Herzogstand – März 2009 – Das etwas andere SkigebietSchmankerl für Skifahrer und Snowboarder, die gerne abseits der modernen Skiarenen unterwegs sind, gibt es in Bayern so einige. Doch der Herzogstand nimmt selbst unter diesen Skigebieten eine Sonderstellung ein. Gehört er doch weder zur Kategorie der reinen Freeridegebiete (Laber, Dammkar, Wallberg) noch zur Kategorie der Nostalgieskigebiete wie Kampenwand oder Wendelstein, weil der Herzogstand eigentlich gar kein Skigebiet ist.
Eine steile Pendelbahn, ein kurzer und ebenfalls steiler Kurzbügelschlepper und eine präparierte Talabfahrt, die weit entfernt von der Talstation der Pendelbahn endet, das war es auch schon. Skibetrieb gibt es nur an Wochenenden und während der Schulferien, sofern die Schneelage ausreicht. Das ist für die Talabfahrt selten der Fall und wenn doch, vereitelt gelegentlich Lawinengefahr den Skibetrieb.
Gar nicht so leicht also, den richtigen Tag zu erwischen. Im Winter 2008/2009 konnte der Skibetrieb erst im Januar am Schlepplift aufgenommen werden, in der Faschingswoche ruhte er dann wegen der großen Lawinengefahr und der Sperrung der Straße zwischen Urfeld und der Talstation der Seilbahn. An dieser Stelle sollte ich vielleicht noch einige Worte zur Lage des Herzogstands verlieren. Der Berg liegt in der ersten Reihe der bayerischen Alpen zwischen Kochelsee und Walchensee, für Münchner schnell erreichbar über die Ausfahrt Murnau der A 95 und die Kesselbergstraße.
Anfang März klappt es bei mir endlich mit dem lange geplanten Besuch am Herzogstand. Der blaue Himmel der Morgenstunden hat sich bei meiner Ankunft an der Talstation zwar schon wieder zugezogen und beim Kartenkauf informiert man mich, dass der Schlepplift auf Empfehlung der Lawinenkommission geschlossen bleibe, doch das ist mir heute egal. Ich bin in erster Linie wegen der Talabfahrt hier und froh, den Herzogstand mit Skibetrieb zu erleben.
Die steile Pendelbahn mit Kabinen für 30 Personen bringt mich flott auf den Fahrenbergkopf direkt über dem Walchensee. Um von der Bergstation zur Piste zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder folgt man dem geräumten Weg zum Herzogstandhaus oder man steigt etwa 30 Höhenmeter auf zur Bergstation des Schlepplifts am Gipfel.
Wanderweg zum Herzogstandhaus
Blick auf Walchensee und Karwendel
Kurzzeitig muss man etwas anschieben.
Am Herzogstandhaus, Blick zur Bergstation des Schlepplifts
Die Pistenvariante zur Talstation des Schlepplifts war wegen Lawinengefahr im Gipfelhang des Herzogstands (im Bild) geschlossen. Dieser Hang ist schon häufiger in den Bereich der Talstation des Lifts abgegangen.
Die Abfahrt schlängelt sich vom Herzogstandhaus sehr abwechslungsreich hinab nach Urfeld am Walchensee. Zwar sind mehrere Flachstücke und kleine Gegenanstiege zu überwinden, doch das stört mich persönlich überhaupt nicht. Vom Ende der Abfahrt gelangt mit per Shuttlebus wieder zurück zur Talstation. Zu diesem Zweck setzt die Herzogstandbahn zwei VW-Busse ein, die ständig zwischen Urfeld und der Talstation pendeln.
Im Mittelteil der Abahrt mit Blick zum Kochelsee
Blick zurück Richtung Herzogstand etwas weiter unten, leider sehr ungünstige Lichtverhältnisse zum Fotografieren
Flachstück im Winterwald
Kurz vor dem Ende der Abfahrt am Walchensee.
Ende der Abfahrt am See
Zurück zur Herzogstandbahn geht es mit diesen Bussen.
Die Pendelbahn ersetzte einen Sessellift.
Und wieder geht es steil hinauf auf den Fahrenbergkopf.
Bei der zweiten Abfahrt steige auch ich wie die Mehrzahl der Skifahrer und Snowboarder hinauf zur Bergstation des Schlepplifts und tobe mich im Gelände aus. Statt der Hauptabfahrt, die im unteren Teil eine Steilstufe in einem weiten Bogen umgeht und viele Flachpassagen aufweist, wähle ich dieses Mal die vor einigen Jahren wieder eröffnete Variante, die mit herrlichen, unpräparierten Steilhängen samt Seeblick aufwarten kann.
Aufstieg zum Gipfel bzw. zur Bergstation des Schlepplifts
Blick zurück zur Bergstation der Seilbahn
Blick von der Schleppliftbergstation zum Herzogstandhaus und Herzogstand
Schleppliftbergstation
Im Gelände am steilen Schlepplift
Blick zurück
Auf der Hauptabfahrt, die immer wieder mit Ortsbezeichnungen versehen ist.
Abzweigung der Variante "Steilhänge"
Der Walchensee kommt ins Blickfeld...
und bald geht es steil abwärts
Blick zurück, ordentlich steil
Runde um Runde absolviere ich, wo es geht abseits der Piste. Nach spätestens drei Fahrten kennt man fast alle anderen Leute im Gebiet
, Langweile kommt bei mir aber zu keinem Zeitpunkt auf. Dafür ist der Schnee viel zu gut, die Lage zu schön und das Gelände zu abwechslungsreich. Nur meine ursprüngliche Befürchtung um die Zukunft des Skibetriebs am Herzogstand, mag einfach nicht verschwinden. Lukrativ kann der Skibetrieb hier nicht sein, doch ich hoffe sehr, dass es noch möglichst lange funktioniert.
Bei der letzten Abfahrt dokumentiere ich noch einmal etwas ausführlicher die einzigartige Lage hoch über dem Walchensee mit weitem Blick in die Alpen und ins Flachland hinaus.
Weg zum Herzogstandhaus mit Teleobjektiv fotografiert
Links unten der Kochelsee, rechts unten der Walchensee
Blick hinaus zum Starnberger See
Halbinsel Zwergern am Walchensee
Fahrenberglift hoch über Kochel
Noch einmal genieße ich die genialen Bedingungen am ersten Hang und schwinge anschließend gemütlich die lange Abfahrt hinunter zum See. Schön, dass es so etwas noch gibt!