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 Betreff des Beitrags: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: Sa, 31.10.2009, 21:00 
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Registriert: Sa, 03.03.2007, 12:53
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Mineras - eine kleine Dokumentation

Seit jeher haben Menschen und Klimawandel ihre Spuren im Gebirge hinterlassen.
So finden sich teilweise interessante Relikte in verschiedenster Form in vielen Gegenden.
Insgesamt stoßen viele dieser Strukturen auf eher geringes öffentliches Interesse.
So auch die Überreste der Erzgräber im Berninagebiet.

Im späten Mittelalter wurde in der Umgebung des Berninapasses Bergbau betrieben.
Eine größere Anzahl von Minen wurde im heutigen Val Minor ausgeschachtet.
Das Tal umschließt von der Talstation der Seilbahn im Westnodwesten bis zur Fuorcla Minor im Osten den Solitärgipfel Piz Lagalb.
Zwischen Osten und Süden schließen sich um die "Weißseespitze" das Areal bei Li Cüni, Motta Bianca und das Val da Bügliet an - wo sich einst das Skigebiet Paradiso Bianco befand.
Man beabsichtigte die Ausbeutung der dortigen Vorkommen von Silber- und Bleierz.
Die Ausbeute war jedoch enttäuschend gering, so dass sich der Bergbau nicht halten konnte. Dazu kommen noch Gerüchte, dass sich im Bereich der jetzigen Talstation Lagalb ein Minengräberdorf befunden haben soll, welches einer Katastrophe zum Opfer gefallen sei Es wurde offenbar durch einen gigantischen Erdrutsch komplett verschüttet.
Ob dies nun so passiert ist oder nicht - der Bergbau wurde aufgegeben und die Minen und ihre Zugänge verfielen, stürzten ein, wurden verschüttet und gerieten fast in Vergessenheit.
Vielleicht trug ja der Name des Val Minor, der an den Bergbau dort erinnert dazu bei, dass die Geschichte doch überliefert wurde.

Jedenfalls - es ist vielleicht zwanzig Jahre her - legten irgendwann engagierte Privatleute einen der Schächte wieder frei, sanierten den Zugangsweg und untersuchten die Mine wissenschaftlich. Auf eigene Kosten.
Zu dieser Zeit wurden auch öffentliche Führungen angeboten.
Der Zugang begann nicht an einem offiziellen Wanderweg und war auch nicht ausgeschildert, so dass man wissen musste, wo man zu suchen hat..
Später wurde dann der "Bergbauhistorische Lehrpfad Val Minor" eingerichtet, ausgeschildert und markiert.
Die freigelegte Mine im Val Minor wurde dabei zum Haltepunkt 7.
Scheinbar war und ist das Interesse an diesem Lehrpfad aber sehr gering. Es gibt zwar noch Broschüren beim Kur- und Verkehrsverein Pontresina, nur weiß man dort offensichtlich nicht genau, ob der Pfad noch begangen bzw. unterhalten wird.

Als ich losiehe, um den freigelegten Stollen an einem trüben, kalten und windigen Herbsttag zu suchen, weiß ich allerdings noch nichts von diesem Lehrpfad.
Ich parke auf dem Parkplatz des ehemaligen Skiliftes Bügliet, unweit des Ospizio Bernina.

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^^Blick auf die ehemalige Skipiste

Von hier geht es durch das historische Skigebiet in Richtung Fuorcla Minor:

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^^Ehemalige Verbindungspiste von der Berninaabfahrt Lagalb zum Skilift Motta Bianca.

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^^Lifttrasse Bügliet mit Ospizio Bernina

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Bis zwischen Motta Bianca und Li Cüni führt dieser nicht mit einem Sperrschield versehene Fahrweg.
Ich würde ihn allerdings auf ca. SG5 einschätzen, womit die Anzahl der geeigneten Fahrzeuge und fähigen Fahrer doch sehr eingeschränkt ist.

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^^Links die Fuorcla Minor. Rechts die Fuorcla Di Livigno..

