Hokkaido
Als Kind kannte ich von Japan nur dieses eine Bild von tiefverschneiten Bergkuppen wo nur die Wipfel der durch die Schneemassen halbvergrabenen Nadelbäume herausragen.
Nie hätte ich gedacht, ich würde einst ausgerechnet nach Hokkaido fliegen, um im Tiefschnee, ja auf jenem hochgepriesenen Pulverschnee der besonderen Art, zu schweben.
Manchmal passieren aber so Sachen. Zwei Freunde beauftragen ein Reisebüro mit der Gestaltung eines einwöchigen Skiurlaubs (d.h. vier volle Skitage mit anschließend zweitägigem Tokyo-Besuch) und ich, der ich 2014 und 2015 entsprechende Angebote ihrerseits für Heliskiing in Kanada schon zweimal abgelehnt hatte, konnte diesmal der Versuchung nicht widerstehen. Ich musste also nicht lange überlegen und sagte meine Teilnahme zu.
Am 10. Februar war es soweit.
Ich überspringe den uninteressanten, langen Anflug, aber bevor ich mit meinen Eindrücken von Japan anfange, will ich das Klima in Hokkaido nur kurz ansprechen. Das wäre in zwei Worten schnell erledigt, denn man bräuchte nur zu sagen, dass es dort tatsächlich die ganze Zeit schneit! Seit dem Saisonstart Mitte November waren bei unserer Ankunft in der Tat bereits über 11 Meter Schnee gefallen. Als wir fünf Tage später nach Tokyo flogen, waren es derer sicherlich über 12. Kalte Winde aus Sibirien wehen im Winter ständig in Richtung Süden, überqueren dabei das Japanische Meer, saugen Feuchtigkeit an und bilden tiefe, dicke Wolken. Wenn letztere auf die Berge in Hokkaido treffen, rieselt der Schnee kräftig herab. Eine Packung extrem trockenen Schnees (nur 4% Wassergehalt) folgt somit der anderen in sehr kurzen Abständen. Das mag sich natürlich für uns Schifahrer sehr positiv anhören, dabei muss die Bevölkerung auf Hokkaido im langen Winterhalbjahr unter extremen klimatischen Bedingungen ausharren. Sehr kalt war und blieb es während des gesamten Aufenthaltes in Niseko, mit Tiefsttemperaturen um die -18°C und Höchsttemperaturen um -6°C. An ungeschützten Kämmen bzw. Hängen blies zudem oftmals ein sehr starker Nordwind, der es ganz schwierig machte auch nur stehen zu bleiben, um die Kamera aus dem Rucksack hervorzuholen. Mit aus diesem Grunde kann ich leider nicht mit so vielen guten Fotos aufwarten. Auch löste sich die geschlossene, tiefhängende Wolkendecke manchmal nur für Minuten oder gar Sekunden auf, was das Erwischen des fliehenden Augenblickes fast unmöglich machte.
Straßen ....
^ Die nach unten zeigenden Pfeile säumen alle Hauptstraßen in den Berggegenden Hokkaidos, um die Erkennung des Fahrbahnrandes zu erleichtern. Bei Einbruch der Dunkelheit leuchten sie grün auf.
^ Den berühmten Yotei haben wir nur zwei Sekunden erblicken dürfen
Die Hauptgondelbahn in Niseko Village, von Nippon Cable/Doppelmayr .... da sitzt man Rücken an Rücken.
Catskiing wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen ... die Raupen stammen aus dem Jahr 1981 und haben schon über 400.000 Kilometer auf dem Rücken. Wir haben damit 8 kurze Abfahrten (200 Meter Höhendifferenz) im unverspurten Tiefschnee gemacht.
Kiroro ...
Rusutsu ....
Niseko Village ... Variantenabfahrten durch das Tor Nr. 11 ....
Auf Anhieb habe ich eine sehr starke Sympathie für Land und Leute empfunden. Alleine schon die Tatsache, dass die Japaner alles, was aus dem Meere kommt, essen und zu verwerten wissen, verdient große Anerkennung meinerseits.
Außerdem scheint dort in vielen Lebensbereichen ein besonderes Augenmerk auf Sauberkeit und Ordnung gelegt zu werden. Ein guter Teil der Bevölkerung trägt Mundschutzmasken, eine vorsorgende Maßnahme um jedwede Ansteckungsgefahr zu bannen.
Hygiene wird großgeschrieben. Toiletten, auch öffentliche, sind sehr sauber und machen einen gepflegten Eindruck. Übrigens gibt es in Japan anscheinend keine kostenpflichtigen Aborte. Sogar in der Millionenmetropole Tokyo findet man überall frei zugängliche, saubere Toiletten (man vergleiche nun diese Tatsache mit den Umständen in solchen Ländern wie z.B. Italien). Die Kloschüsseln sind im übrigen nicht nur sauber sondern auch elektronisch gesteuert und verfügen über eine geheizte Klobrille. Der Verkehr ist fließend und geordnet. Schmutzige oder angerostete Autos oder Autos mit Kratzern oder Dellen sieht man auf den Straßen kaum. Weiße Handschuhe tragende Taxifahrer lenken auf Hochglanz polierte Autos mit einladender, mühevoll gereinigter Innenausstattung. Die Leute sind meistens sehr freundlich und hilfsbereit. Ich wollte es nicht wahrhaben, musste mich aber eines Besseren belehren lassen: die Liftangestellten lächeln und verbeugen sich höflich jedes Mal, wo der Skifahrer an der Bergstation ankommt!
Das berühmte Motiv ... Kleinbrauerei in Niseko
Eine Frage der Kultur ....
^ überall, wo man zum Essen einkehrt, gibt es kostenloses Wasser. Das mag sich für die meisten als selbstverständlich anhören, aber ich kam dabei nicht umhin, an gewisse Berghütten zu denken, wo der Durstige als Heilwasser angepriesenes Leitungswasser (z.B. "Arosawasser") für teures Geld (gefühlt 5 CHF) erwerben muss. Um von den ach so charmanten Restaurants der Dolomiten ganz zu schweigen, wo man das Gefühl hat, man wird auch für die Luft, die man einatmet, zur Kasse gebeten. Ferner sind Trinkgelder in Japan nicht nur unnötig sondern meistens gar nicht gern gesehen, als fühle sich der Dienstleistende dadurch beleidigt. Beruflicher Stolz. Auch eine Frage der Kultur.
^ Godzilla lässt grüßen