4. Tag, Dienstag 31. Mai 2005, von Collio nach ClusoneTag 3 <- Inhaltsverzeichnis -> Tag 4, Teil 2 Teil 12: Collio – Monte PezzedaWir wollten möglichst schnell das ungemütliche Collio verlassen, und somit beschränkten sich unsere Aufnahmen auf den Talstationsbereich der Seggiovia Collio - Roccolo Crispe. Auf eine weitere Erkundung des Schigebietes wurde verzichtet, unsere volle Konzentration galt nun bereits dem anschließenden Passabenteuer. Die entscheidende Frage blieb bis dahin noch unbeantwortet. Sollte unser Risiko belohnt werden und die hochalpine Verbindungsstraße über den 2176 Meter hohen Giogo della Bala – die Verbindung vom Passo di Maniva zum Passo Croce Domini - ohne größere Hindernisse befahrbar sein? Denn offiziell war die Passtraße noch gesperrt und eingeholte Informationen vor Ort halfen uns auch nicht wirklich weiter. Ein Scheitern dieses Vorhabens hätte jedenfalls einen erheblichen Umweg mit sich gebracht.
12 ... Collio/Pezzeda
13 ... Seilbahnen am Passo di Maniva
14 ... Gaver/Passo di Croce Domini
15 ... Monte Campione
16 ... Borno/Monte AltissimoEin Wort noch zu dem Passgeflecht, das im ersten Moment etwas verwirrend erscheinen mag. Aus dem Val Trompia heraus erreicht man zuerst den 1664 Meter hohen Passo di Maniva, in manchen Beschreibungen auch Giogo del Maniva genannt. Nun folgen die hochalpinen Abschnitte mit den Scheitelpunkten am Goletto delle Crocette (2070m) und Giogo della Bella (2176m). Zwischen den beiden Scheitelpunkten endet die asphaltierte Ausbaustrecke und man gelangt über ein einspuriges Schotterprovisorium zum Einmündungspunkt am Passo di Croce Domini (1892m). Alles klar?
Eine ausführliche Beschreibung der Route -> [url=http://www.quaeldich.de/paesse/giogo-della-bala/klick[/url]
Talstation der Seggiovia Collio-Roccolo Crispe, die direkt neben der Hauptstraße liegt und bescheidene Parkmöglichkeiten bietet.
Übersichtskarte des Schigebietes Collio - Monte Pezzeda
Wer sich für das weitere Schigebiet interessiert, dem seien
Trincerones Impressionen aus Collio, aufgezeichnet zu Neujahr 2006, empfohlen.
Selten haben wir so ein rostiges Seil gesehen.
Nach der Stationsausfahrt wird ein nicht allzu tiefer Graben überquert - danach steigt die Sesselbahn kontinuierlich an den Hängen des Monte Pezzeda
Mittig der Stütze ist noch ein Fundament der alten Bahn zu entdecken.
Wofür das kleine „n“ steht, sollte mittlerweile eigentlich bekannt sein.
Die Sesselbahn wurde in das Stationsgebäude der Vorgängerbahn integriert – unserer Meinung nach ein durchaus gelungener Umbau.
Apropos Vorgängerbahn …was für ein geniales Teil!
(Bildquelle: http://www.funivie.org)Die damalige Einfahrt in die Mittelstation Roccolo Crispe.
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Die italienische Antwort auf die Eckbauerbahn!
Wäre sie noch gestanden, wären wir die Trasse ohne Wenn und Aber hoch gelaufen.
(Bildquelle: http://www.funivie.org)Wenn man den einschlägigen Referenzen trauen darf, wurde diese kultige Anlage bereits 1952 von SACIF errichtet und etwa 30 Jahre später durch die heutige Doppelsesselbahn ersetzt.
Technische Daten:
Länge 1140 Meter
Höhenunterschied 495 Meter
Stützen 16 Stück
Kabinen 50 Stück
Geschwindigkeit 2,5 m/s
Kapazität 400 p/h
Die Niederhalterstütze vor der Bergstation vermittelt den Eindruck, als wäre nur das talwärts führende Seil unter Rollen gelegt. Ein Irrtum, wie das erste Bild dieser alten Aufnahmen beweist.
