Hoch-Ybrig Plus; 27.+28. November 1999; Es war einmal ...
... oder: Im Angesicht der Mythen
Mit "Es war einmal ..." beginnen üblicherweise die Märchen. Und obwohl sich mein Ausflug an diesem Novemberwochenende als ein wahres Wintermärchen erwiesen hat, ist es eine andere und eher bedauerliche Geschichte, welche mich zu dieser märchenhaften Einleitung "ermuntert" hat. Denn - traurig aber wahr - dieses gewissermassen einmalige und skurrile Skigebiet existiert in dieser Form nicht mehr. Dividiert - amputiert - ignoriert - so lässt sich das Schicksal dieses wahrlich grossen Skigebietes im Banne der Mythen am trefflichsten beschreiben. Aber nonkonforme Gebiete haben es in unserer nach Konformität strebenden Welt schwer. Lassen wir das Thema - widmen wir uns zunächst einem Stück funktionierender Hoch-Ybrig-Plus-Geschichte.
Das Skigebiet Hoch-Ybrig Plus hatte ich in einem ADAC-Skiatlas entdeckt. Üblicherweise war in den Atlanten nur Hoch-Ybrig aufgeführt und es wurde (Kirchturmdenken!) verschwiegen, dass Hoch-Ybrig nur einen Teil eines weitaus grösseren zusammenhängenden Skigebiets - nämlich Hoch-Ybrig Plus - darstellte. In besagtem Skiatlas war dann irgendwann komischerweise tatsächlich die gesamte Panoramakarte abgebildet. Ich war höchst erstaunt und begeistert! Erstreckte sich hier im Voralpenbereich der Zentralschweiz doch tatsächlich ein zusammenhängendes Skigebiet mit 5 Pendelbahnen, einigen Sesselbahnen, zig Schleppliften und 100 Pistenkilometern; ein Gebiet, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Von der Grösse, Ausdehnung und landschaftlichen Vielseitigkeit schien dieses Gebiet alles andere in der Zentralschweiz in den Schatten zu stellen. Ich war fest entschlossen, dieser Geschichte auf die Spur zu gehen! Aber ich verfolgte diese Idee erstmal nicht konsequent.
Der frühe Wintereinbruch im Jahr 1999 weckte in mir die Lust auf eine zünftige Saisoneröffnung und ich forschte per Internet, wo eventuell Vollbetrieb herrschte. Leider verfügen gerade die grossen Gebiete zu dieser Jahreszeit oftmals noch nicht über Personal oder Lust, um einen Vollbetrieb anzubieten. Ich fand dann in der Woche zum letzten November-Wochenende heraus, dass ausgerechnet Hoch-Ybrig Plus nahezu Vollbetrieb anbieten würde - nur das Öffnen des Bereichs Lauchern war zunächst fraglich. Neuerliche Schneefälle am Mittwoch und Donnerstag schienen das Winterglück perfekt zu machen und ich beschloss, für 2 Skitage in das Herz der Mythen-Skiregion zu fahren - nämlich ins Hotel auf der Passhöhe am Ibergeregg. Gerade die unprofessionellere Bewirtschaftung (Pensionäre, Schüler, etc.) hat es wohl möglich gemacht, dieses grosse Gebiet relativ früh zu öffnen. Im vorangegangenen Sommer hatte ich das Gebiet schon mal zu Fuss erkundet.
Das Skigebiet Hoch-Ybrig Plus setzte sich damals aus 3 Teilgebieten zusammen, die über Ziehwege zu einem Gesamtskigebiet verbunden sind – wobei es jedoch eine "Problemstelle“ gibt, aber dazu kommen wir später. Während die Teilgebiete Hoch-Ybrig und Sattel-Hochstuckli am Rand der Gesamtregion liegen, stellt die Mythen-Skiregion die zentrale Region und das Bindeglied der Gesamtgebietes dar. Die Mythenregion wiederum setzt sich aus verschiedenen Bergen, Geländekammern und Liftgesellschaften zusammen. Mehrere Dinge sorg(t)en für die Unverwechselbarkeit des Gebiets und machten auch deren Reiz aus:
- Gegensatz modern und alt: Während Hoch-Ybrig bereits damals top-modern ausgebaut war, stellen die Mythenregion - und damals auch noch Sattel-Hochstuckli - einen krassen Gegenpol dar. Je nach individueller Vorspannung kann man diese Gebiete irgendwo im Spektrum zwischen nostalgisch und veraltet unterbringen.
