Doch schon zu diesem Zeitpunkt machten sich Probleme bemerkbar, die Ölkrise und die darauffolgende Wirtschaftsrezession hatten den Bau verteuert, die Kapitaldecke war ziemlich dünn. Auch wenn das Geschäft am Gletscher mit Schifahrern, Trainingsgruppen, Ausflüglern und auch Nordischen Sportlern (Langlauf-Loipen und eine 80m Gletscher-Sprungschanze) durchaus zufriedenstellend verlief, war bald klar, daß die bestehende Bettenzahl im Tal zur langfristigen Auslastung der Bahnen nicht ausreichend war. Nach Problemen mit Baugenehmigungen (Leo Gurschler hatte geplant, in der Nähe des alten Kurzhofs, der schon um ein Gasthaus und ein Sporthotel erweitert war, 5 oder 6 Großhotels zu bauen, diese jedoch im Abstand von mehreren Jahren), wurden nach Plänen eines Architektenteams aus Bozen zwischen 1977 und 1979 die noch immer bestehenden 3 Großbauten in Kurzras errichtet.
Dieser Ausbau sprengte nun jedoch endgültig ein nicht mehr schließbares Loch in die Kapitaldecke der Aktiengesellschaft und damit auch in das Privatvermögen von Leo Gurschler, auch waren viele der Ortsansässigen nicht mit der eher futuristischen Architektur der neuen Hotels einverstanden und gaben Gurschler die Schuld an der ?Verschandelung? des Talschlusses. Sogar in der 1988 aktualisierden Ausgabe des Polyglott-Führers Südtirol ? Dolomiten (ursprünglich erschienen 1977) kommen Idee und Architektur nicht gut weg:
?...Hochfliegende Pläne aus Kurzras ein Skizentrum großen Stils zu machen, scheiterten allerdings; der monströse Bau des Cristal-Hotels ? ein Fremdkörper vor der hochalpinen Kulisse ? erinert heute an den Traum vom ?Wachstum ohne Grenzen? (und Vernunft?...?
Gurschler, der nach der Eröffnung des Gletschergebiets noch als der Held des Tales gegolten hatte, einen Ferrari und einen weißen Hubschrauber sein Eigen nennen durfte, sah 1983 im Alter von nur 36 Jahren nach dem Verlust seines Hofes, den seine Familie schon seit Beginn des 19 Jahrhunderts geführt hatte, keinen anderen Ausweg mehr als den Freitod.
Das
Schigebiet, das zum Zeitpunkt der Eröffnung 1975 aus der Gletscherbahn, den Grawandliften und dem damals noch einzeln geführten Finaillift am Gletscher, dem Glockenlift bei der Seilbahntalstation und dem vis a vis gelegenen Lazaunlift bestand, wurde trotzdem in der Folge sukzessiv erweitert. Schon 1977 wurde der Sessellift Gletschersee 1 gebaut (in Verlängerung der Grawandlifte talwärts), 79 wurde der Lazaun-Schlepper durch eine DSB ersetzt, Glocken- und Finaillift wurden verdoppelt.
1991 wurden die Südosthänge im Bereich der Hütte ?Zur Schönen Aussicht? durch die Hintereis-DSB erschlossen (Talstation unweit der Talstationen der Gletschersee-Lifte), 1995 wurden die Grawand-Lifte durch eine 4SB ersetzt. 2001 erfolgte der Bau der ersten kuppelbaren Anlage im Schnalstal, der 4KSB zum Teufelsegg, die ebenfalls Südosthänge erschließt und ihre Talstation im letzten Drittel der Talabfahrt hat, 2002 wurde von Kurzras aus dorthin eine weitere KSB (Roter Kofel) errichtet. Angeblich ist von dieser Stelle, an der sich seit 2004 auch die Teufelsegg-Hütte befindet, eine weitere Bahn zur Bellavista-Hütte geplant, was die Gletscherbahn als Zubringer deutlich entlasten würde.
