Großer Bösenstein (2448m) – Steirischer Skitourenklassiker - 27. 4. 2008
Wochenlang wurde ich nun von starken Knieschmerzen geplagt und hatte die Skisaison mental bereits abgeschrieben. Plötzlich linderten sich die Schmerzen vor einigen Tagen und ich konnte wieder hoffen, die tollen spätsaisonalen Schneelagen doch noch nutzen zu dürfen.
Die warmen Tage der letzten Zeit haben die Möglichkeiten rund um Wien natürlich bereits deutlich eingeschränkt. Vor allem, wenn man lange Zustiege zu Fuß (d.h. mit Ski am Rücken) scheut.
Gute Möglichkeiten für Skitouren ohne Fußwege bietet in der Spätsaison das Gebiet rund um die Edelrautehütte (1706m) bei Hohentauern in der Steiermark. Hohentauern ist ein kleiner, ehemaliger Bergbauort (Magnesitabbau und –verarbeitung in Trieben) auf der gleichnamigen Passhöhe (1250m). Im Winter bietet der Ort auch ein kleines, aber feines Skigebiet (1250-1800m), das aufgrund der geringen Frequenz (nur Skilifte) ideal ist für all jene, denen übervolle Pisten ein Greuel ist.
Man kann bis fast zur Edelrautehütte auf einer kleinen Mautstrasse mit dem Auto von Hohentauern rauf fahren. Ski anschnallen am Parkplatz ist hier also auch zu dieser späten Jahreszeit noch möglich. Der Große Bösenstein ist ein traditioneller Standardskitourenberg der Steiermark, der bereits in den alten, legendären Schwanda-Skiführern beschrieben wurde. Manche hier kennen ja die alten Schwanda-Skiführer (heute gibt es noch immer ein Bergsportgeschäft dieser Familie in Wien). Hier Auszüge aus der Tourenbeschreibung von Hans Schwanda (Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein, Schroll-Verlag, Wien, 1965) in der köstlichen, mittlerweile antiquierten Sprache der Skibücher dieser Zeit:
„Das Skigebiet rund um die Edelrautehütte ist schneesicher und vor allem geländemäßig für alle Kategorien von Skiläufern geeignet. Der Bösenstein jedoch, der höchste Gipfel dieser Gruppe, ist ein Berg nur für die Zünftigen. Steile Flanken und Rinnen ermöglichen rassige Fahrten …
Die Abfahrt vom Skidepot beginnt gleich mit einer zünftigen Einfahrt. Senkrecht in die Steilmulde hinunter und dann in schönem Auslauf … in eine markante Einsattelung, von der aus die Bösensteinrinne steil in den Kessel der Grünen Lacke führt. Die Rinne ist das Glanzstück dieses Berges. Sie könne dreimal so lang sein, und man wäre noch immer nicht zufrieden. Sie ist breit genug zum Schwingen, zum Wedeln, zum Jagen, und man kann, an ihrem Fuß angelangt, nicht fassen, dass alles schon wieder vorbei ist.“
Natürlich rechneten wir bei einer derartigen Tour und bei diesem Wetter mit ordentlichem Andrang. Trotzdem waren wir nicht wenig erstaunt, als der (eigentlich ziemlich große) Parkplatz bei unserer Ankunft schon randvoll war. Nur mit Mühe konnten wir noch einen Platz ergattern. Aber die viel versprechenden Schneehöhen und der blaue Himmel entschädigten für die fehlende Ruhe und Einsamkeit …
Am Start – noch immer beträchtliche Schneehöhen rund um die Edelrautehütte
Angesichts des Wetters war der Aufstieg heute sicherlich der Höhepunkt der ganzen Tour. Herrliche Winterstimmungen trotz schweißtreibender Sonneneinstrahlung.
Muster im Schnee
Anfangs hat man fast die ganze Zeit über die „Rote Rinne“ (Bösensteinrinne) im Blick. Die klassische Abfahrtsvariante bei guten Verhältnissen am Bösenstein.
Rote Rinne (Bösensteinrinne)
Der Aufstieg ist recht kurzweilig (etwas mehr als 2h) und es ergeben sich laufend gute Überblicke über die vielfältigen Abfahrtsvarianten. Bei entsprechenden Verhältnissen lassen sich beinahe alle Hänge, Rinnen etc. der umliegenden Gipfel bzw. Nebengipfel gut befahren.
Aufstieg im Mittelteil
Den Gipfel selbst erreicht man über die steile Südflanke bzw. tw. über den Südwestgrat. Dank der guten Schneelage konnte man heute sogar bis zum Gipfelkreuz mit Ski gehen.
Gipfelaufstieg
Die Fernsicht vom Gipfel war zwar nicht berauschend (diesig), aber der Kontrast der verschneiten Bergwelt ringsum mit dem bereits satt grünen Ennstal hat durchaus auch seine Reize.
Blick ins Ennstal
Dank der hohen Schneelage war auch die direkte, relativ steile Gipfelrinne zu befahren, die sich durch das Felsband unterhalb der Gipfelflanke zieht. Die Schneequalität war jedoch jenseitig. Der Neuschnee der vergangenen Tage war komplett aufgesulzt, nur dort wo dieser Neuschnee bereits abgerutscht war, gab es schön hart-griffige Verhältnisse. Ansonsten war es Pflügen durch Sulz.
Gipfelrinne
Die gleichen Verhältnisse dann auch in der Roten Rinne. Durch die zahlreichen Befahrungen war der Sulz hier dann zusätzlich noch zu entsprechenden Sulzhaufen zusammengerutscht.
Einfahrt in die Rote Rinne
Tiefblick zur Edelrautehütte und nach Hohentauern
Am besten waren die Verhältnisse wiederum dort, wo der (geringe) Neuschnee durch Rutsche bereits abgegangen war.
Mit knapp 800 Hm sind sowohl Aufstieg als auch Abfahrt bald vorbei. Bei guten Verhältnissen würde das Gebiet aber zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit kurzen Wiederaufstiegen bieten.
Rückblick Skigelände rund um die Edelrautehütte