- Riesige Ausdehnung: Zwischen den äussersten Punkten des durch das Gebiet aufgespannten Dreiecks (Weglosen-Illgau-Sattel) legt man unglaubliche Entfernungen zurück und auch die Zahl der Abfahrtskilometer und Lifte spricht für sich. Trotzdem fühlt man sich vom Ambiente her an vielen Stellen wie in einem Kleinskigebiet.
- Landschaftliche Abwechslung: Vom reinen Voralpengebiet (Hagenegg, Mostelberg) über Waldkuppen mit spektakulärer Nachbarschaft oder grossartiger Fernblicke (Brünnelistock, Holzegg) bis zur hochalpinen Skiumgebung (Sternen) bekommt man völlig unterschiedliche Eindrücke.
- Frei von klassischen Touristen mit ihrer unverwechselbaren Urlaubshektik - ist zumindest der Teilbereich Mythenregion. Hierhin verlieren sich keine Urlauber - und schon gar nicht im Frühwinter. Das Gebiet mit seinen unglaublich vielen ursprünglichen Berghütten beschert klassische Gemütlichkeit.
An dieser Stelle zur besseren Verdeutlichung erstmal der Pistenplan:
^^ Pistenplan Hoch-Ybrig Plus – zum Öffnen einer
hochauflösenden, detaillierteren Karte bitte klicken!
Legende:
Die Panoramakarten von den Teilgebieten können hier heruntergeladen werden:
Hoch-Ybrig
Mytehnregion
Sattel-Hochstuckli
Unter einer tiefliegenden grauen Hochnebeldecke geht’s über Schwyz bis zur spektakulären schmalen Passstrasse, auf der ich schnell die Nebeldecke durchbreche. Lassen wir die Bilder sprechen:
^^ Samstagmorgen - Ankunft um etwa 8.15 Uhr am Ibergeregg. Genau in Blickrichtung verläuft der Verbindungsweg zu den Handgruobi-Liften - er verläuft dann idyllisch zwischen den Tannen hindurch; hinten der von Talnebel bedeckte Vierwaldstätter See.
^^ Entgegengesetzte Blickrichtung: Der Wagen ist entladen, noch bin ich alleine hier oben; zu sehen sind die beiden Ibergeregglifte zum Brünnelistock - links vom Auto Kulm (Lift 13), recht davon Alpstübli (14).
^^ Ich strebe in Richtung des Vierwaldstätter Sees und befahre als erster die Piste in Richtung Handgruobi. Hier bin ich im Bereich der Mittelstation der beiden Handgruobi-Schlepplifte (15, 16) am Grossenboden. Am unteren Handgruobi-Lift gab es damals bereits mechanische Beschneiung (die sich sonst in der Mythenregion kaum fand - eine zweite Stelle war Hagenegg 1).
Unten in Handgruobi habe ich den 2-Tages-Pass Ybrig-Plus erstanden. Das war für den Kassierer damals schon etwas ungewöhnlich (er fragte 2mal nach) und ich ahnte nicht, dass dieser geniale Skipassverbund nicht mehr lange bestehen würde.
^^ Nach Befahren beider Schleppliftsektionen bot sich mir am Brünnelistock dieses klassische Bild: Der immer noch menschenfreie Zwäckenkessel mit Zwäckenlift (17) und den monumentalen Mythen im Hintergrund (links der Grosse Mythen, rechts die Kleinen Mythen). Diese Kolosse von erstaunlich geringer Meereshöhe fallen einem sogar vom Flugzeug aus ins Auge. Der bewaldete Hügel hinter dem Zwäckenkessel wird durch den Tal-Berg-Tal Schlepplift Holzegg-Ost/Holzegg-West überwunden.
