Vor einigen Wochen bin ich mit dem AF-User ski-chrigel im Rahmen seiner Gletscherflüge in die Luft gegangen. Das Erleben der Berg- und Gletscherwelt aus direkter Nähe in meist unerschlossenen Regionen hat mich schon lange gereizt. Im Vergleich zu anderen Anwärtern auf der Warteliste hatte ich relativ viel Glück und saß bereits beim zweiten Anlauf in der Maschine.
Die finale Entscheidung für den Flug wurde erst am Morgen getroffen, da am Vortag noch nicht klar war, wie sich der Wind entwickeln würde. Gegen 07:30 Uhr bekam ich das Go und machte mich auf den Weg zum Flugplatz Beromünster bei Luzern. Die gelbe Husky war bereits von weitem zu sehen, Chrigel schon mitten in den Vorbereitungen. Die Tankanlage streikte gerade, wodurch der Flug bis ins Wallis für einen Moment gefährdet war. Aber mit der Hilfe der Mitarbeiter des Flugplatzes, konnte das Problem schnell behoben werden. Noch ein paar letzte Checks, dann konnte es losgehen.
Die Aviat Husky kurz vor dem Start
Mit einem Zweisitzer war ich bisher nur ein Mal in den USA für einen kurzen Rundflug unterwegs. Ansonsten beschränkt sich meine Erfahrung beim Fliegen größtenteils auf Strahlflugzeuge. Ausnahmen waren u.a. eine Gippsland Airvan, eine Bombardier Q400 oder die DeHavilland DHC-8-100. Die Lautstärke der Maschinen auf dem Flugplatz war jedenfalls beeindruckend, auch während der Landung eines Helikopters nach unserer Rückkehr. Im Flieger selbst hat man ein Headset auf, dass die meisten Fluggeräusche filtert. Trotzdem hatte ich noch mehrere Tage nach dem Flug, weil an dieser Stelle etwas empfindlich, ein leichtes Dröhnen im Ohr.
Was die Route betrifft, so war ich froh, dass die Tankanlage funktionierte und wir genügend Reserve für einen Flug bis ins Wallis hatten. Leider war kein GPS-Logger mit an Bord, so dass ich die einzelnen Ziele nachgetragen habe - die exakte Route verlief natürlich etwas anders als die direkten Verbindungen. Von Beromünster flogen wir in südlicher Richtung über das Entlebuch, den Brienzersee und das Lauterbrunnental zu unserem ersten Ziel, dem Kanderfirn. Nach einigen Landungen und einem Gletscherfondue ging es vorbei an der Lauchernalp, über das Lötschen- und Rhonetal, vorbei an den Skigebieten im VdA und Nax sowie über das Val d’Hérens zum Rosablanche. Anschließend flogen wir weiter im Val de Bagnes und den Stausee Lac de Mauvoisin, um nach Osten abzudrehen und auf dem Brenaygletscher zu landen. Mit Sicherheit der beeindruckendste Stopp des Fluges. Danach ging es auf die andere Talseite zum Petit Combin, wo wir allerdings nicht ausgestiegen sind. Der letzte Stopp war schließlich der Tsanfleurongletscher, ehe es vorbei an Lenk, über das Diemtigtal und das Entlebuch zurück nach Beromünster ging. Insgesamt waren wir für die Tour exakt fünf Stunden unterwegs und setzten Punkt 15 Uhr zur Landung auf der Graspiste auf.
Nun zu den Bildern...
Seitenblick, gleich geht es los.
Kurz nach dem Start. Kaiserwetter sollten wir nicht erwischen, aber die Wolkenfetzen bereiteten uns keine Probleme. Dazu war es fast den ganzen Flug über angenehmen ruhig, so dass wir erst in der letzten halben Stunde an der ein oder anderen Stelle die Thermik zu spüren bekamen. Trotzdem empfinde ich die Bewegungen in so einem kleinen Fluggerät als viel angenehmer gegenüber den klassischen Turbulenzen in einem großen Jet.
Nach einer Drehung fliegen wir zuerst zum Sempachersee...
...den wir hier überqueren.
Malters liegt nun unter uns, weiter hinten ist Luzern und der Vierwaldstättersee zu sehen.
Als nächstes überfliegen wir die Gebirgsgruppe der Emmentaler Alpen, hinter den Wolken ist der Fürstein zu sehen. Zusammen mit dem Entlebuch eine wirklich schöne und etwas unterrepräsentierte Gegend.
Wir passieren Sörenberg mit seinem Skigebiet, das Brienzer Rothorn versteckt sich in den Wolken.
Aus einer anderen Perspektive ist im Hintergrund der Sarnersee zu sehen.
