Zitat:
Mal als Beispiel, wo ich die überstrahlten Bereiche nicht gut finde.
Das Motiv, die steile Trasse ist bis auf die Position der Person nicht erkennbar.
Ich finde, dass die extrem hellen Bereiche durchaus Geschmackssache oder Slilmittel sein können.(auch wenn ich stets versuche, das zu vemeiden)
Unabhängig davon sollte die Motivaussage darunter nicht leiden oder im Idealfal vielleicht sogar unterstützt werden.
Die Bilder mit wenig Zeichnung in den Schneeflächen entsprechen ja dem Eindruck vor Ort, das war nicht gemeint.
Wieso belichtest Du denn manchmal nach Gefühl ohne Messung?
Das traue ich mich nur bei Negativfilm, wo es quasi egal ist
Insgesamt schätze ich Dich aber auch eher weniger als Pragmatike, sondern mehr als Gefühlsmensch ein, zumindest was Bilder aus Sommerskigebieten angeht.
Vermutlich geht es Dir mehr darum, die Stimmung der klassichen Postkarten und Filmbilder wieder aufleben zu lassen, als darum, ob die nun aus photographischer Sich alle makellos waren, oder nicht?
Jedenfalls hat man sich seit jeher bemüht, möglichst in allen Bereichen Zeichnung zu haben. Immer mit Ausnahmen natürlich, wie zB die Betonung bestimmter Strukturen oder Silhouettem etc.
Aber nur weil man sich seit jeher darum bemüht hat, muss man dies ja nicht für die emotional geprägten Photographien eines Sommerschibericht zur handlungsleitenden Maxime erkisen.
Vielen Dank für das interessante Feedback!! Hierzu noch ein paar Erläuterungen von meiner Seite.
Ja, ich verstehe (meine) Photographie als die "Kunst", mit der Kamera nicht 1:1 die Realität im Sinne einer Dokumentation dieser abzubilden, sondern vielmehr das Gefühl, das sie tatsächlich mir vermittelt. Gerade dadurch will ich den Focus auf diese Elemente lenken. Stilmittel hierfür sind für mich Motivauswahl und Wahl des Bildausschnitts (also insbesondere das gezielte Weglassen der meisten vorhandenen Szenenelemente in ihrer Gesamtheit), Focus und Tiefenunschärfe, in meinem Fall gezielte Über- oder Unterbelichtung, sowie in Maßen die Verwendung von "Effekten" wie zB des linearen Polfilters, der die dunklen kontrastreichen Himmel bewirkt (die sind insoweit nicht bearbeitet). Ich setze diese Stilmittel sehr bewusst und vermutlich deutlich intensiver und extremer ein als andere. (Letztlich aber die gleiche Idee, wie eine Industrieanlage mit einem grobkörnigen Schwarzweißfilm oder gar einem HIE zu photographieren. Das hat mit dem, was man dort tatsächlich sieht, wenig zu tun, mit dem wie es sich anfühlt, aber sehr viel).
In concreto: hier ging es mir in der Tat (auch) darum, das gleißende des Sommerschis zu vermitteln, darum ich habe ich bewusst auf gezielte Unterbelichtung zum Ausgleich des zu hellen Schnee verzichtet. Diese Übersteuerung des lichtgefluteteten Eismeeres nimmt man im August dort oben extrem wahr, wie ich finde.
Zu dem Bild: ich verstehe was Du meinst. Du hast mich da auch echt ins Nachdenken gebracht, ich finde das zwar im Prinzip ästehtisch so, aber vielleicht gibt es auch noch bessere Kompromisse. Wie gesagt, ich arbeite ja noch dran.