Diese"Überwindung" habe ich dann auch absolviert - bis man aber am Holzegg-Ost-Lift (22) ist, ist entweder Steibern angesagt oder man muss verdammt viel Anlauf genommen haben, was bei der morgendlichen Frequentierung kein Problem war. Allerdings war der frisch gefallene Pulverschnee nicht der schnellste. Die Pisten in den bislang genannten Bereichen sind für Alpenverhältnisse und skifahrerisch gesehen nichts Besonderes. Für Mittelgebirgsverhältnisse hingegen sind sie ausgesprochen abwechslungsreich. Es gibt viele Kurven, Pistenbreite und Neigung wechseln häufig und auch die Landschaft variiert zwischen Almwiesen, lichten Baumbeständen und Waldschneisen. Die frisch verschneite Winterlandschaft tat ein Übriges, um hier richtige Idylle aufkommen zu lassen - aber genau das hatte ich mir ja auch erhofft.
Ab der Bergstation des Holzegg-Tal-Berg-Tal-Liftes (22, 23) ging's dann auf die längste Piste des Teilbereichs Mythen hinunter zum Huserenberg. Hier hatte ich etwas "Bammel" aus zweierlei Gründen: Erstens führten von unten eine kleine PB zurück mit 10er/15er Kabinen und es war Wochenende - würde ich lange warten müssen? Zweitens war ich etwas unsicher wegen der Schneelage. Oben lag mehr als 1 Meter Schnee, ganz unten im Tal lag der Zustand dagegen zwischen "angezuckert" und 20 cm. Beschneiung gab es hier keine. Bis zur Mittelstation sollten zwar mindestens 40 cm liegen, aber der pulvrige Novemberschnee fährt sich auch relativ schnell ab. Beide Sorgen waren im Nachhinein unbegründet. Der Schnee war okay - nur an ganz wenigen Stellen legte man mal etwas Gras frei, aber Steine gab es überhaupt keine. Und nennenswerte Wartezeiten gab es an der Mittelstation auf nicht. Ich kam gerade nicht mehr in die erste Kabine, aber dann sicher in die zweite. Auf die Abfahrt bis ganz hinunter nach Rickenbach habe ich verzichtet. Auf diesen 250 Höhenmetern gab es keine offizielle Piste und ich traute dem Schnee und den Wartezeiten ganz unten noch weniger. Diese Abfahrt war schon ein echtes Highlight in der Mythenregion - wenn auch auf eher bescheidenem Gesamtniveau. Sie führt dicht an der imposanten Felswand eines Mythen vorbei, hat stellenweise ganz ordentliches Gefälle und ist sehr abwechslungsreich trassiert auf hundertprozentig naturbelassenem Gelände.
^^ Hier fährt die Kabine der 2. Sektion (19) in die Mittelstation ein. Sie fuhr erst über Almgelände und dann über steile Felsen hinauf auf die Rotenfluh. Auch hier ahnte ich noch nicht, dass ich wenige Jahre später eine eher traurige Abschiedsfahrt mit dieser Bahn machen würde. Inzwischen keimt allerdings wieder Hoffnung. Dann bei der Überfahrt der letzten Stütze vor dem Aufschwung ein kleiner Schreck: Die Fangbremse schleift am Kabelführungsschuh. Das laute Geräusch und das Rucken der Kabine war manchen Leuten nicht gerade so angenehm. Auch dieses Gefühl sollte ich bei der Abschiedsfahrt nochmal erleben. Auffallend waren auch die zahlreichen Anpassungsarbeiten an den Stützen. Die Bahn steht im Hangrutschgebiet, was mit ein Grund für das (hoffentlich nur vorübergehende) Aus ist.
