Mainstream Retro Tour 2009 Teil 3: Oropa (I) 21.03.2009Nach einem tollen Vormittag in Champorcher (Bericht hier:
viewtopic.php?f=8&t=2043) wollte ich den Nachmittag nutzen um das Skigebiet von Oropa zu besuchen. Verschiedene Berichte auf sommerschi.com haben mich schon vor Jahren für dieses außergewöhnliche Skigebiet begeistert und nun hatte ich es endlich geschafft hierher zu kommen. Meine Vorfreude auf eine Fahrt mit dem Korblift war groß. Meine letzten Fahrten mit Korbliften (Prada, Elba) hatten immer im Sommer stattgefunden und so wollte ich endlich mal wieder im Winter mit einem dieser seltenen Lifte fahren.
Gespannt war ich im Vorfeld auch auf die Schneelage im Skigebiet. Drei Wochen vor meinen Besuch war das ganze Skigebiet wegen extremer Schneefälle ein Wochenende lang komplett lahmgelegt. Als sich ein paar Tage später die Lawinensituation am Monte Camino wieder entspannt hatte, haben freiwillige Helfer den Korblift am nächsten Wochenende ausgegraben. Am ersten Tag dieser Aktion war nur die PB in Betrieb, erst als der Korblift am Sonntag wieder ausgegraben war, konnte man auch ihn wieder benutzen.
So fahre ich also voller Vorfreude von Champorcher über Biella nach Oropa.
Bei der Anfahrt am Stadtrand von Biella sieht es eher nach Frühling als nach Skifahren aus
Kurz vor der Ankunft an der Seilbahn komme ich am Sacro Monte di Oropa vorbei. Eine imposante Klosteranlage die ab 1617 gebaut wurde und mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe gehört.
Sacro Monte di Oropa mit parkenden Autos der Skifahrer
Sacro Monte di Oropa vom Parkplatz der 32PB aus gesehen
Talstation der Funivie del Mucrone
Da ich keinen Pistenplan von Oropa finden konnte, habe ich mir erlaubt diesen aus einem Bericht von Starli auszuleihen
Das Skigebiet besteht aus einer PB und einem Korblift. Beide haben im Wesentlichen jeweils eine Abfahrt. Am Korblift gibt es eine weitere Abfahrt (Malpartus) die durch eine parallel zum Korblift verlaufende Geländekammer verläuft, von diesem aber wegen dem dazwischen liegenden Bergkamm nicht eingesehen werden kann. Diese Abfahrt habe ich heute quasi weltexklusiv als Sommerschi.com-Erstbefahrung befahren .
Kabine der 32PB in der Talstation
Kloster mit Seilbahnanschluß
Talabfahrt. Die Vorgängerbahn der PB verlief etwas rechts versetzt der aktuellen Trasse und hatte ihre Talstation in der Verlängerung der geraden Schneise rechts hinter dem großen weißen Platz auf dem Bergrücken vor der Klosteranlage.
Oberer Teil der Talabfahrt die praktisch nur aus einem Ziehweg besteht. In der Mitte im Bild kann man als Variante auch durch das Gelände abkürzen.
Massig Schnee für Ende März am Übergang von der PB Bergstation zum Korblift
Materialseilbahn Richtung Monte Mucrone. Für was wird/wurde die eigentlich verwendet?
Hier musste der Korblift vor zwei Wochen ausgegraben werden. Ein Wochenende war sogar kein Betrieb weil der Lift eingeschneit war.
Im Korblift im unteren Teil der Strecke
Blick zurück zur Talstation
Eins der Podeste an einem Niederhalter die evtl. als Zwischenstation genutzt werden können
Leider zogen plötzlich Wolken auf die schnell immer mehr wurden, so dass die Sicht teilweise nahe Null war.
Rifugio unterhalb der Bergstation
Ausstiegsloch am offiziellen und einzigen Ausgang an der Bergstation des Monte Camino Korblifts. Man musste richtig raus klettern aus dem Loch. Wahnsinn wie viel Schnee hier liegt und das am Gipfel eines Berges wo der Schnee doch oft weggeblasen wird.
Das Ganze von außen
Nach einer ersten Abfahrt im Nebel und teilweise im Blindflug klarte es langsam wieder auf als ich an der Talstation des Korbliftes angelangt war.