In der Talsohle des Vinschgaus haben noch Apfelbäume mit ihren rosa-weißen Blüten den Frühling angezeigt, auch die Wiesen im Taleingang sind schon saftig grün, je weiter wir nach oben kommen, desto mehr Spuren des auslaufenden Winters zeigen sich, und nach weniger als einer halben Stunde von Naturns aus erreichen wir Kurzras mit seinen Hotels und der Talstation der Gletscherbahn. Die Schneelage scheint nicht üppig, der Tag verspricht, sehr warm zu werden, wir planen keine wesentlichen Geländeausflüge, deshalb entscheiden wir uns kurzfristig, die Helme im Auto zu lassen. Der Parkplatz ist nur mäßig besetzt, auch bei der Kasse müssen wir nicht lange warten, und um 10 Uhr stehen wir am Bahnsteig der Talstation und erwarten eine der roten Gondeln der Gletscherbahn.
ST01
Rechts der Talstation befindet sich der Glockenlift, hier haben die Schneekanonen anständig gearbeitet.
ST02
Schon ist aber die Gondel angekommen,
ST03
und in 6 Minuten überwinden wir die 1201 Höhenmeter, für die Leo Gurschler 1972 mit seinem Bagger 15 Tage (mit bis zu 18 Arbeitsstunden pro Tag) gebraucht hat.
Das Wetter ist wirklich prachtvoll, blauer als dieser Himmel geht wohl gar nicht.
Hier die Bergstation Grawand mit einfahrender Gondel
ST04
Und der Tiefblick nach Kurzras, am Gegenhang sieht man die Lazaun-Abfahrten.
ST05
Nachdem wir ja die Nacht im Berghotel verbringen werden, deponieren wir unser Gepäck an der Rezeption und über eine noch sehr kompakte Piste geht es los.
Im Rückblick die Grawand 4SB
ST06
Zoom auf den oberen Bereich und das Hotel.
ST07
Genau wie viele vergleichbare Berghotels stand auch dieser Betrieb, der nach wie vor den Gletscherbahnen gehört, in den letzten Jahren vor dem Problem sinkender Auslastung, doch ging man in die Offensive und baute die vorher eher bunkerartigen Zimmer mit einer großzügig verglasten Panoramaveranda aus, auch ein Saunabereich wurde neu angelegt und das Restaurant modernisiert.
Auf diesen in den Schnee gefrästen Terrassen befindet sich die Loipe, aber im Umgebungsbereich der Pisten wurden viele ähnliche Strukturen planiert, angeblich, um den Schnee am Verblasenwerden zu hindern, allerdings kann man in diesem so malträtierten Hängen auch nicht mehr Schifahren.
ST08
In rascher Fahrt geht es über den Gletscher hinunter zum Hochjoch, wo sich die Talstationen der Gletschersee-Bahnen (2772m) und der Hintereisbahn (2774m) befinden, in Erwartung schöner Firnhänge nehmen wir diesen Lift.
Hier der obere Bereich unterhalb der Bergstation (3258m), im Hintergrund das eigentliche Gletschergebiet.
ST09
Im Zoom erkennt man die langen und flachen Finaillifte.
ST10
Eine Impression von der Hintereis-Abfahrt
ST11
Die beiden Gletschersee-Bahnen
ST12
Hier locken auch unzählige Tourenziele, sehr viele Tourengeher nützen diesen idealen Tag.
ST13
Nochmal fahren wir zur Hintereis-Bergstation, die mit ihren 3258m der höchste mit Aufstiegshilfen erreichbare Punkt im Schigebiet ist, bei der Bergstation sehen wir einige Fahrer ins freie Gelände Richtung Süden abzweigen und können uns auch nicht mehr zurückhalten. Zunächst geht es über freie Flächen, dann führt die Route in einen von Felsen begrenzten ?Canalone?.
ST14
Sabine fährt voraus.
ST15
ST16
Wir haben die schmale Stelle bald überwunden und bewundern die wirklich höchst photogene Route durch die Felsen, wie man erkennen kann, ist eine kleine Gruppe unseren Spuren gefolgt.