Auf der Strecke zwischen Collio und San Colombano, die wir ein paar Mal hin- und herpendelten, fiel uns neben der Straße dieser Sesselfriedhof auf. Nur die Zuordnung fiel uns schwer, denn die beiden Nascivera Sesselbahnen in Collio als auch am Manivapass waren bereits mit Betriebsmittel ausgestattet.
Nicht unerwähnt soll ein alter Leitner Schlepper kurz vor San Colombano bleiben, der - dem Zustand nach zu urteilen – ein Fall für den Schrotthandel ist.
Damit verließen wir das Val Trompia endgültig, der Anstieg zum Passo di Maniva war bereits in Sichtweite.
Teil 13: Passo di ManivaDie Auffahrt zum Passo di Maniva gestaltete sich anfangs recht harmlos. Über eine gut ausgebaute Straße schlängelten wir uns mit Hilfe vieler Kehren stetig den steilen Berghang nach oben. Zu unserer Sorge der unpassierbaren Verbindung gesellte sich Spritknappheit. Schon am Vortag hatten wir im Val Trompia vergebens nach einer geöffneten Tankstelle Ausschau gehalten, folglich mussten wir mit unseren Treibstoffresten bis Breno auskommen. Ökonomische Fahrweise war nun angesagt, sofern es die Topographie überhaupt zuließ.
In Erinnerung blieb die eine oder andere sarkastische Vision, die uns bereits ohne Treibstoff irgendwo in einer Schneewechte im Niemandsland stecken sah … und die Rettung, so stellten wir uns weiter vor, wäre – natürlich nur unter dem Vorwand einer schrecklichen Panne – durch den italienischen Pannendienst erfolgt. Wäre es tatsächlich so weit gekommen, hätte uns der gelbe Engel wohl an Ort und Stelle gesteinigt …
Die vielen Kehren des Maniva
Blick ins morgendliche Val Trompia mit Collio
Die Hänge des Monte Pezzeda
Sesselbahn Barad am Manvia
Wir stellten unser Vehikel kurz nach der Passhöhe am Straßenrand ab und erreichten nach einem kurzen Fußmarsch die Bergstation der Sesselbahn Barad. Der Trassenverlauf verrät bereits die beachtliche Länge dieser Anlage, deren Talstation sich gute 500 Höhenmeter tiefer in Panegalet befindet.
Die verwitterte Bergstation, die jedoch einen aufgeräumten und gepflegten Eindruck hinterließ. Auch die geordnete Lagerung der Sessel ließ keinen LSAP Verdacht aufkommen.
Das Schigebiet rund um den Maniva ist wohl eines dieser typischen Pass Schigebiete, die in Italien (noch) häufig(er) anzutreffen sind. In beachtlicher Höhenlage surren (oder in diesem Falle besser surrten) eine Doppelsesselbahn und fünf Schlepplifte, die knapp 20 Kilometer Pisten erschließen. Man wird jedoch vor Ort das Gefühl nicht los, dass hier die Zeit stehen geblieben ist und der Betrieb nur mit dem Notwendigsten am Leben erhalten werden kann.
Zum damaligen Zeitpunkt waren wir trotzdem noch der festen Überzeugung, dass pünktlich zur Wintersaison die Lifte wieder in Betrieb gehen würden. Zu aufgeräumt und gepflegt erschienen uns die Stationen. Ebenso ließ der allgemeine Zustand der Anlagen so gut wie keinen LSAP Verdacht aufkommen.
Erst Monate später wurden wir durch Trincerones
Winterbericht aus Collio Jedoch eines Besseren belehrt.
trincerone hat geschrieben:
Das oberhalb am Pass erst 1975 erschlossene Schigebiet Passo Maniva – das auch noch gut vom Lago Idro über Bagolino erreicht werden konnte – musste ebenfalls etwa 2001 den Betrieb einstellen …
Die Anlagen im Überblick:
A) Sciovia Persek 1 (m 900)
B) Sciovia Persek 2 (m 900)
C) Sciovia Prato Lungo (m 1200)
D) Seggiovia biposto Barard (m 1800)
E) Sciovia Baby (m 200)
F) Seggiovia triposto Dasdana (m 1500) in fase di realizzazione G) Sciovia Zocchi (m 1100)
H) Sciovia Baby 2 (in fase di realizzazione)
Ordentlich in Reih und Glied lagern die Zweisitzer der Sesselbahn
Markante Stützenkombination vor der Stationseinfahrt.
