Oberalppass, 19. Dezember 2003 - Veltliner-Tour
Ende 2003 sieht es nicht gut aus mit dem Schnee. Umso interessanter werden in solchen Situationen die "Schneelöcher", die dann zwar oft auch nicht im Schnee versinken, aber vernünftigen Skisport anbieten können. So zieht es mich dieses Mal für vier Tage nach Andermatt, wo ich insbesondere den Gemsstock unsicher mache auf genialen Pisten und Routen. Dieser Gemsstock ist hier bereits bis aufs letzte Schneekristall dokumentiert, so dass ich mich an dieser Stelle auf den dritten Tag fokussiere, an dem die Veltliner-Tour auf dem Programm steht. Das Skigebiet von Sedrun ist im Skipass Andermatt inbegriffen, so dass sich ein Besuch anbietet, zumal das Skigebiet zwischen Oberalppass und Dieni sich als kleine 3-Täler-Skischaukel auf dem Pistenplan rdurchaus nett darstallt und per Zugpendel in 5-10 Minuten mit dem Nätschen-Gebiet (das ich bereits am ersten Tag besucht hatte) verbunden ist. Die im Skipass inbegriffene MGB sorgt hier für den Verbund eines durchaus als mittelgroß zu bezeichnenden Skigebiets. Um es vorwegzunehmen: An die Qualiät des Gemsstocks kommen Sedrun und Nätschen trotzdem bei weitem nicht ran.
Das Skigebiet Sedruns bietet vor allem zwei Typen von Pisten: Breite und geniale Carvinghänge sowie recht steile schmale Pisten durch enge Combes. Die Pisten sind teilweise beschneit, aber allesamt unmodelliert - ein Beispiel, dass perfekter Carvingspaß auch in natürlichem Gelände möglich ist. Landschaftlich ist es karg bis unwirtlich, dies gilt vor allem für den Mittelteil im Bereich des Val Val. Dort sind auch die angesprochenen engen Pisten zu finden. Die Veltlinertour beginnt am Oberalppass, wo der Schlepplift Alpsu zum Calmut hinaufzieht. Dahinter ist das Val Val zu überwinden, das beide Bergflanken mit 4er-Sesselbahnen bedient. Oben auf dem Cuom Val angekommen, führen breite und eher flache Hänge über 800 Höhenmeter hinunter nach Dieni, ein Ortsteil Sedruns. Zu dieser Zeit sind im Bereich Val Val aufgrund des wilden Geländes nur die beiden beschneiten roten Pisten zu befahren. Auf dem Hang zum Oberalppass gestaltet sich die Schneesituation wesentlich freundlicher, das gleiche gilt für die Dieni-Seite oberhalb der Mittelstation. Unterhalb ist die Beschneiung noch rudimentär und abschnittsweise ist das Fahren auf Grashalmen kaum zu vermeiden.
Die Pisten sind eher unspektakulär. Die Landschaft ist sehr karg und eigenwillig. Ich lasse die Bilder sprechen.
^^ Pistenplan damals (nur Sedrun-Oberalp)
^^ Pistenplan heute (mit Nätschen)
Hier kann man den aktuellen Pistenplan der gesamten Gotthard-Oberalp-Region aufrufen.
^^ Bahnhof Andermatt. Hinten zieht die DSB hoch zum Nätschen. Wir werden hier einsteigen und die Strecke zum Nätschen mit dem Zug zurücklegen, aber zunächst weiterfahren zum nächsten Halt am Oberalppass, wo die Veltliner-Tour beginnt.
^^ Ankunft am Oberalppass. Kein Baum, kein Strauch hier oben; steile Bergflanken und viel Schnee, wie sich's für den Oberalppass gehört.
^^ Ein kleiner Aufstieg zu Fuß ist erforderlich, um zur Talstation des Alpsu-Liftes zu gelangen.
^^ Der Ende der 80er Jahre komplett neu errichtete Alpsu-Lift zum Calmut mit genialer Carving-Piste (2)
^^ NAch der Abfahrt ins Val Val gelangen wir zur Talstation der beiden 4er-Sessellifte, die auf beide Bergflanken hinaufführen.