ST17
Und dann ereignet sich der eingangs beschriebene Vorfall, ich stehe also vornübergebeugt am Hang und fluche, weil ich mir ziemlich sicher bin, daß die Wunde genäht werden muß, daß ich dazu wahrscheinlich irgendwo hinunter ins Tal muß und ich mich extrem ärgere, daß mein Helm gut verwahrt im Kofferraum des Wagens liegt. Glücklicherweise war es kein Stein, der mich getroffen hat, sondern nur ein fester Eisbrocken, den die Gruppe über uns losgetreten hat und der durch eine Bodenwelle etwa 2 Meter über mir aufgestiegen und gegen meine Stirne geprallt ist.
Nach einigen Ermahnungen durch Sabine beende ich schließlich meine Flüche, mittlerweile sind auch die nachkommenden Schifahrer eingetroffen und fragen, ob sie helfen können. Einer von ihnen ist der im Schigebiet Dienst habende Carabinieri, der offenbar den ganzen Tag dafür abgestellt ist, durch das Gebiet zu fahren und Leuten wie mir Hilfe anzubieten, nachdem durch Österreichs Beitritt zur EU Schmuggeln praktisch nicht mehr möglich ist.
Sabine fabriziert mit seiner Unterstützung einen Druckverband im Stile eines Turbans, ich werde mindestens 5 Mal gefragt, ob ich überhaupt weiterfahren kann, dann führt er uns durch eine immer noch höchst interessante
Felslandschaft hinunter ins Tal nach Kurzras. Die Aussicht auf einen Erste Hilfe Raum in der Talstation, in dem sich vielleicht Nahtmaterial finden wird, heitert mich wieder etwas auf, und wirklich, in einer provisorischen Krankenstation finden sich Pinzette und Nadelhalter in einem Zahnputzglas und noch eine einzige Packung mit sterilen Fäden.
Nachdem sich Sabine darüber im Klaren ist, was ich von einer Rückfahrt nach Naturns oder gar Meran halte, versucht sie trotz Angst vor einer drohenden Infektion die Instrumente möglichst gut zu desinfizieren und verpaßt mir dann ? wieder mit Assistenz des Alpingendarmen - 3 Nähte. Mittlerweile ist auch der ebenfalls im Schigebiet anwesende Arzt gekommen und bewundert ihr Werk.
Wir bedanken uns für die Hilfe, und ? nicht ohne vorher die Helme aus dem Auto geholt zu haben ? geht es wieder hinauf auf den Gletscher.
Nun werden die Finaillifte exploriert:
ST18
Fazit: ziemlich lang (1473m), flach (2863m ? 3113m) und langsam (Fahrzeit 6 Minuten, beide als Tellerlifte ausgeführt).
Die Abfahrt fällt eher unter die Kategorie ?Skating-Loipe?, allerdings startet von oben eine Variantenabfahrt hinunter ins Tal, die ziemlich interessant aussieht, jedoch zum Zeitpunkt unseres Besuches sicher nicht mehr komplett befahrbar scheint.
Vom Lift aus wieder ein Blick zur Grawand
ST19
Das bisher Erlebte hat uns hungrig und durstig gemacht, deshalb planen wir nun einen Einkehrschwung in der klassischen Hütte ?Zur schönen Aussicht?, die hier vom Hintereislift aus abgelichtet wird.
ST20
Nomen est Omen!
ST21
Ist diese Materialseilbahn nicht lieb ?
ST22
Nochmal die Hütte von der anderen Seite
ST23
Nach ausreichendem Flüssigkeits- und Nährstoffersatz (köstliche Minestrone, Schiwasser) machen wir uns an die normale Talabfahrt (Schmugglerabfahrt).
Etwas oberhalb der Teufelsegg-Hütte ist die Piste in den Felsen gesprengt.
ST24
Aber auch ein weiterer Canalone lockt, der muß aber bis morgen warten.
ST25
Ebenfalls höchst lohnend sieht ein weites Kar aus, das man sicher von der Hintereis-Bergstation aus erreichen müßte.