So langsam wird es hochalpin, ein Teil des Seen-Duos und die Berner Alpen kommen in Sicht.
Unterhalb vom Rothorn ist ein kleiner Einschnitt im Gelände, durch den die Trasse der Dampfzahnradbahn verläuft.
Blick nach Interlaken. Der UFO-Landeplatz ist von weitem zu sehen.
Der Blick aus der anderen Seite geht über das Rötihorn/Reeti hinweg in Richtung Grindelwald. Dahinter natürlich die Eiger Nordwand mit Dreigestirn, wobei die Jungfrau verdeckt ist.
Das Rötihorn kommt relativ unscheinbar daher, links ist noch der Sägistalsee zu erkennen. Das Roteflue ist knapp nicht mehr zu sehen. Diese Gebirgsformationen sehen aus der Luft sehr spektakulär aus.
Wir nehmen Kurs auf das Lauterbrunnental, der uns westlich am Männlichen vorbeiführen wird.
Blick hinunter ins Skigebiet, die Stützen der neuen Männlichenbahn stehen schon. Wo die alten Stützen noch stehen, hat man das Joch entfernt.
Mit dem Eiger auf Augenhöhe. Links hinten das Finsteraarhorn, rechts der Mönch.
Auch weiter unten ist der Baufortschritt an der neuen Bahn gut zu erkennen.
Blick hinunter zu Wixi und Co. Auch im Bereich der 3S wird kräftig gewerkelt.
Das Jungfraujoch mit dem Observatorium in einer beeindruckenden Landschaft.
Auf der anderen Seite kommt das Skigebiet Schilthorn mit der Kandahar-DSB in Sicht.
Irgendwo zwischen den Wolken sind Birg und die KSB Riggli zu sehen.
Die Aussichten werden nicht weniger spektakulär. Die Jungfrau steht hinter dem Silberhorn, der gezackte Gipfel rechts ist das Gletscherhorn, hinter dem das Wallis beginnt.
Nochmal der Blick hinunter zu Birg und Riggli.
Möglicherweise ist ganz rechts der Schwarzmönch zu sehen, im Hintergrund dagegen sicher die Westseite des Skigebiets mit der Wengernalp und der Abfahrt 32 durch das kleine Seitental.
Von hier kann man das Dreigestirn wirklich gut erkennen. Ganz rechts am Bildrand die Äbeni Flue.
Unten kommt unser erster Landeplatz auf dem Kanderfirn in Sicht, dahinter ist das Balmhorn über den Wolken zu sehen.
Im ersten Anlauf wollen wir links hinter dem Mutthorn mit der gleichnamigen Hütte landen. Rechts gibt es auch eine Landemöglichkeit, die wir uns für später aufheben.
Ein Seitenblick zum Breithorn, der sog. Wetterlücke und dem Tschingelhorn. Die kleine Spitze dahinter, die unbedingt noch mit auf das Bild wollte, ist das knapp 4.000 m hohe Bietschhorn.
Der Landeplatz kommt in Sicht, es hat schon erste Spuren im frischen Pulverschnee.
Wir drehen erst einige Runden, Chrigel kann im Gegensatz zur Kamera kaum Konturen auf dem Schnee erkennen, die jedoch für eine Einschätzung der Situation zwingend notwendig sind. Der Vorteil ist, dass es schon Spuren gibt und eine Landung damit machbar scheint.
Beide Landeplätze sind nun zu sehen, dahinter das Spaltenhorn.
Diese Tankanzeige gibt es auf beiden Seiten der Kabine. Auch gibt es einige Instrumente, da man zusätzlich vom hinteren Sitz steuern kann.
Man bleibt nicht direkt nach der ersten Landung stehen und steigt aus sondern wiederholt den Vorgang noch ein oder zwei Mal, um die Bedingungen möglichst gut abschätzen zu können und später beim Start keine Probleme zu bekommen. Zur Sicherheit haben wir trotzdem ein „Fresspaket“ für 24 Stunden dabei, falls wir nicht am gleichen Tag abgeholt werden können - was im Sommer natürlich noch unwahrscheinlicher ist als im Winter.
Beim ersten Stopp werden wir von einem weiteren Gletscherflieger begleitet und es gibt zur Feier des Tages ein Gletscherfondue. Zum Glück sitzen im anderen Flieger zwei Schweizer, die Chrigel beim Verzehr unterstützen, da sein deutscher Passagier nicht viel übrig hat für das Schweizer Nationalgericht. Ich versuche dabei, der Unterhaltung zu folgen, doch viel bekomme ich nicht mit. Immerhin kann ich mitnehmen, dass ein Feiertag in der Schweiz auch Sonntag genannt wird und ein belegtes Brot in Sandwich-Form „Eingeklemmtes“.