^^ Zurück an den Ibergereggliften (13, 14) mit dem Gebäudeensemble der Passhöhe Ibergeregg. Irgendwo hinter der Pistenwalze parkiert mein Wagen, und die tiefstehende Novembersonne taucht die weisse Winterlandschaft in einen gelblich-rötlichen Farbton. Ich liebe diese Jahreszeit!
^^ Szenenwechsel: Inzwischen bin ich in Brunni - einem weiteren Talstationsbereich der Mythenregion - angekommen und blicke auf die teilbeschneiten Hagenegglifte (hier Sektion 1 – Lift 25). Man erkennt an Dach und Liftspur die recht komfortable Schneelage für die Meereshöhe von 1100 Metern. Die beiden recht langen Hagenegg-Lifte ziehen bis oberhalb der Hagenegg-Passhöhe auf eine Höhe von 1500 Metern am Nätschberg. Stark erstaunt hat mich die Tatsache, dass ein Übungslift in Brunni mit immerhin 100 Metern Höhendifferenz nicht dem Skipass Hoch-Ybrig Plus angeschlossen war.
Oben am Nätschberg (Hagenegg-Bergstation) hat man einen tollen Überlick. Daher folgen hier 3 Bilder vom gleichen Standort:
^^ Südwesten: Blick auf die Titlisregion im Hintergrund
^^ Süden: Blick von gleicher Stelle gegen das Licht auf die Mythen; die etwas tiefer liegende Passhöhe vor den Mythen ist das eigentliche Hagenegg.
^^ Südosten: Blick zurück in Richtung Holzegg und Brünnelistock, vorn wieder das Hagenegg
Hier oben war ich wild entschlossen, über die eingezeichneten Verbindungswege in das Teilgebiet Sattel-Hochstuckli zu wechseln. Ich sah zunächst keinen gewalzten Weg, dachte aber unzutreffenderweise, nach den Schneefällen wäre noch nicht gewalzt worden. Ich übersah, dass der Weg zunächst in Richtung Handegg führt und dann erst auf die hintere Seite des Nätschbergs wechselt. Also stürzte ich mich auf der Rückseite des Berges in den Tiefschnee, wobei mir etwas mulmig war ob des pulvrigen Schnees ohne gealterten Untergrund. Unten traf ich dann auf den gewalzten Verbindungsweg zum Hochstuckli. Zu meinem Erstaunen war von den Hochstuckli-Liften noch nichts zu sehen, denn sie liegen nicht direkt auf der Rückseite des Nätschbergs (auf dem ich losgefahren bin), sondern zwischen diesem Berg und dem Hochstuckli liegt ein weiteres (tiefverschneites, unberührtes) Hochtal. Der lange, leicht abschüssige Skiweg schlängelt sich dann aber doch um den Hochstuckli herum auf dessen Vorderseite, wo die Lifte liegen.
^^ Blick von der "Drehscheibe" am Hochstuckli auf den Sameli-Huber-Lift Bärenfang (links – Lift 31) und Hochstuckli (rechts – Lift 30)
^^ Und weiter geht die wahnsinnig lange Abfahrt hinab nach dem Talort Sattel. Im Hintergrund liegt der Aegeri-See.
^^ Ich hatte mich ja beim Studium des Skiatlanten immer wieder gefragt, was das wohl für eine Sesselbahn sei, die da von Sattel hinauf zum Mostelberg (27) führte. Und ich staunte nicht schlecht! Schöne Fachwerk-Portalstützen; Sessel quer zur Fahrtrichtung, aber eben keine Von-Roll; und besonders kurios: Die Sesselabstände waren alle unterschiedlich. Von ganz dicht bis 300 Meter ohne Sessel war alles dabei. Unten in der Station hielten die Sessel an und wurden dann von Hand auf die Beschleunigungsstrecke geschoben, wo die Schraubklemme anschaulich und gut hörbar schloss. Aus dem Sessel konnte man dieses Spektakel viel schöner beobachten als aus den Kabinen. Noch 2 weitere Male fuhr ich die Talabfahrt und diese skurrile Sesselbahn, von der ich leider nur dieses undeutliche Bild habe.