ST26
Im unteren Bereich der Talabfahrt findet sich ein Speicherteich (Blick zurück, links der Teich),
ST27
und Sabine darf 20 Minuten in der Sonne sitzen, bis die Seilbahn endlich an der Stütze vorbeifährt.
ST28
Schon hübsch, oder?
ST29
Nachdem die Bahn mangels Andrang nur mehr halbstündlich fährt, heißt es unten wieder warten, dafür haben wir nach der neuerlichen Auffahrt die Gletscherhänge praktisch für uns alleine.
Hier die Grawand-Bahn von oben.
ST30
Ein Teil der Bergstation der Gletscherbahn
ST31
Wir befahren einige Male das Gelände direkt unter den Gletschersee-Bahnen, die zwar ziemlich kurz sind (527m), aber mit 239 Metern Höhenunterschied beinahe auf den der Finaillifte kommen.
ST32
Um 16 Uhr nehmen wir zum letzten Mal die Grawand-Bahn.
ST33
Und sind schon gespannt, welches wohl unser Zimmer sein wird.
ST34
Die Zimmer sind zwar noch immer nicht riesig groß, aber der Umbau hat sich gelohnt.
ST35
Auch das Restaurant sieht nicht so schlecht aus.
ST36
Die Abendsonne beleuchtet höchst photogen die umliegenden Berge, hier wieder der Blick zur Grawand-Bahn, das Tal in der Verlängerung nach rechts führt nach Vent.
ST37
Erinnert entfernt an Reisterrassen
ST38
Ich hab die Gipfel dort zwar anhand eines Panoramas identifiziert, aber blöderweise nicht aufgeschrieben, deshalb bin ich mir nicht so ganz sicher.
Wildspitze?
ST39
Weißseespitze?
ST40
Auf der Terrasse ist es bald empfindlich kalt, und ein scharfer Wind beendet unseren Aufenthalt schließlich.
Die anschließende Nacht im Berghotel habe ich leider nicht in allerbester Erinnerung, denn eine fatale Kombination aus zuviel Sonne tagsüber, einem genau an diesem Abend ausbrechenden Virus, der ungewohnten Höhe und vielleicht doch den Folgen meiner Kopfverletzung führt zunächst dazu, daß ich das durchaus ansprechende Abendessen gar nicht aufessen kann (was mir nur höchst selten passiert), und dann im Zimmer zu einem Fieberschub, was zu häufig unterbrochenem Schlaf und eigenartigen Träumen führt.
Der unbeugsame Vorsatz, am nächsten Tag wieder Schifahren zu gehen und eine kleine medikamentöse Hilfe führen dazu, daß ich das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen (nur eine Sorte Müsli) schon wieder ausreichend frequentieren kann.
In der Nacht sind Wolken aufgezogen und es hat einige Zentimeter geschneit.
ST41
ST42
Aber bei der Dokumentation des höchstgelegenen Hallenbads der Alpen (das ich vor dem Abendessen sogar noch benützt habe) zeigt sich schon wieder die Sonne. Das Hallenbad ist übrigens nicht renoviert worden und sieht schon etwas heruntergekommen aus.
ST43
Nach dem Frühstück ist der Himmel bald wieder fast wolkenlos.
ST44
Nach einigen Abfahrten am Gletscher machen uns auf die Suche nach der Einfahrt in das gestern entdeckte Kar, dafür muß man von der Bergstation des Hintereislifts einige Höhenmeter auf der Route zur Weißkugel aufsteigen.
ST45
ST46
Blick zurück zum Hochjochferner.
ST47
Der Autor dieser Zeilen, mit Helm!
ST48
Unterwegs im Gebirge
ST49
Im Hintergrund die Weißkugel, die uns sehr großen Appetit für eine richtige Schitour nächstes Jahr gemacht hat.
ST50
Dann könnte man auch diese leckere nordseitige Zwischenabfahrt machen.
ST51
Nach einer guten halben Stunde Aufstieg (mit Photopausen) geht es endlich los, eine interessante Mischung aus Firn und einigen Zentimetern Neuschnee eignet sich aber gut zum Gleiten.