Durchaus fotogen, die Husky. Es ist recht kühl hier oben, aber die Maisonne spendet genügend Wärme und ordentlich UV-Strahlung, was später für einen zünftigen Sonnenbrand sorgen wird. Man sollte sich halt auch überall eincremen.
Blick zur Mutthornhütte, wo wir im Notfall unterkommen könnten.
Nachdem das Fondue verzehrt ist und wir auch auf anderen Wegen wieder gestärkt sind, starten wir zu unserem nächsten Teilstück. Hier beobachten wir den Start der Kollegen, ehe wir auf dem zweiten Landeplatz landen.
Touchdown...
...Start...
...Check der Bedingungen...
...sieht gut aus - noch eine Lande-Start-Kombination, dann geht es weiter.
Nachdem wir den Petersgrat überquert haben, kommt direkt das nächste Skigebiet in Sicht, die Lauchernalp mit ihrer kuriosen, kurzen Gipfel-EUB.
Immerhin hat sich dort noch ein Skilift gehalten.
Blick in zwei verschiedene Täler.
Endlich kommen die Walliser Alpen in Sicht. Hier stechen in der Bildmitte das Weisshorn, das Zinalrothorn und natürlich das Matterhorn heraus. Rechts ist noch die Dent Blanche zu sehen. Die Dufourspitze könnte links noch zu sehen sein.
Wir kommen näher, werden jedoch das Matterhorn bei diesem Flug nur aus der Ferne sehen.
Blick in den Sektor Chandolin.
Bergstation des TKD Illhorn 2, immer wieder ein Highlight im Val d'Anniviers.
Und der Sektor Saint-Luc. Hier dominieren zum Glück noch die Stangenschlepper.
Die Dent Blanche und das Matterhorn thronen über dem Skigebiet von Zinal. Gut zu sehen die Pendelbahn und die Piste du Chamois.
Wir fliegen weiter über Nax, das vor 2012 noch mit ausschließlich interessanten Liften aufwarten konnte. Aber mit der 4SB La Vachette rechts und der hier nicht zu sehenden 4SB La Combe hat es für mich seinen Reiz verloren. Oben links der verbliebene 1SL Les Planards.
Les Planards, mit knapp 700 m gerade angemessen lang.
Der westlichste Teil der 4 Vallées kommt in Sicht, nun drehen wir Richtung Süden ab.
Der Stausee Lac des Dix. Die Staumauer Grande Dixence ist mit 285 m eine der höchsten der Welt. An der rechten Seite befindet sich eine öffentliche Küpfer-PB. Im Jahr 2000 kamen hier durch eine geplatzte Druckleitung zum Kraftwerk Bieudron drei Menschen ums Leben.
Blick zum Mont Blanc de Cheilon mit dem Cheilongletscher. Links von uns befindet sich im nächsten Tal Arolla.
Nun stehen wir unterhalb der Rosablanche auf dem Glacier de Prafleuri und genießen die Ruhe. Ein weiterer Gletscherflieger ist auch unterwegs, landet aber etwas weiter unten.
Tourengeher waren bereits auf dem Gipfel, weitere Gletscherflieger schon vor uns da.
Das Highlight des Tages steht bevor, für das wir ins Val de Bagnes fliegen müssen. Der Blick auf den Grand Combin mit seinen 4.314 m fesselt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Gletschereis förmlich am Gipfel klebt.
Nachdem wir das Tal erreicht haben, schwenken wir in südliche Richtung und fliegen an Gipfeln wie dem 3.707 m hohen Tournelon Blanc vorbei. Später werden wir auf dem Gletscher in der Bildmitte landen.
Unser Landeplatz kommt in Sicht, Chrigel steuert den Flieger in das schmale Tal und ich frage mich, wie wir dort wieder rauskommen.
Ein kurzer Blick in Richtung Italien. Rechts ist der Mont Gelé zu sehen, nicht zu verwechseln mit dem Mont Gelé in den 4 Vallées. Es fällt immer wieder auf, wie wenig bis gar nicht erschlossen weite Teile der Schweizer Alpen sind.
Wir fliegen direkt auf den ca. 200 m hohen Gletscherabbruch zu, prüfen den Landeplatz, drehen ab und wagen einen ersten Versuch. Alles läuft gut, wir starten durch und durchlaufen das Prozedere erneut.
Am Ende stehen wir mit etwas Sicherheitsabstand unter der Wand und es ist, mal wieder, ziemlich beeindruckend. Und es ist absolut still, kein einziges Geräusch ist zu hören.
