An den diesjährigen Osterfeiertagen erfüllte ich mir quasi so etwas wie einen versteckten Kindheitstraum.
Führte mich unser alljährlicher Sommerurlaub im Kreise der Familie bis zu meinem 15ten Lebensjahr bestimmt 10 mal auf die steirische Seite des Dachsteinmassivs, so blieb mir ein Winterbesuch dieser Gegend in meinen jungen Jahren stets verwehrt.
Als kleiner Junge blickte ich im Sommer sehnsüchtig vom Hochplateau der Ramsau auf die Lift- und Pistenschneisen der 4-Berge-Schischaukel im Ennstal, die damals zwar noch nicht komplett verbunden war, aber in mir Sommer für Sommer das Verlangen nach einem Skiurlaub in dieser Gegend aufkommen ließen.
Vor gut 10 Jahren erfüllte ich mir diesen Kindheitstraum und war danach eher enttäuscht als angetan von diesem Skigebiet, was aber wohl vor allem an den damals herrschenden Schnee- und Wetterbedingungen lag.
Mittlerweile war ich des öfteren in der 4-Berge-Schischaukel zu Gast und konnte dem Gebiet bei guten Verhältnissen auch positive Seiten abgewinnen, zum Stammgast bin ich trotzdem nicht geworden.
Während der letzten Kurzaufenthalte blickte ich, ganz im Gegensatz zu meiner Kindheit, sehnsüchtig von den Niederen Tauern in Richtung Dachsteinmassiv, wohl wissend daß dessen Steile Südflanken auch einige lohnende Abfahrtsvarianten beheimaten. Eine Befahrung dieser blieb mir aber aus verschiedenen Gründen bisher stets verwehrt und so war eines meiner Ziele der diesjährigen Alpinskisaison ein Besuch in einem österreichischem Langlaufmekka
.
Nach einem Abstecher nach Sportgastein am Karsamstag mit Lanschi und Moglrat (Bericht folgt), führte mich mein Weg zurück nach Bischofshofen und von dort über Eben und Filzmoos in Richtung Talstation der Dachstein-Gletscherbahn.
In Hachau, einem kleinen Weiler zwischen Filzmoos und Ramsau, wird erstmals der Blick auf die Südwände des Dachsteinmassivs frei.
Der Blick fällt natürlich unweigerlich auf die Bergstation der Seilbahn (ganz Links) und auf die darunter liegende Schneeschüssel
Bei genauerem Hinsehen ist auch der Zustieg zur klassischsten Variante auf der Südseite des Dachsteins und zu den Steilabfahrten der Schwadrinn zu erkennen.
Kurz darauf beziehe ich mein Quartier im Gasthof Hunerkogel, direkt bei der Talstation der Gletscherbahn. Da mich der Vorangegangene Tag doch ziemlich geschlaucht hatte, fällt mir das Einschlafen kurz nach dem Abendessen und der Sportschau nicht schwer.
Am nächsten Tag lasse ich es gemütlich angehen, und so stehe ich, nach einem reichhaltige Frühstück, erst gegen 10:00 Uhr an der Talstation der Seilbahn, die mich bei strahlendem Sonnenschein ein Stückchen dem Paradies näher bringt.
An der Bergstation nehme ich mir erstmal Zeit für eine kleine Fotosession
Strandfeeling auf dem Skywalk bei der Bergstation
Blick zum Koppenkarstein mit Austriaschartenlift
Einfahrt Schwadrinn - wirklich ordentlich Steil
Gletscherskigebiet mit der Karsthochfläche "Am Stein" dahinter.
Irgendein Berg in den Hohen Taueren im 18fach-Zoom
Naja, das ist doch sehr optimistisch...
Blick zur Talstation mit Türlwandhütte (links der Talstation), Gasthof Hunerkogel (meine Unterkunft, rechts der Talsation) und Hotel Dachstein (am rechten Bildrand)
Um zumindest mal jeden Lift auf dem Gletscher gefahren zu sein ging es dann erst einmal in Richtung Talstation DSB Mitterstein, welche die einzigen, auch für fortgeschrittene Skiläufer brauchbaren Pisten erschließt.
Laaangsame DSB mit schwarzer (links) und roter (rechts) Piste.
Da ich aber nun wirklich nicht zum Pistenfahren hierher gekommen bin führte mich mein Weg ziemlich schnell in Richtung Austriaschartenlift.
Ein paar Meter oberhalb dessen Bergstation beginnt der Zustieg zum Koppenkarstollen, welcher einen Teil eines Klettersteigs auf den Koppenkarstein darstellt.
Der Zustieg besteht zu einem Teil aus Eisenhaken und zum anderen Teil aus richtigen Aluleitern, wobei das Begehen mit Skischuhen für mich durchaus eine Herausforderung darstellte. Vor allem auf den Aluleitern habe ich mich ungesichert alles andere als Wohl gefühlt. Die Aussicht auf einen Sturz bei einem Fehltritt aus ca. 20 - 25 Meter Höhe ist nich unbedingt verlockend...