Tief verschneit liegt die Talstation der stillgelegten Monte Mucrone Bahn in der Sonne. Wäre diese Bahn noch in Betreib so wäre dies das i-Tüpfelchen auf einem ansonsten schon genialen Gebiet.
Die stillgelegte PB Monte Mucrone mit Piste die erst hinter dem Grat verlief und dann rechts am Joch rauskam, wo auf dem Bild die Spuren zu sehen sind. Hinter der PB Talstation ist noch die Bergstation eines ebenfalls stillgelegten Schleppers zu sehen.
Korblift bei der nächsten Auffahrt. Zu sehen ist die zweite Plattform im oberen Teil der Strecke. Darüber kann man die massiven Lawinenverbauungen sehen.
Bergstation Korblift, links daneben die alte ESL Bergstation von der Vorgängeranlage und rechts das Rifugio.
Nun wollte ich die zweite Piste am Korblift, die Malpartus Piste, angehen. Dazu muss man erst ein kurzes Stück zur kleinen Kapelle am Gipfel des Monte Camino aufsteigen. Der Weg quert oberhalb der ESL- und Korbliftbergstation.
Panorama am Monte Camino und Kapelle bzw. was von ihr noch übrig geblieben ist. Mir war gar nicht klar, dass da ein richtiges Gebäude drunter war, ich dachte das sei das Dach eines dieser kleinen Marienbildchens die oft in Italien in eine einfache Wand eingelassen sind…
…bis ich dann später dieses Bild im Internet fand:
Erstaunlich wie viel Schnee da liegt und das am Gipfel eines Berges!
Panorama nach Westen. Leider war es immer noch ein wenig wolkig. Der Berg rechts hinten müsste die Bocca di Vlou sein, davor liegt das Val di Gressoney. Mit ein wenig Aufwand könnte man, wenn man den Grat im Vordergrund überwindet, von hier aus ins Val di Gressoney abfahren. War mir gar nicht bewusst das das so nah ist von hier.
Etwas gezoomt in Richtung Nordwesten. Der spitze Berg rechts müsste der Monte Nery (3076m) sein, links wieder die Bocca di Vlou (3032m).
Blick nach Norden. Ist das schon das Monte Rosa Massif oder noch das dazwischen liegende Cno. Bianco? Vermutlich eher letzeres.
Wieder Richtung Norden aber etwas weiter nach rechts. In der Mitte rechts der Monte Rosso (2343m) links in den Wolken die Punta tre Vescovi (2501m). Davor das Tal in dem Piedicavallo liegt.
Richtung Süden. Rechts ganz knapp außerhalb des Bildes liegt die stillgelegte Bergstation der PB Monte Mucrone.
Nochmal Richtung Norden aber den Blick mehr ins Tal gerichtet. Hinter dem Höhenrücken in der Mitte müsste Piedicavallo liegen.
Panorama nach Osten mit Blick ins Skigebiet von Bielmonte. Ganz schwach kann man die Stützen eines Schleppliftes sehen der etwa in Blickrichtung auf den Monte Marca hoch geht.
Plakat zur “Gara Freeride” die am 21.(heute) und 22. März hier stattfinden sollte. Was das aber genau sein sollte hat sich mir nicht erschlossen. Außer ein paar dieser Plakate die im Skigebiet und an den Stationen der Lifte verteilt waren habe ich aber nichts Weiteres gesehen. Die Malpartus Piste war auch als „Gara Freeride“ Piste ausgewiesen wie dieses Fähnchen am Startpunkt der Piste und ein weiteren Fähnchen am Ende der Piste vermuten lässt.
Der Start der Malpartus Abfahrt verläuft ein ganzes Stück quer den Hang entlang. Im Bild zu sehen rechts hinter dem Snowboarder. Der Einstieg in das Seitental ist dann hinter dem Kopf des Boarders.
Queren am Hang
Blick zurück etwa vom Einstieg in das Seitental. Oben ist die Bergstation des Korbliftes zu sehen. Auch wenn es auf dem Bild anders aussieht: Ohne den kurzen Aufstieg zum Monte Camino Gipfel schafft man den Einstieg in das Seitental nicht.