^^ Vom Mostelberg (Bergstation Sesselbahn) hat man diesen Blick auf den Hochstuckli-Lift. Um dort hin zu kommen, muss man erst dem Doppelmayr- Lift zum Engelstock fahren, dann mit Schwung durch den Wald und zum Schluss 150 Meter mit dem Seillift. Die Pisten im diesem Skigebiet sind recht ordentlich; um wieder ganz hinauf zu kommen, benötigt man allerdings 4 Sektionen (mit Seillift). Deshalb bietet es sich an, die 1. und die 4. Sektion jeweils wiederholend zu fahren, da man sich dann häufiges Ziehweg- und Seillift-Fahren erspart.
Jetzt folgt ein etwas abartiges Kapitel in der Geschichte dieses Tages und ich bitte um Verzeihung, dass ich dieses nicht fotographish dokumentiert habe, aber dazu fehlte mir ehrlich gesagt der Nerv. Nach 2mal Hochstuckli wollte ich wieder auf die "sichere Seite" sprich in die Mythenregion kommen. Da ich nicht wusste, ob und wie der Verbindungsweg präpariert war, wollte ich eher früh dran sein. Dieser „Verbindungsweg“ hat dann alle Befürchtungen krass übertroffen. Ausschilderung gab es gar keine, nur ein paar wenige Fussspuren! Fussspuren? Seit wann fährt ein Skifahrer mit den Füssen? Hier muss er es! Von der Bergstation Hochstuckli muss man zunächst aufsteigen. Aber kein gemütlicher Aufstieg war das. Ich bin ja Einiges gewohnt und eigentlich nicht gerade verweichlicht. Aber das hier übertraf Alles. Teilweise einen steilen schmalen Grat bezwingend, teilweise einen steilen Abhang querend sank man andauernd bis zum Bauch in den Tiefschnee ein. Schritt für Schritt ging es vorwärts. Ich erinnere an die Legende zum Pistenplan: Dort ist von einem
kleinen Aufstieg die Rede! Die Kraft wurde für das Elementare gebraucht, für Bilder war keine mehr da. Endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit - war ich in genügend grosser Höhe angekommen, um dann - auf einer Hochebene stehend - über freie Tiefschneehänge die Fahrt hinunter zum Hagenegg antreten zu können. Mit entkräfteten, schlotternden Knien fuhr ich den bereits etwas pappig gewordenen Südhang hinunter zur Hagenegg-Passhöhe. Und schnell verflog der Frust. Aus der Qual ist ganz schnell ein krasses Abenteuer geworden! Starli hat auf einer deutlich späteren Tour auch diese Tortur mitgemacht. Seinem Bericht zufolge hat er sich psychisch aber nicht so schnell von dem Drama erholt.
Aber zur Beruhigung eines vorab: Alle anderen Verbindungswege funktionieren perfekt!
^^ Zurück in der Zivilisation! Nach einer rassigen Abfahrt am Handegg-Hang stehe ich hier. Kennt jemand dieses Bild?
Diese 15PB (24) wird mich wieder hinauf zum Holzegg bringen und meinem "Basislager" wider ein Stückchen näher.
^^ Talblick im Bereich Holzegg
^^ Dies ist der Blick von der Bergstation des äusserst steilen Schleppliftes Stägleren (21). Dieser sollte seit Jahren durch eine Occassions-3SB ersetzt werden - seither ohne Erfolg. Im linken Bildbereich mittlerer Höhe sieht man die Handgruobi-Skihänge am Brünnelistock mit den lockeren Baumbestand. Zwischen dem Stägleren-Hang im Vordergrund und dem Brünnelistock (ganz links knapp ausserhalb des Bildrandes) lässt sich die Passhöhe des Müslieggs erahnen; rechts vom Brünnelistock liegt das Ibergeregg. Die Schneeschüssel ganz hinten vor den Felsbergen im Hintergrund beherbergt das Teilgebiet Hoch-Ybrig. Hier kann man die Dimensionen dieses Gesamtgebietes erahnen. Und in die andere Richtung ist die Distanz noch einmal genauso gross.