Mein Respekt denjenigen die vor mir mit geschulterteten Skiern da hoch sind
; ich hab mir die Skier (und Stöcke) dann doch lieber an den Rucksack geschnallt...
Oben angekommen ist auch schon das Ende des kurzen Tunnels zu erkennen...
... an dessen Ausgang erst mal ein Panorama über das Ennstal und die Niederen und Hohen Tauern wartet...
..bevor zum ersten Mal der Weg zur eigentlichen Einfahrt ins Edelgrießkar ins Blickfeld gerät...
... welcher zwar gut ausgetreten und somit problemlos zu gehen ist, aber talwärts trotzdem ohne Netz und doppleten Boden steil abfällt. Ein Sturz hätte hier fatale Folgen.
Bergwärts ist der Weg mit einem Seil versehen (welches ich auch dankbar benutzt habe)
Nach ca. 150 Meter erreicht man dann den Anschnallplatz.
Mittlerweile ist es ca. 11:30 Uhr und die Sonne hat aus dem Südostseitig ausgerichteten Kar ein Firnparadies gezaubert.
Blick auf den riesigen Starthang des Edelgrieß. Am Grat rechts hinunter führen die Steilabfahrten der Schwadrinn.
Man ist nicht allein hier oben, ganz im Gegenteil. Neben einem Langlaufmekka, ist Ramsau natürlich auch ein Eldorado für Tourengeher und Variantenfahrer.
Erster Blick über die Wächte ins Kar - eine gigantische Schneeschüssel
Zoomfotos
Der Einstieg erfolgt entweder durch eine kleine Hüpfer über die Wächte (ich muss gestehen, ich hab mich nicht getraut
) oder über ein kurzes, stark verbuckeltes Stück am Grat entlang wodurch man die Wächte umfahren kann
Der erste Hang ist durchaus Steil (schätze so ca. 35 - 40 Grad, je nachdem wo man fährt), aber bei den angetroffenen Verhältnissen (aufgefirnte Buckelpiste) zwar anstrengend aber problemlos zu bewältigen
Danach ändert sich die Ausrichtung des Kars in Richtung Süden und es wird deutlich flacher, was zu rasanterem Firngleiten verleitet (Ja Firngleiter, ich hab dabei tatsächlich an dich gedacht, und auch für dich waren ein paar Schwünge dabei
.)
Die Reiteralm rückt ins Blickfeld
Sommerschi
Ohne Worte
allgegenwärtig - Nassschneerutsche
Bei der Ausfahrt aus dem eigentlichen Kar kommt dann Dolomitenfeeling auf.
Eine massive Nassschneelawine die es zu queren galt.
Hinter dem Grat links(Burgstall-Leiten) geht es über die Kraml-Lahn in die Ramsau, rechts haltend kommt man zurück zur Talstation der Gletscherbahn.
Ich steuere zuerst auf den Grat Richtung Ramsau zu...
... um aber schließlich doch den direkten Weg diesseits der Burgstallleiten zu nehmen. Auch hier noch Firngenuss vom Feinsten.
Durch eine kleine Natur-Halfpipe....
...vorbei an ein paar einheimischen Jugendliche, die eine kleine Schanze bauen
...
... führt mich mein Weg schließlich zur wohlverdienten Mittagspause auf der Brand-Alm, welche in unseren Sommerurlauben immer den Auftakt zu unseren Wandermarathons darstellte. Schon damals waren die Speckknödel des Hüttenwirts Fritz ein Gedicht, und auch dieses mal werde ich nicht enttäuscht.
Die Atmosphäre hier ist so ganz anders als auf einer Hütte in einem "normalen" Skigebiet. Hier ist man als Skifahrer an Ostern eher die Ausnahme. Wanderer und Sonnenanbeter dominieren mittlerweile schon das Publikum und es will so überhaupt keine Hektik aufkommen, weder beim Personal, von denen die Meisten sowieso nur noch 2 Arbeitstage der Wintersaison vor sich haben, und schon gar nicht von den Gästen von denen die meisten zur Verdunkelung der Hautfarbe und zum Plausch mit dem offensichtlich regional bekannten Hüttenwirt hier herauf gekommen sind. Erholung pur!
Natürlich hat der Wirt auch einen Hund.
Auf dem Wanderweg geht es schließlich zurück in Richtung Ramsau.
Noch ein letzter Blick zurück auf die malerisch gelegene Brandalm, überragt vom Dreigestirn des Dachsteinmassivs (v.l. Torstein, Mitterspitz, Dachstein)
An der Bushaltestelle erhalte ich noch einen guten Einblick in die Kraml-Lahn. Vielleicht beim nächsten mal...
Zwar ist es erst gegen 14:00 Uhr, trotzdem beschließe ich den Skitag zu beenden und ihn auf dem Balkon meiner Unterkunft bei einem kühlen Bierchen ausklingen zu lassen. Morgen ist auch noch ein Tag...
to be continued