Nach der Einstiegsstelle. Ein völlig unberührtes Seitental, oben weit, unten dann enger werdend. In losen Abständen sind ein paar Stangen gesetzt als Pistenmarkierungen. Ob die allerdings immer da sind oder nur an diesem Wochenende wegen der „Gara Freeride“ ist mir nicht bekannt. Ich vermute aber, dass die Piste normalerweise nicht so „stark“ frequentiert ist wie die Spuren heute vermuten lassen. Dennoch war ich auch heute fast alleine unterwegs, nur die 2 Snowboarder waren noch hinter mir.
Nachdem die Piste zwischenzeitlich breiter wurde, wird sie dann weiter unten noch mal enger. Im Hintergrund ist der Monte Mucrone zu sehen.
Die nächste „Engstelle“
Weiter unten auf der Piste. Im Hintergrund sieht man einen kleinen Lawinenabgang.
Am Ende der Piste weist ein einfaches Absperrband und ein „Gara Freeride“ Fähnchen den Weg. Die Piste macht noch einen Kurve nach rechts und führt dann von rechts kommend nach links zur PB und zum Korblift. Im Hintergrund ist wieder die Bergstation und fast die komplette Strecke des stillgelegten Schlepplifts am Lago di Monte Mucrone zu sehen.
Komplette Strecke des ex-Schlepplifts
Im Vordergrund der zweite ex-Schlepplift der ein Stück weit nach rechts Richtung Tal runter ging. Dahinter das Rifugio und der Korblift.
Von der Talabfahrt aus gesehen: Links die Talstation der PB Monte Mucrone, rechts die Talstation des Korblifts, dazwischen das Rifugio.
Die Talabfahrt führt im unteren Teil durch lichten Mischwald
Blick zurück
Grandioses Ende der Talabfahrt mit Sacro Monte di Oropa im Hintergrund
Die zweitletzte Fahrt mit der PB um 15:30 verpasste knapp ich knapp um eine Minute. Gerade als ich an der PB angekommen war, sah ich die Kabine die Talstation verlassen.
Mir blieb nun nichts anders übrig als eine halbe Stunde auf die nächste Fahrt der PB zu warten. Allerdings kam mir diese kurze Pause auch recht, da ich meine Beine nach der langen anstrengenden Abfahrt schon ein wenig spürte. Der Schnee in Oropa war heute im unteren Teil ab der Mittelstation anstrengend zu fahren. Die Piste an der PB war größtenteils recht eisig durch den aufgetauten und wieder gefrorenen Schnee. Dazu kam, dass der Schnee im unteren Bereich des Korbliftes durch die direkte Sonneneinstrahlung am Nachmittag etwas sulzig war und auch hier viel Kraft verlangte.
So nutze ich die Wartezeit an der PB um mich etwas an der kleinen Bar in der Talstation zu erholen und einen leckeren Caffè zu trinken.
Nach einer weiteren Fahrt mit der PB zur Mittelstation stieg ich als letzter Fahrgast für heute in den Korblift und schwebte im Abendlicht dem Monte Camino entgegen.
Da sich die Wolken mittlerweile wieder ganz verzogen hatten, konnte ich aus dem Korblift das Panorama in das - wenn auch etwas diesige - Flachland und auf Biella genießen.
Blick zum Monte Camino. Der Korblift liegt im unteren Streckenteil bereits im Schatten.
Blick zurück auf den im oberen Teil in der Abendsonne liegenden Korblift und das tolle Gelände.
Oben angekommen genieße ich noch ein paar Minuten das Panorama und mache mich dann auf die letzte Abfahrt für den heutigen Tag.
Korblift im Abendlicht
Es ist jetzt bereits nach 16:30 und die PB schwebt noch ein letztes Mal den Berg hinauf als ich mich auf der Talabfahrt, die jetzt komplett im Schatten liegt, befinde. Ach ja, das ist noch eine wirklich schöne klassische PB…
Nach einer gemütlichen letzten Abfahrt die ich in erster Linie genießen wollte packe ich meine Skier in das Auto und fahre los, nicht ohne mir jedoch das Sacro Monte di Oropa kurz anzuschauen.
Ein beeindruckendes Bauwerk in einer ebensolchen Umgebung, direkt neben der Talstation gelegen.