An der Fuorcla Minor verlässt man den Wanderweg und bleibt auf dem Rücken, wo sich bald erste Markierungen und Wegfragmente zeigen.
Ein einsamer Metallpfosten steht hier auch, ohne Tafel, ohne Schild.
Unwissend, dass es zwei Routen gibt folge ich den Markierungen, die die Flanke des Pi Dals Lejs durch Grashänge hinauf zu einem Plateau führen, wo sie sich verlieren.

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Hier findet sich ein Trampelpfad Richtung Fuorcla Di Livigno.
Ich folge ihm noch, doch auch er verliert sich immer mehr.

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Außerdem stimmt die Richtung überhaupt nicht. vermutlich ist das also nur ein Gämsenpfad oÄ..
Also kehre ich um. Es geht die Grashänge wieder herunter.

Möglichst weit oben halte ich mich in den Hängen des Piz dals Lejs in Richtung oberhalb des Lej Minor, wo ich den Mineneingang in Erinnerung habe.
Nach einiger Zeit wird dann auch offensichtlich, dass die Richtung wieder stimmt.
Fragmentiert und oft nicht sofort erkennbar, aber dennoch immer wieder auffindbar führt ein Weg am Hang entlang.
Viele Stellen sind offenbar weggerutscht, andere zugewachsen. Doch gelegentliche Strukturen und Markierungen führen schließlich offensichtlich weiter.

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Bis schließlich das Ziel offensichtlich sichtbar wird.

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Hier sehe ich auch erstmals, dass das Ganze irgendwie offiziell ist oder war.

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Es gibt Theorien, nach denen in der Warmzeit des späten Mittelalters die Waldgrenze über 2300m lag, so dass das Holz für den Bergbau in direkter Umgebung der Minen geschlagen werden konnte.

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Die Mine ist sehr eng, so dass ich nur in der Hocke vorankomme. teilweise muss ich fast kriechen (Daher auch mein Schnaufen ;)
Es ist eiskalt und feucht, so dass jeder Atemzug kondensiert.
Ser Stollen ist nicht sehr lang aber dank einiger Knicke absolut dunkel.
Man kann teilweise das Erz erkennen.
Mit Blitzlicht sieht es ungefähr so darin aus:

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^^Minensucher

Wie bereits erwähnt wirkt der weg teils verschüttet und ist auch zugewachsen, so dass ich es für möglich halte, dass dieses Jahr noch (fast) niemand hier war.

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^^Markiert aber zugewachsen

Auf dem Rückweg zur Fuorcla Minor setzt dann Regen ein.
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^^In diesem Hang befinden sich die Minen

Ab Li Cüni kommt dann der Sturm, der so typisch ist für die Hochebenen am Berninapass.
Bei 4° und peitschendem Regen wandere ich durch die menschenleere Landschaft zurück zum Ospizio und zum Parkplatz, wo einst die Skifahrer in das Gebiet Paradiso Bianco einstiegen.

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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: Sa, 31.10.2009, 22:00 
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Sehr interessant! Ich finde so was immer sehr faszinierend...

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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: Sa, 31.10.2009, 22:46 
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Registriert: Mo, 07.05.2007, 19:15
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Hochinteressant und vorallem Danke für den Link!
Entlang der Strasse zur Forcola di Livigno wenige hundert Meter nach dem Zollamt la Motta befindet sich linkerhand der sogenannte "Ges".
Ges bedeutet Gips. Da frage mich jedesmal auf dem Weg ins Livigno ob dort auch je einmal Gipsrohstoffe abgebaut wurden?!

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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: So, 01.11.2009, 0:11 
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RetroRebel
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Sehr cool, und spannend berichtet!! Die Bilder erinnern mich stilistisch hier und da an meine eigenen diesmal... ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: So, 01.11.2009, 15:56 
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Registriert: Sa, 03.03.2007, 12:53
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::: trincerone hat geschrieben:
...Die Bilder erinnern mich stilistisch hier und da an meine eigenen diesmal... ;)

Deine Bilder und meine Dateien dieses flauen Tages haben mich dazu animiert, mich mal wieder etwas mit der Bildbearbeitung auseinanderzusetzen.
Neben der Filterung habe ich dann allerdings hauptsächlich die Tiefen-Lichterkorrektur und die Erhöhung des Mitteltonkontrastes angewendet.
Besonders die Erhöhung des Mitteltonkontrastes bringt die Gradationskurve neben den von Dir angewendeten Methoden auch in eine eher Filmtypische Richtung mit Abflachung in den Lichtern. Höherer Kontrast ohne dass die Lichter ausfressen.
Viel mehr als das, was dabei herausgekommen ist, lassen die Ausgangsdateien der älteren Knipse bei diesen Lichtverhältnissen aber wohl kaum zu.

