Niederalpl – Endlich! Oder: Die neue Bescheidenheit, 17.02 2007
Dieser Winter ist definitiv verrückt! Oder macht er uns alle nur verrückt? Grad komme ich aus einem Freeride-Paradies zurück … Ähem Paradies? Mit seinen maximal 400 Höhenmetern und der starken Bewaldung zählt das Skigebiet um die Passhöhe des Niederalpl (1221m) in der Obersteiermark sicher nicht zu den Freeride-Paradiesen.
Aber in diesem Winter zählt nur eines, und zwar: Es gab
NEUSCHNEE.
Während in Frankreich, der Schweiz und in Westösterreich die Warmluft bereits voll durchgreifen konnte, hielt sich im äußersten Osten der Alpen noch ordentliche Kaltluft. Dazu kamen starke Schneefälle v.a. von Donnerstag auf Freitag in den steirisch-niederösterreichischen Kalkalpen. Daher (und aufgrund der angespannten Lawinensituation dort) habe ich meinen an sich geplanten Dachstein-Trip mit Edelgriess-Exkursion abgesagt und bin stattdessen aufs Niederalpl gefahren. Gleichzeitig habe ich wieder meine Funktion als Integrationsbeaufragter wahrgenommen und bin mit einem deutschen Arbeitskollegen Integrationsskifahren gewesen (praktischerweise hat er ein Auto).
Der Neuschnee kündigte sich bereits um den Semmering an, erkennbar an den frisch verschneiten Bäumen. Während der Fahrt durch das oberste Mürztal stieg dann mit jedem Höhenmeter die Winterstimmung. Auf der Passhöhe lagen dann ca. 20 cm Neuschnee auf einer alten Unterlage von vielleicht 40 cm.
Talstation der 4SB (Leitner mit Förderband) vom Niederalpl auf einen Höhenzug Richtung Wetterin
Bereich um den Übungslift „Waldrandlift“
Selbstverständlich bietet das Skigebiet aufgrund seiner Kleinheit und des Geländes nur begrenzt Off-Piste-Möglichkeiten. Bescheidenheit war also angesagt. Zunächst ging es in verschiedenen Variationen den (leider viel zu kurzen) Tiefschneehang links der SB hinunter. Aufgrund der geringen Zahl an Skifahrer (und die allerwenigsten von diesen wagen sich in den Tiefschnee) war es selbst um 10h30 noch kaum verspurt. Auch zwischen der Wetterin-Alm und der normalen Piste finden sich einige wenige Höhenmeter Tiefschnee – schöner, leicht windbeeinflusster Pulverschnee bei perfekter Neigung.
Viel zu kurz – aber trotzdem nett, vor allem in diesem Winter: Mini-Tiefschneehang am Niederalpl
Es war das erste mal, dass ich meine „Tanker“, die ich speziell für hochwinterliche Tiefschneeverhältnisse erworben hatte, in ihrem ursprünglichen Element einsetzen konnte. Ich war begeistert. Im Vergleich zu meinen (kurzen und weichen) Tourenski ist das eine andere, viel „geilere“ Welt. Die Ski brauchen nicht diesen klassischen Kurzschwung, sondern verlangen geradezu nach langen, gezogenen Linien. Echtes Freeride-Gefühl … leider immer nur für wenige Sekunden. Dann war der Hang zu Ende …
Vollends begeistert war ich dann beim Befahren eines schönen (aber auch zu kurzen) Hangs, weiter oben. Hier war der Neuschnee deutlich windgepackt, so dass die Ski förmlich über dem Schnee schwebten. Endlich kam auch mal im Tiefschnee so was wie „Geschwindigkeitsrausch“ auf (wahrscheinlich fuhr ich eh nur Schritttempo, aber angefühlt hat es sich wie Formel 1 …). Den ganzen Tag war es kräftig windig. Das hatte aber den angenehmen Nebeneffekt, dass meine Spuren immer neuerlich zugeweht wurden. So konnte ich den gleichen Hang immer wieder „neu“ befahren.
Mini-Hang oberhalb der Almmulde (ca. 1300-1400m)
Daneben fanden sich auch noch einige andere, zwar kurze aber durchaus schöne Tiefschneestücke im unmittelbaren Nahbereich der Pisten/Lifte.
Und zum Abschluss gab ich mir dann die „Krönung“. Mit einem (sehr) kurzen „Hike“ vom kurzen Tellerlift in der Almmulde erreicht man einen steilen, bewaldeten Hang, wo sich aber in rinnenartigen Hängen im Hochwald schöne Linien ziehen lassen. Diese Hänge ziehen in ein kleines Nebental hinunter, durch das auch die offizielle und präparierte „Hintenherum-Abfahrt“ (offiziell heißt die Brachkogelabfahrt, glaub ich) führt. Dadurch erreicht man immerhin einen Höhenunterschied von doch ca. 100 Höhenmetern. Diese Variante war sehr schön zu fahren, steil genug um etwas Obacht geben zu müssen und gleichzeitig war überraschend genug Schnee, sodass selbst Baumstümpfe und anderes Unkraut wie umgefallene Bäume etc., was eben in so einem Hochwald zu finden ist, keine Hindernisse darstellten.
Auch mein Kollege macht Fortschritte in seinem 2. Skijahr – Auf der Hintenherum-Abfahrt
Fazit
Nach langem Warten mein erster echter Tiefschneetag heuer. Und das im Nahbereich von Wien – darauf hätte ich gar nicht mehr gehofft. Besonders begeistert bin ich von den neuen Ski, die tatsächlich gänzlich neue Dimensionen des Tiefschneefahrens eröffnen …
Ups