^^ Nochmal die 2. Sektion der Handgruobi-Lifte zum Brünnelistock (16). An den Anlagen rund um den Brünnelistock habe ich den Tag ausklingen lassen. Immerhin war ich dort in der Nähe meines Hotels.
^^ Das erste Motiv am Morgen ist auch das letzte Motiv am Abend. Ein abenteuerlicher und unvergesslicher Skitag ist zu Ende. Auf diesem Skiweg hatte er begonnen.
^^ Am nächsten Morgen stand der Schwerpunkt Hoch-Ybrig auf dem Programm. Und dem Zweifel bei den Vorankündigungen zum Trotz sollte an diesem Sonntag auch der Laucherensektor Vollbetrieb anbieten.
Zunächst ging es mit dem Kulmlift hoch zum Brünnelistock und dann per Skiweg komfortabel hinunter zum Weiler Tschalun, wo die 2,2 km lange 4KSB Laucheren (8-) zum Steinboden beginnt. Von dieser war ich denn auch überrascht. Ich hatte eigentlich erwartet, hier die erst 1981 gebaute DSB anzutreffen, aber Doppelmayer hatte hier kurz vorher eine nagelneue 4KSB hingestellt - teilweise mit neuen DM-Stützen wie hier auf dem Bild, teilweise auch unter Verwendung der alten Stützenschäfte.
^^ Weiter ging's dann mit dem 1,7 km langen und steilen Schlepplift Laucherenstöckli - heutzutage der letzte Schlepplift unter den Hauptanlagen in Hoch-Ybrig. Dort bieten sich grossartige Ausblicke auf das Pilatus- und das Rigi-Massiv.
^^ Auch den Stoos kann man gut einsehen.
^^ Zeitsprung: nach vielen Abfharten in der Schneeschüssel zwischen Spirstock, Hesisbohl und Chli Sternen habe ich den Pistenstar unter die Bretter genommen: Die Piste Chli Sternen - Weglosen. Recht lang, super abwechslungsreich und mit 800 Metern Höhendifferenz machte diese schwarze Piste richtig Spass. Der komische Lawinentunnel wurde ausserhalb umgangen. Diese 125PB (1) ist oder war die leistungsfähigste PB der Schweiz (bezogen auf die Beförderungen pro Stunde und Richtung).
^^ Schön kupierte Pisten an der 4KSB Sternen (2) - eine leistungsfähige Doppelmayr-Anlage; hinten ist der charakteristische - und mit einer weiteren 4KSB erschlossene - Spirstock zu sehen. Ganz rechts hinten ragen wieder die Felsklötze der Mythen hervor, die ja noch nicht mal am entgegengesetzten Ende des Skigebiets stehen - wieder lassen sich die enormen Dimensionen erahnen.
^^ Umgekehrter Blick vom Spirstock auf den kupierten Haupthang mit den Liften (von rechts) SL Chüeband (4), SL Hesisbohl (3), 4KSB Sternen (2). Pistenkorrekturen gibt es hier (wie im gesamten Gebiet) kaum; die beiden Schlepplifte Chüeband und Hesisbohl sind inzwischen gemeinsam durch die neue 6KSB Hesisbohl ersetzt.
^^ In der 4KSB Spirstock (5) - auch Doppelmayr (war wohl eine Bestellung im Dreierpack)
^^ Im mitteleren Flachstück der 4KSB Spirstock; hinten der steile Aufschwung zur Bergstation
^^ Talabfahrt an der 4KSB Laucheren (8-); hier ist ein alter Stützenschaft von der DSB zu erkennen - gefällt mir persönlich viel besser als die Rundrohrstützen.