Sciovia Zocchi, der einmal als Doppelschlepper geplant war. Jetzt läuft nicht einmal mehr der eine …
Yes, it’s naturally a Nascivera!
Ob dieser jemals noch ausgebaut bzw. die 3 SB Dasdana noch gebaut werden wird, ist sehr stark zu bezweifeln. So vermuteten wir es bereits in der Erstversion des Berichtes und dieser Eindruck sollte Monate später bestätigt werden. (es kommt dann doch wieder alles anders – der Maniva ist mittlerweile wieder offen, CCM durfte eine 4er Sesselbahn bauen und dieses Jahr soll tatsächlich das Schigebiet um das Dasdana Projekt erweitert werden, nur der Zocchi bleibt solo ->
http://www.manivaski.it) (2010)
trincerone hat geschrieben:
Eine bereits beschaffte und gelagerte 3er Sesselbahn, die das Gebiet nach Norden hin beachtlich erweitern sollte, wurde schließlich verkauft und sollte in Slowenien – in Kransja Gora glaube ich – wieder aufgebaut werden …
Blick in den östlichen Teil des Schigebietes mit der Persek Doppelanlage.
Die große Parkfläche am Maniva
Am Rande sei noch angemerkt, dass ein paar Kehren talwärts an einer pompösen Appartementanlage gearbeitet wurde. Stellt sich die Frage, wer dort in ein totes Schigebiet investiert? In diesem Zusammenhang eine weitere Aussage aus Trincerones Collio Bericht, die ansatzweise Spekulationen über die Wiedereröffnung des Schigebietes offen lässt …
Trincerone hat geschrieben:
Eine Wiederinbetriebnahme des Schigebietes ist zwar offiziell vorgesehen, aber höchst zweifelhaft. Die nötigen Gelder können wohl nicht aufgetrieben werden, obwohl es sich um für dieser Branche lächerliche einige hunderttausend Euro handelt.
Als direkte Fortsetzung der Parkfläche kann man einen weiteren Leckerbissen für den ambitionierten (Alpen)pässefahrer entdecken: Der kühn in die Steilflanken des Dosso Alto gesprengte Passo della Spina, der jedoch wegen eines Felssturzes seit 2004 gesperrt ist. (Im August 2009 war die Verbindung noch gesperrt)
Der weitere Straßenverlauf im Überblick …
Der abenteuerlichste Abschnitt der Route stand jetzt unmittelbar bevor. Wie bereits erwähnt, mussten wir, um zum Passo Croce Domini zu gelangen, zwei Scheitelpunkte, überwinden. War die Straße auf den ersten Kilometern nach dem Manivapass noch "autobahnähnlich" ausgebaut, fanden wir uns nach der Radarstation auf einer einspurigen Schotterpiste wieder. Denzel beschreibt in seinem großen Alpenstraßenführer diesen Abschnitt so:
Denzel hat geschrieben:
… der dazwischen liegende Abschnitt stellt seit vielen Jahren ein Provisorium dar und besteht aus einem einspurigen Schottersträßchen ...
Wir nähern uns (noch) auf breiter Asphaltstraße der großen Radarstation am Dosso dei Galli, deren Zweck uns Trincerone später mitteilte:
Trincerone hat geschrieben:
Nato Ace High Troposcatter Station von 1968. Wurde nachträglich in das System eingefügt, nachdem Frankreich aus der Nato militärisch raus war. Man brauchte eine neue Verbindung in den Süden und so entstand die Achse Feldberg (Schwarzwald) - Maniva - Appennin.
Nur kurz nach der Abzweigung zur Radarstation war „Schluss mit Lustig“ und Asphalt. Wir hatten die angekündigte schmale Schotterpiste erreicht, die besonders an Stellen mit Schneerändern gerade noch eine Autobreite Platz übrig ließ.
Ein Kuriosum dieser Strecke! Kurz nachdem wir den Giogo della Balla passiert hatten, fanden wir wieder eine gut ausgebauten Straße vor. Dieser Zustand dauerte jedoch nur gut einen Kilometer an, bevor sich unsere Verbindung zum Croce Domini wieder auf die gewohnte Schotterpiste reduzierte.