Leider auf einem Foto aus der Nähe kaum festzuhalten.
Unsere Start- und Landebahn.
Abheben kann man übrigens ab ca. 50 mph.
Nochmal der Blick zum Mont Gelé. Daneben ist der Mont Avril zu sehen. Die beiden Gipfel werden durch das Fenêtre de Durand getrennt, der einzige eisfreie Übergang über den Alpenhauptkamm östlich des Grand Combin Massivs und westlich des Monte Rosa Massivs.
Der Stausee war nicht gerade gut gefüllt.
Das müsste der Becca de la Lia sein, davor der Glacier de Bocheresse. Wir überqueren den Col de Bocheresse.
Über dem Glacier du Corbassière, der vermutlich im Sommer sichtbarer ist als diese große Eisfläche im Winter.
Der Landeplatz liegt zwischen Petit Combin und Combin de Corbassière auf dem Glacier des Follâts. Auch hier gibt es wieder Spuren, wobei wir es aufgrund der fortgeschrittenen Zeit bei einem kurzen Zwischenstopp belassen.
In der Entfernung sehen wir eine Bergspitze zwischen Mont Blanc du Cheilon und La Ruinette, die wir intuitiv dem Matterhorn zuordnen würden. Also zumindest Chrigel, bei mir war es einfach der erstbeste Gedanke. Aber hat das Matterhorn tatsächlich einen Grat auf einer Seite, der wir eine Art Plateau wirkt. Diese Frage war nicht direkt zu klären und es herrschte für kurze Zeit etwas Verunsicherung, aber natürlich sehen wir hier das Matterhorn. Es hat halt auch nur eine Schokoladenseite.
Blick zum Sektor Bruson über sonst unberührte Hänge.
Nun kommt auch der Mont Blanc wieder in Sichtweite.
Rechts neben dem La Pleureur ist es wieder zu sehen.
Im Zoom... die kleine Spitze links vom Matterhorn könnte die Dufourspitze sein.
Die Bahn zum Mont Fort kommt ins Sichtfeld.
Auch dieses Motiv bringt man mit dem Matterhorn zusammen.
Weiter unten folgt die PB Tortin-Col des Gentianes.
Etwas weniger Tele...
Noch etwas weniger Tele...
Den Tellerlift Les Fontaines wird man in Zukunft nicht mehr brauchen, er bleibt aber wohl erhalten. Eine Anbindung an das restliche Skigebiet mittels Tellerlift und Pendelbahn gab es wohl auch nicht so oft?
Wir überqueren nochmals das Rhonetal.
Das letzte Ziel des Tages, der Tsanfleurongletscher, rückt immer näher. Ich war schon gespannt, wie flach es auf dem Plateau zugehen würde und ob sich ein Besuch doch irgendwann lohnt (das restliche Skigebiet mal außen vorgelassen).
Der markante Mont Gond vor den Walliser Alpen.
Die Husky vor dem Oldenhorn. Ein paar Wanderer winken uns zu und wir genießen ein letztes Mal die Ruhe, auch wenn es hier etwas windig ist.
Nach dem Start drehen wir noch eine Runde über den Gletscher, damit ich alle Anlagen und den Sex Rouge auf das Bild bekomme.
Schlagartig ändert sich das Bild wieder von winterlich weiß auf sommerlich grün. Zunächst überfliegen wir das Lauenental mit der Höhi Wispele links.
Über das Skigebiet Betelberg...
...und den Ort Lenk geht es weiter.
Unten das Färmeltal, welches von der Gsür abgeschlossen wird.
Es folgt das Diemtigtal mit den Skigebieten Grimmialp und...
...Wiriehorn mit dem steilen Schlepplift Homad.
Eines der Seitentäler, ganz am Ende befindet sich der Schiessplatz Chirel.
Der Niesen, vermarktet als Schweizer Pyramide, bleibt leider in Wolken gehüllt.
Interlaken die Zweite, nur von der anderen Seite.
Die Sigriswiller Rothornkette.
Und der Hohgant am Ende des gleichnamigen Massivs, dahinter beginnt die Schrattenfluh.
Schöne Vorgebirgslandschaft, die immer wieder von kleinen Schluchten durchzogen ist.
Der steile Oehler-Skilift Heiligkreuz-First.
Ein letztes Mal geht es über den Sempachersee.
Der Flugplatz kommt wieder in Sicht. Die Landung verläuft entspannt. Nun steht noch die Reinigung der Husky an, dann ist das Abenteuer Gletscherflug schon wieder vorbei. Es waren faszinierende fünf Stunden mit allem was unsere Alpen bieten können. Ich kann diesen Flug nur weiterempfehlen.