Ein Skilift als Kunstaktion, das lässt sich aktuell in St. Gallen erleben. Die Anlage ist der ehem. Skilift Klausenböhl/bühl aus Gais (AR), die in einem abrissbereiten Haus am südlichen Stadtrand von SG installiert wurde. Letzte Woche war Eröffnung mit Kunstschnee vom Eissportzentrum Lerchenfeld. Die Kontrollstelle IKSS versagte die Bewilligung, einem nur 20 m langen Skilift fehlen die entsprechenden Meter Strecke, die die Vorgaben vorsehen.
Wir waren bereits am späten Vormittag vor Ort, um beim Aufbau mitzuhelfen. Ausserdem stand noch eine Einweisung an, da ich als Anbügler eingeteilt war (aus Anbügler wurde halt Liftler). Der Hang war ein einziger Baz, entsprechend der Weg zur Talstation eine ziemliche Sauerei. Es waren mehrere Seile gespannt, an denen man sich abseilen konnte (wie die Stadtpräsidentin später eindrucksvoll zeigte).
Neben der Bewilligung gab es noch weitere Probleme, die man aus Zeitgründen nicht mehr beheben konnte: die Seile am Gehänge waren noch zu lang. Man hätte den Hang wohl nur etwa zur Hälfte befahren können, bevor das Gehänge die Umlenkung passiert hätte. Zudem lief der Lift noch viel zu schnell, die Fahrt wäre nach wenigen Sekunden beendet gewesen. Und die Bügelführung am Gehänge war nur an einem der vier Gehänge kurz genug. Mittlerweile läuft der Lift auf halber Geschwindigkeit.

Blick auf den Hang mit der Stadt im Hintergrund.

Talstation unnd Steuerung der Anlage von DM (die Sicherung steht weiter links) Ursprünglich wollte man einen Skilift aus Südtirol übernehmen, was jedoch das Budget nicht erlaubte. Perfekt wäre eigentlich ein fixgeklemmter Stangenskilift gewesen.
Im Rahmen der Eröffnung waren zwei Aktionen geplant. Nach der Ansprache wurde eine Kanone abgefeuert und anschließend der Kunstschnee von der Schneebergstrasse über ein Förderband und eine Schneefräse auf die Piste ausgebracht.

Im Haus mit dem Förderband.

Vorne die Schneefräse.
Ich nutzte die Zeit zwischen der Ankunft, der Einweisung und dem Start der Aktionen, um das Gelände zu erkunden.

Blick auf die Umlenkung aus dem Haus - man hatte eine Tür umfunktioniert. Die Wand vorne im Haus wurde extra entfernt.

Blick auf die gesamte Trasse.


Ein Bügel und die Talstation von außen. Dahinter der Kasten mit dem Notstopp und einem alten Telefon.

Von der Strasse aus ist nicht zu erkennen, dass man hier Skifahren kann. Im Dachgeschoss befindet sich übrigens ein kleines Café.

Der Zugang zum Skigebiet.

Der gesamte Hang und die Lifttrasse in der Übersicht.


Und nochmal die Bergstation.
Um 13 Uhr ging es dann offiziell los und die Glühwein-Bar eröffnete. Erst blieb es relativ ruhig und ich befürchtete schon, dass die teils heftigen negativen Reaktionen und Beleidigungen im Netz viele Leute abgeschreckt hatten. Doch als es in Richtung Eröffnung ging, wurde es langsam voller. Um 14:30 Uhr gab es eine kurze Rede der Stadtpräsidentin, anschließend hielten die Künstler eine Rede. Es war mittlerweile gut voll geworden und viele Leute kamen nicht mehr auf das Gelände. Um 15 Uhr gab es einen „Startschuss“ aus dem Obergeschoss und wir nahmen schließlich den Lift in Betrieb. Für ein paar Minuten beobachtete die Menge gespannt die Bügel, wie sie die kurze Strecke hoch und runter sausten. Nur das gewohnte Klackern der Klemmen auf den Seilrollen war zu vernehmen, bis im ersten Stock die Schneefräse in Betrieb genommen wurde und der Schnee die Piste endlich weiß einfärbte.

An der Talstation. Das SRF war auch vor Ort (neben anderen Medien) und drehte einen Bericht. Ich war nur damit beschäftigt, dass sie dem Antrieb nicht zu nahe kamen und von einem Bügel getroffen wurden.

Endlich Schnee!

Und er dreht sich doch!

Nach der Aktion.
Ich hatte die Ski dabei und wäre natürlich eine Runde (ab)gefahren. Ich hatte aber das Gefühl, dass es von der eigentlichen Aktion ablenken würde und verzichtete auf eine Abfahrt. Als die meisten Leute schon wieder auf der Schneebergstrasse standen und den Glühwein genossen, kam plötzlich ein wohl recht bekannter Beinflusser in voller Montur vorbei und wagte mit viel Geschrei eine Abfahrt, was später irgendwo als das „heimliche Highlight“ des Tages bezeichnet wurde. Nun ja....
Gestern wurde nochmal Schnee nachgeliefert und die Tageskarten der Crowdfunding-Kampagne verschickt. Bis 29. März läuft der Lift und ich hoffe, man findet noch eine Möglichkeit, um trotz der fehlenden Bewilligung den Skibetrieb zu ermöglichen. Ich werde auf alle Fälle versuchen meine Karte einzulösen. Diese sind auch vor Ort zum Preis von 80 CHF erhältlich.