Abenteuer pur – die Straße in der Bildmitte entlang des Hanges war die unsere!
Erste Ausblicke ins Val Camonica mit Breno und Darfo
Unendliche Weiten ohne irgendeine Menschenseele zu treffen.
Die Schotterstraße war in einem recht passablen Zustand. Einzig und allein tief ausgewaschene Schlaglöcher und Querrinnen erforderten eine vorsichtige Fahrweise.
Das gequälte Gerät
Wir näherten uns langsam dem Croce Domini und waren froh, dass wir in dieser Kurve von Gegenverkehr verschont geblieben waren.
Endlich Land in Sicht - eine Lawinengalerie des Passo di Croce Domini.
Geschafft, wir hatten die Kreuzung erreicht! Von dort waren es nur wenige Kilometer nach Gaver.
Teil 14: Schigebiet Gaver am Passo di Croce Domini Das Schigebiet von Gaver konnte nur mehr im Schnelldurchlauf untersucht werden. So entfiel, primär wegen unserer angespannten Treibstofflage, eine Weiterfahrt bis ins Val Dorizzo. Aus der Situation heraus versuchten wir nicht unweit von der Passhöhe uns einen möglichst guten Überblick über das Schigebiet zu verschaffen. Ein holpriger und steiler Feldweg, der die Geländetauglichkeit unseres motorisierten Untersatzes prüfte, führte zu einem zentralen Punkt nahe der Bergstation der Sesselbahn Misa. In deren unmittelbarer Nähe lange noch drei weitere Tellerlifte, die ebenfalls noch schnell dokumentiert wurden.
Die letzten Meter der Doppelsesselbahn Misa (Leitner)
Und noch eine Aufnahme in die entgegengesetzte Richtung!
A ... Sessellift Misa m. 1460
B ... Skilift Camprass sud m. 520
C ... Skilift Camprass sud m. 600
D ... Skilift Cadino Alto m. 630
E ... Skilift Cadino Basso m. 450
G ... Skilift Baby m. 150
H ... Skilift Gaia I° m. 1010 Gaver präsentierte sich ähnlich zum Maniva als ein bescheidenes Kleinschigebiet, das in den späten Sechzigern oder frühen Siebzigern entstanden sein muss. Sämtliche gesichteten Anlagen stammen aus Sterzing – die letzten größeren Investitionen liegen wohl bereits einige Jahre zurück. Ohne jetzt tatsächlich die dortige Lage genau zu kennen, muss auch hier anhand des Gesehenen vermutet werden, dass der Betrieb nur mit den Notwendigsten aufrechterhalten werden kann. Ein Umstand, der angesichts der abgelegenen und dementsprechend mühsam erreichbaren Lage von Gaver nicht wirklich verwundert. Wer einmal abseits von hektischen Großraumschigebieten die Abwechslung sucht, dürfte in Gaver bestens bedient werden.
Zweimal "Old School Leitner" mit der Bergstation Cadino Basso und der Talstation des Tellerliftes Cadino Alto. Zweiterer führt zum höchsten Punkt des Schigebietes auf immerhin 2065 Meter.
Die steile Trasse des Cadino Alto … vermittelt die Aufnahme leider nicht so gut
Cadino Basso stellt wiederum die Verbindung zur Anlage G (Gaia I) her.
Auch nicht gerade das, was man gemeinhin als flach bezeichnet …
Letzte Stütze Cadino Basso mit Thomas und Gefährt. Halt, wir waren ja gar nicht allein.
Die interessante Trasse des Schleppliftes Gaia I, dessen Stützen bereits in T-Form gebaut wurden. Die Abfahrt fanden wir auch nicht übel ... wer mehr über Gaver erfahren möchte, dem empfehlen wir ein weiteres Kapitel aus
Trincerones Retro-Tour, das sich unter anderem auch mit der düsteren Zukunft von Gaver beschäftigt.
Für uns hieß es nun endgültig, sich von dieser stillen und landschaftlich eindrucksvollen Bergwelt zu verabschieden – primär galt es nun die Lebensgeister in der Zivilisation, sprich Breno im Val Camonica, zu versorgen.
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Tag 4, Teil 2, lesen!