Als ich um das Hauptgebäude zu den etwas versteckt auf der von der Straße abgewandten Seite liegenden Nebengebäuden herumfahre, entdecke ich diese Schienen denen ich ein Stück weit folge…
…bis ich diese alte Straßenbahn finde. Die Straßenbahn fuhr von 1911 bis zur Stilllegung 1958 von Biella zum Sacro Monte di Oropa.
Nochmals Blick zurück auf den Gebäudekomplex. Das Skigebiet geht hinter den Gebäuden nach links in das Tal hinauf.
Auf der Fahrt nach Biella wird die Straße von der Trasse der stillgelegten Straßenbahn begleitet die neben der Straße im Wald und auf Viadukten meist etwas oberhalb der Straße den Hang hinab verläuft. Die Steigung die die Straßenbahn bewältigen musste, muss enorm gewesen sein.
Keine 15 Minuten später befinde ich mich wieder mitten im Frühling am nördlichen Stadtrand von Biella. Die Berge im Hintergrund dürften in etwa in Richtung Oropa aufgenommen sein.
Blick von Biella nach Norden Richtung Bielmonte. Da oben gibt es ein weiteres Skigebiet
Gleiche Richtung im Zoom. Deutlich zu erkennen die DSB vom Skigebiet Bielmonte (ist eine Tal-Berg-Tal-Bahn). Zu dem Haus links auf dem Berg geht noch ein ESL rauf. Auf der Rückseite gibt es noch ca. 8 weitere Lifte.
In Biella entdecke ich dann noch zufällig diese Standseilbahn die zu dem gelben Gebäude hoch geht, als ich einen Parkplatz für mein Auto suche.
Talstation und Wagen der Standseilbahn
Nachdem ich einen Parkplatz gefunden habe mache ich eine kurze Erkundungstour durch Biella. Eine nette Stadt mit neuen und alten Elementen in der zentralen Innenstadt bei der es mir aber vor allen die alten Villen mit ihren schönen Gärten am nördlichen Stadtrand am Fuße der Berge angetan haben.
Bei einsetzender Dunkelheit mache ich mich schließlich auf die Fahrt nach Turin, wo ich heute übernachten will.
Nach meiner Ankunft in Turin mache ich erst noch einen kurzen Ausflug in die Innenstadt, bevor ich mich zu meinem Hotel begebe, das etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt. Ich bin ein wenig erstaunt als ich die gewaltige Mole Antonelliana zum ersten Mal sehe und wundere mich warum mir dieses riesige Bauwerk bei meinem ersten Besuch in Turin vor 3 Jahren nicht aufgefallen ist.
Was bleibt zu diesem Nachmittag in Oropa abschließend noch zu sagen?
Für mich war es ein grandioser Skinachmittag in einem außergewöhnlichen Skigebiet das meine Erwartungen voll und ganz erfüllt hat. Ein Skigebiet bestehend aus einer PB und einem Korblift, in einer Umgebung die eigentlich überhaupt nicht für den Bau eines Skigebietes prädestiniert ist – das sagt schon alles. Mehr Retro geht fast nicht. Dazu noch das gewaltige Panorama am Monte Camino, die hinter dem Grat sehr abgelegen verlaufende Malpartus Piste und der in diesen Jahr mehr als reichlich vorhandene Schnee. Die leider nicht mehr in Betrieb befindliche PB auf den Monte Mucrone wäre zu allem noch das i-Tüpfelchen gewesen und hätte sicher noch ein weiteres atemberaubendes Panorama aus anderer Perspektive und eine sehr interessante (vielleicht sogar die skifahrerisch anspruchsvollste) Abfahrt zu bieten gehabt.
Auch das vorwiegend lokale Publikum, das von sehr jungen Skifahrern bis hin zu einen ca. 85 Jährigen Skifahrer reichte, hat mir gut gefallen. Alles war so relaxed, fern ab jeder Hektik, und man hatte den Eindruck als kenne hier jeder jeden. Das „ci vediamo domani“ das die wenigen Skifahrer am Ende der letzten Fahrt mit der PB dem Seilbahnangestellten zugerufen haben gilt auch für mich:
„Ci vediamo Oropa“ - nicht morgen, aber bestimmt bald mal wieder!