Zitat:
Entlang der Strasse zur Forcola di Livigno wenige hundert Meter nach dem Zollamt la Motta befindet sich linkerhand der sogenannte "Ges".
Ges bedeutet Gips. Da frage mich jedesmal auf dem Weg ins Livigno ob dort auch je einmal Gipsrohstoffe abgebaut wurden?


Ich hatte ursprünglich überlegt, dort noch hinzugehen, hatte dann aber bei dem Wetter und weil es mir nicht so gut ging, keine Lust mehr.
Immerhin weiß ich jetzt, dass es sich um Gips handelt :) Hatte mich auf der Fahrt nach Livigno natürlich schon oft gefragt, warum dort die Erosion so enorm stark ausfällt. Ob da mal etwas abgebaut wurde, weiß ich nicht.
Könnte man irgendwann nochmal machen, dort herunter zu gehen und dann untenrum zum Berninapass zurück, wo sich angeblich übrigens noch ein weiterer, zugänglicher Stollen befinden soll.

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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: Mo, 02.11.2009, 13:18 
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Bist du da ganz ohne Sicherheitsausrüstung in den engen Stollen? Was wäre, wenn dir ein Felssturz den Ausgang verschüttet hätte?

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Da ich hier wie im Alpinforum von den Anhängern der Corona-Sekte verfolgt werde, werde ich hier nichts mehr schreiben oder lesen.
Meine Berichte sind ab sofort nur noch auf meinem Blog: http://blog.inmontanis.info
Überblick Ski-Saison 1.10.2020-30.9.2021 (102 Tage, 52 Gebiete) & Meinung zu Corona


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 Betreff des Beitrags: Re: Mineras [Minor]
BeitragVerfasst: Mo, 02.11.2009, 15:03 
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Registriert: Sa, 03.03.2007, 12:53
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starli hat geschrieben:
Bist du da ganz ohne Sicherheitsausrüstung in den engen Stollen? Was wäre, wenn dir ein Felssturz den Ausgang verschüttet hätte?


Zu diesem Thema habe ich mir natürlich vor der Wanderung und nochmals am Mineneingeng diverse Gedanken gemacht.
Zunächst mal habe ich es zwar oben nicht explizit hereingeschrieben, aber dennoch war ich vor ca. 20 Jahren im Rahmen einer Führung (vermutlich war der Leiter damals auch der, der den Schacht freigelegt hat) bevor der offizielle Lehrpfad eingerichtet wurde, in der Mine.
Damals wurde keinerlei Sicherheitsausrüstung verwendet. Außerdem ist die Mine seit dem damaligen Freilegen offensichtlicht nicht eingestürzt oder teilweise verschüttet worden. Die Chance, dass genau in den 10-15 Minuten, die ich im Schacht war (rein rechnerisch betrachtet also mindestens 1 : 1.500.000), etwas derartiges passiert, habe ich für mich dann als zu vernachlässigen beurteilt. Gleiches gilt aufgrund der optischen Beurteilung des Hanges, der Höhenlage und der Jahreszeit für etwaige Hangrutschungen oder Steinschlag im Zuweg.
Das Risiko eines Felssturzes oder Erdrutsches war mE zum Zeitpunkt der Begehung faktisch gleich Null.
Klar jedoch, dass immer Geröllnachschub etc. stattfinden kann und ich, wenn etwas (drinnen oder draußen) passiert wäre, ein ernsthaftes Problem gehabt hätte. Zumal ich allein war, was man ja eigentlich auch möglichst vermeiden sollte bei solchen Aktionen; nur war es nicht verrmeidbar. Jedenfalls nicht, wenn ich diese Mine üerhaupt einmal aufsuchen wollte.

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