^^ Und nochmal Haupthang am Sternen
^^ Auch hier viele Berghäuser
^^ Im Hesisbohl-Lift (3)
^^ Hütten aller Art bis ganz klein
Damit war der Film voll -> so war das eben "früher".
Über den Spirstock gings dann zurück zum Alpstubli-Lift und damit zum Auto am Ibergeregg. Den Umweg über die 6PB Illgau-Vorderoberberg (12) habe ich nicht mehr gewagt. Stattdessen bin ich mit dem Auto hinunter nach Oberiberg und habe die Schlepplifte Roggenstock (10) und St. Johannesberg (11) noch vor Betriebsschluss erwischt. St. Johannesberg ist wohl der kürzeste Nicht-Seillift, den es gibt und der Roggenstocklift war ein genialer Dinosaurier mit extrem steiler 2. Hälfte. Der gesamte Lift war 1300 Meter lang und hat den Grossteil seiner 400 Meter Höhendifferenz auf der zweiten Hälfte gemacht. Das war eine genial abwechslungsreiche Piste da herunuter. Doch auch dieser Abschnitt ist Geschichte - so wie auch dieser Tag. Es war Zeit, sich auf den Heimweg zu machen.
Fazit: Zwei tolle Skitage hatte ich erlebt. Ein echtes Wintermärchen in idyllischer Landschaft mit vielen Perspektiven und Gegensätzen. Skifahrerisch war es eine richtige Safari durch völlig unterschiedliche Teilbereiche in einer sympathischen Atmosphäre. Krass war der Gegensatz zwischen dem perfekt durchorganisierten "Grossstadtskigebiet" Hoch-Ybrig und der im Dornröschenschlaf weilenden Mythenregion - womit wir wieder bei den Märchen wären.
Und was ist nun aus diesem Märchen geworden?
- Den Skipass Hoch-Ybrig Plus gibt es nicht mehr. Das zusammenhängende Skigebiet wurde tariflich separiert. Wo in den Alpen gibt es so etwas noch? Ein Bindeglied stellen dennoch weiterhin die Ibergeregg-Lifte Alpstubli und Kulm dar. An ihnen gilt sowohl der Skipass der Mythenregion als auch der Skipass Hoch-Ybrig. Meine Tour wäre mit Hotelstandort Ibergeregg also nach wie vor möglich - mit einer Tageskarte Mythen und am nächsten Tag einer Tageskarte Hoch-Ybrig. Allerdings gibt es meines Wissens keine Karte mehr, die auch Sattel-Hochstuckli beinhaltet. Auch erfordert eine Fahrt mit der 6PB Illgau-Vorderoberberg dann das Lösen einer Einzelfahrt.
- Die PB Rickenbach-Rotenfluh wurde stillgelegt - zunächst ersatzlos. Derzeit ist der bau einer 8EUB beschlossen und sollte im Sommer 2008 erfolgen. Ich freue mich darauf, glaube es aber erst endgültig, wenn das Teil wirklich steht. Dabei wurde gleichzeitig der Schlepplift Alp-Rotenfluh stillgelegt, der zugegebenermassen nicht sonderlich attraktiv ist. Ob der mit einer neuen EUB wiedereröffnet wird, weiss ich nicht - dies hängt wohl auch von der letztendlichen Lage der neuen bergstation ab.
- Der Schlepplift Roggenstock, der nicht im verbundenen Gesamtskigebiet liegt, wurde seines genialen und extrem steilen Schlussteils beraubt und ist jetzt nicht mehr als ein langweiliger Übungslift in Talnähe.
Der letzte Punkt bei einem Skigebietsbesuch zu verschmerzen, da der Lift nicht in das zusammenhängende Skigebiet integriert war, aber das Thema Skipass und der Verlust der Rotenfluh-Bahn schmerzen. Eine völlig verkannte und gigantisch grosse Skiregion hat sich ihrem bescheidenen Ruf angepasst und ist zu dem geworden, was viele (nur) in ihr vermutet haben: Ein Sammelsurium von kleinen bis unbedeutenden Skigebieten ...
Das war einmal anders.