^^ Wir fahren weiter zum Cuom Val; beim Blick zurück sieht man die Bahn zurück zum Calmut, und man erkennt, dass beide Bahnen eine identische Achse haben. Prinzipiell wäre auf dieser Trasse eine Berg-Tal-Berg-Bahn möglich gewesen. Ganz rechts ist das Joch, von dem die Piste herunter führt, über die wir zur Talstation der Sesselbahnen gekommen sind.
^^ Gleich sind wir oben auf dem Cuom Val. Nachdem die Bahn anfangs sehr steil war, ist sie hier oben fast eben. Links hinten die Bergstation des Skiliftes Tegia Gronda, einer Beschäftigungsanlage im Gipfelbereich.
^^ Blick über den Coum-Val-Doppellift (inzwischen eine 6KSB auf anderer Trasse) ins Tal des jungen Oberrheins mit Sedrun und seinen Weilern.
^^ Blick ab der Mittelstation auf Sedrun und Rueras. Im Bild auch die Garaventa-4KSB Dieni-Milez. Sesselbahnen sind hier Garaventa, Schlepplifte WSO.
^^ Ähnlicher Blick von etwas weiter unten (Talstation Planatsch) mit Piste 13
^^ Talstation der 4KSB in Dieni; dies ist die Haupt-Talstation der Sedrun Pendicularas. Hier wird überwiegend Obersurselvanisch gesprochen; diese Sprache hat nur wenige tausend aktive Sprecher.
^^ 4KSB und zum Cuom Val weiterführender Doppelschlepper. Man erkennt das recht flache und breite Skigelände in eher trostloser Landschaft. Die neue 6KSB führt vom unteren Bereich am rechten Bildrand hinauf zum Cuom Val.
^^ Mein Vater auf der perfekt carvingtauglichen Piste (10)
^^ Mittelstation Milez mit Kurzbügler Planatsch
^^ Blick vom Cuom Val durch die lanzenbestückte Combe (Piste 5) ins Val Val. Nahe des linken Bildrandes erkennt man die Sesselbahn zum Calmut; dieser ist die Felskuppe vor dem Felsberg im Hintergrund.
^^ In der engen Schluchtenabfahrt (5)
^^ Die Bahn zum Calmut auf der Gegenseite - über sie gelangen wir zurück zum Oberalppass. Unwirtliche Landschaft hier - erscheint hochalpiner als es die Meereshöhe erwarten lässt. Der felsarme Bereich ist die Piste 4, für die aber eindeutig zu wenig gefrorenes H-O-H liegt.
^^ Piste 3 von der Gegenseite (weiter rechts als die 4 auf dem vorherigen Bild). Auch hier eine enge Combe. Über diese sind wir morgens ins Val Val gekommen.
^^ Blick nach Süden zum Lai da Curnera
^^ Oberer Teil der skifahrerisch belanglosen Piste vom Calmut zum Oberalppass (2) ...
^^ ... die ich im weiteren Verlauf aber als perfekte (und unmodellierte) Carvingpiste erweist.
^^ Aus Andermatt-Nätschen fährt ein Zug am Oberalppass ein.
^^ Wir fahren zurück, und ich steige hier nochmals am Nätschen aus, um hier nochmal zwei Nachmittagsfahrten zu absolvieren.
^^ Mit der 4KSB geht es hinauf zum Gütsch
^^ Bergstation gemeinsam mit Kurvenlift Dürstelen
^^ Windrad am Gütsch hinter dem Dürstelenlift
^^ Tiefblick nach Andermatt - links unten die DSB Nätschen, bevor es über die blaue Abfahrt hinunter bis ins Tal geht. Diese blaue Piste ist kein Vergnügen, man fährt kräftezehrend auf der im Winter gesparrten Passstraße. Ganz oben kann man noch eine Variante fahren. Ganz unten fahre ich direkt in Richtung Ortsmitte zum Hotel, wo ich die letzten Meter auf einer Treppe bewältige.
Fazit: Ein Skitag in einer ungewohnten und damit durchaus interessanten Landschaft bei komplett leeren Pisten, was die Bilder hoffentlich vermitteln konnten. Die wilde Landschaft in Verbindung mit der völligen Menschenleere war fat schon ein wenig bedrückend aber auch beeindruckend. Skifahrerische Galnzpunkte darf man freilich nicht erwarten.