ST52
Mit Blick zum Gletscher geht es hinunter.
ST53
ST54
ST55
Es wird uns ordentlich warm, so daß wir uns nach der Abfahrt durstig auf der Terrasse der Teufelsegg-Hütte niederlassen.
ST56
Von hier aus überblickt man die Bergstation der 4SB Roter Kofel
ST57
und die Talstation der Teufelsegg-Bahn
ST58
Nach einer ausgiebigen Mittagspause stellen wir uns noch einmal dem verhängnisvollen Canalone von gestern.
ST59
ST60
ST61
Der Blick nach rechts zeigt noch weiter Möglichkeiten, von der Teufelsegg-Bergstation nach Kurzras abzufahren.
ST62
Ein letzter Blick zurück zeigt das hier viel schmäler aussehende Couloir (links der Bildmitte von links nach rechts verlaufend).
ST63
Der untere Bereich der Route hinunter nach Kurzras ist dann schon jenseits der Grenze des Fahrbaren, die hohen Temperaturen haben der Schneedecke stark zugesetzt, immer wieder brechen wir bis zu den Oberschenkeln ein und stecken dann im Latschengestrüpp fest, auch der unterste Bereich der Lazaun-Abfahrt, den wir für die die letzten Höhenmeter nützen, ist kein Genuß mehr, deshalb sind wir mit diesem Lift auch kein einziges Mal gefahren.
Mittlerweile ist es Mittag geworden, nach Ausgleich unserer Flüssigkeitsdefizite in Kurzras geht es noch ein letztes Mal mit der Gletscherbahn nach oben, eine graue Wolkendecke hat inzwischen das Blau des Himmels verdrängt, wir sind müde und zufrieden und bummeln nun gemütlich die offizielle Abfahrtsstrecke über den Gletscher und die Schmuggler-Piste hinunter. Den Canalone bei der Teufelsegghütte hätten wir noch gerne mitgenommen, doch findet an diesem Sonntag der ?Ötzi-Marathon? statt, ein Wettkampf aus drei Bewerben, mit dem Fahrrad starten die Teilnehmer in Naturns, fahren dann 24 ,2km bis zum Weiler Unser Frau in Schnals (1538 Höhenmeter Auffahrt, 586 Höhenmeter Abfahrt), dann geht es laufend über 11,8km (495 hm) bis zur Talstation der Gletscherbahn und abschließend mit Tourenschiern über 6,2 km bis zur Bergstation (1201hm).
Aufgrund der Trassenführung für die Tourenläufer können wir den Felskanal nicht erreichen und fahren gemächlich zu Tal, nicht ohne die teilweise sichtlich gezeichneten Sportler respektvoll zu beobachten.
Die schnellste Dame hat für die gesamte Strecke übrigens 4 h52min33sec benötigt, der Sieger bei den Männern war in 3h35min31sec am Ziel, der langsamste Einzelteilnehmer war 6h52min auf der Strecke.
Das ganze gibt´s übrigens auch als Teambewerb, wenn jemand von Euch Lust hat, ich mach gerne den Manager!
Etwas nach 2 Uhr sind wir dann wieder im Tal, der Schneezustand ist nicht mehr berauschend, vor allem im unteren Bereich der Abfahrten, wir sind müde und zufrieden, und so beenden wir die Schisaison 2005/06 offiziell mit einem letzten Einkehrschwung in Kurzras.
Die beiden Tage im Schnalstal haben uns ausgezeichnet gefallen, wobei festgehalten werden muß, das der Reiz des Gebietes zum größeren Teil außerhalb des erschlossenen Gletschers liegt, die eigentlichen Gletscherhänge sind entweder sehr kurz oder sehr flach. Die Varianten auf den gegenüberliegenden Hängen aber haben wir bei weitem nicht vollständig erkundet, auch die Talroute von der Bergstation der Finaillifte muß ein Erlebnis sein, und auch die vielen Tourenziele in der unmittelbaren Umgebung werden uns sicher bald wieder in diese Region führen.