Aber mein Motiv bei dem Bild war auch ein anderes. Ich finde auch, dass die "Technik" dem Motiv zuträglich sein sollte, schlimmstenfalls neutral, aber nicht abträglich. Mein Motiv war in diesem Bild nicht die steile Trasse. Mein Motiv war die interessante Haltung der Schleppliftfahrer, die teils aus dieser Trasse herrührt. Bei mir auf dem Monitor kann man die Trasse und ihre Steilheit sowie Strukturen im Schnee erkennen, sie sind aber sehr in den Hintergrund getreten. Im Kontrast hierzu steht mein Hauptmotiv, der Schifahrer, der dadurch quasi freigestellt ist, so dass seine ungewähnliche durch die Steilheit bedingte Haltung mE besonders ins Auge sticht (weil man sich ersteinmal fragt, warum fährt der so). Abstrakter formuliert ist mein Motiv nicht die Steilheit der Trasse, sondern das besondere Gefühl, mit diesem Schlepplift zu fahren und was die Anlage mit einem macht. Würde man zu viel von der Trasse selbst sehen, würde das meine Erachtens weniger deutlich.
Dennoch finde ich Deinen Einwand sehr berechtigt, mal schauen inwieweit sich bessere Kompromisse finden lassen.
@Belichtung: Das hat verschiedene Gründe.
Zum einen, weil ich ungenaue Belichtungen mag. Insbesondere können sie natürlicher wirken, wie ich finde. So photographiere ich gern mit ein und derselben Einstellung verschiedene Motive, die dann automatisch teils über- und teils unterbelichtet werden, was me dem realen Bildeindruck vor Ort näher kommt, wo man diese Kontraste in ihrer Gesamtheit auch so wahrnimmt. das funktioniert aber nur, wenn man dann auch mehrere Bilder der Szenerie in unmittelbarem Zusammenhang zeigt.
Dann kommt dazu, das ich damit mE einfach schneller gute Ergebniise erziele. Die Automatik liegt (auch ohne linearen Polfilter
) zu schnell irgendwo entweder ganz daneben, oder langweiligen Normalbereich, den ich nicht abbilden will. Korrekturen sind mir zu aufwendig, da geht manuell schnellerl. Außerdem erinnert mich dsa an meine analoge Zeit, wo man auch nicht immer richtig lag (schon weil die Belichtungsmesser weniger präsie waren ohne digitale Technik und man seine Kamera gut kennen musste, um richtig zu belichten).
Teils mache ich wiederum ohnehin Belichtungsreihen, aber generell ist die Taktik, ein Ort = eine Einstellung, eine solche, die für mich sehr gut aufgeht. Einen gewissen Ausschuss muss man halt in Kauf nehmen. Für mich persönlich hat sich meine Photographier seither deutlich verbessert.
Schließlich ist es richtig, dass ich auch gerade die "Unzulänglichkeiten" gewisser analoger Erffekte suche. So verstärkt der Polfilter (und teilweise wohl auch meine Hand
), sehr deutlich die Vignettierung und die Randunschärfe. Beides sind für mich aber ganz wichtige Stilmittel, die ich nicht missen will. Modern Objektive lassen das für mich viel zu sehr vermissen und ich hab beides früher teils drauf gerechnet, aber der Aufwand ist halt hoch. Nicht hingegen tragen CA zu einem guten Bildeindruck bei (glaube ich), daher muss man sagen, sind hier die modernen Objektive schon besser. Aber ich mag ja auch den Staub... (in Maßen)...
Farbverfälschungen durch Filme sind ja letztlich auch Unzulänglichkeiten, die dann wieder Features sind, weil sie oftmals die Ästhetik bestimmter Bilder erst charakteristisch bestimmen. Genau genommen müsste die Farbechteste Darstellung die Beste sein, oft wird man das aber anders wahrnehmen.
Und das ist der Kernpunkt. Das kenne ich aus der Studioproduktion. Nicht diejenige Aufnahme, die beim Nachmessen die besten Werte erzielen würde, klingt am besten, sondern diejenige, bei der sich die Musik am stärksten so anfühlt, wie wir sie tatsächlich wahrnehmen. Dafür geht man oft komplexe Wege, bis eine Akkustikgitarre sich aufh einer Aufnahme so warm und weich und klar und direkt anfühlt, wie wir sie in der Realität wahrnehmen. Bei Bildern ist das mE ähnlich.