Teil 7a: Monte CampomolonTag 2, Teil 1 <- Inhaltsverzeichnis -> Tag 2, Teil 3 Nachdem zahlreiche Altopiano Geheimnisse gelüftet waren, brachen wir zu neuen Gebieten und Zielen auf. Ein wichtiger Punkt in unserer Mission blieb bisher unerfüllt – endlich auch auf lebendiges Exemplar eines Korbliftes zu stoßen …
Um zu unserem nächsten Ziel zu gelangen, mussten wir den tiefen Einschnitt des Val d’Astico queren, was uns in beide Richtungen eine Vielzahl an Höhenmetern kostete. Hinab von Asiago über Rotzo bis zum Sohle Punkt Arsiero lagen rund 700 Höhenmeter, die es auf gut 15 Serpentinen zu überwinden galt. Während wir bergab das Auto schonten und zudem die Tiefblicke genießen konnten, quälten sich Horden von Bikern Richtung Hochfläche hinauf. Eigentlich schon ein gewohntes Bild im radfahrverrückten Italien an Wochenenden.
Motorisiert hatten wir es da schon etwas besser, denn kurz nach Arsiero begann die Steigungsstrecke in entgegengesetzter Richtung aus dem Val d’Astico.
Leider war die zuerst geplante Route – die spannende Abkürzung von Pedescala direkt nach Tonezza del Cimone - immer noch gesperrt. So mussten wir auf diesen extrem steilen und einspurigen Leckerbissen verzichten. Doch auch die gut ausgebaute Staatsstraße nach Tonezza hatte ihre Qualitäten, grandiose Aus- und Einblicke wechselten mit kühn in den steil abfallenden Fels gesprengten Tunnelpassagen..
Doch kurz nach Tonezza del Cimone gab es plötzlich am Ende einer scharfen Linkskurve kein Weiterkommen mehr. Die Verbindung zum Passo Tonezza war auf regulärem Weg nicht erreichbar und gesperrt, Steinschlag hatte eine Befahrung unmöglich gemacht. Was nun? Wieder zurück? Dies hätte einen gewaltigen Zeitverlust verursacht! Noch bevor wir uns Alternativen überlegen konnten, entdeckten wir ein etwas verstecktes Umleitungsschild an einem unscheinbaren Kreuzungspunkt und folgten dem Verlauf einer schmalen Straße, die wohl eher die Bezeichnung eines asphaltierten Feldweges verdient hätte. Aber sie erfüllte ihren Zweck und wir erreichten leicht verspätet die etwa 1400m hoch gelegene Passhöhe. Und nur unweit dieser befand sich unser nächstes Ziel, das an den Hängen des Monte Campomolon lag.
Tiefblick von Tonezza del Cimone (991 Meter) auf das Val d’Astico
Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die westlichen Ausläufer des Altopiano, das in dem Steilwandabbruch ein jähes Ende findet. Ebenfalls zu erkennen sind die vielen Serpentinen der Straßenverbindung von Asiago über Rotzo nach Pedescala hinab ins Tal. Ebenso beeindruckend gestaltete sich die Auffahrt zum Aufnahmepunkt über die gut ausgebaute Straße nach Tonezza.
Noch Fragen, warum es „Altopiano“ heißt?
Wir waren am Parkplatz des Schigebietes angekommen und erblickten sofort die Hauptattraktion, die 1,7 Kilometer lange DSB Le Fratte. Zwar „nur“ eine Leitner, dafür aber ein doch schon schön ergrautes Exemplar aus den 70er Jahren.
Der Campomolon ist ein Kleinschigebiet mit lediglich zwei Anlagen – dafür aber mit Beschneiung! (Panoramakarte des Schigebietes im Teil 8 - Anlagen 34+35).
Thomas muss auch immer auf den Liftsesseln rumlungern!
Blickrichtung Monte Campomolon. (1855 Meter)
Die zweite Anlage: Ein Leitner Tellerschlepper (Baby Le Fratte), der vor allem für das Fahrvergnügen der Bambini und nicht so Geübten sorgen soll.
Damit haben wir auch schon wieder fertig mit dem Campomolon.
Teil 7b: Auf der Fahrt nach FolgariaVom Parkplatz des Monte Campomolon fuhren wir weiter auf der kurvenreichen, aber dennoch gut ausgebauten Straße entlang bewaldeter und sanfter Abhänge Richtung Folgaria.
Nicht nur einmal wendeten sich während der Fahrt unsere Köpfe fast synchron zum linken Straßenrand. Knackige italienische Girls auf Wandertour? Weit gefehlt! Genau, zwei kurze Schlepplifte wurden gesichtet, zuerst der Lift des Albergo Fiorentini und kurz darauf jener des Rifugio Monte Coston. Ohne Verbund hätten diese Übungslifte wohl nicht überlebt. Wenig später eine scharfe Bremsung von Thomas, der rechts der Böschung die nächste Liftanlage gesichtet hatte. Im ersten Moment eigentlich nur ein Riesenpilz, den der Kenner natürlich schnell als eine Umlenkscheibe eines Graffer Anlage entlarvt.
Der Graffer Tellerschlepper, der zum ex Forte Cherle führt. Kurz, aber Teil einer Minischischaukel. Von der Gegenseite führt ebenfalls ein Tellerschlepper herauf.
Details Umlenkscheibe und „Startrampe“.
Unverwechselbar: Grafferische Ausfahrtrollenbatterie samt Niederhalterstütze.
Und kurz darauf die nächste Vollbremsung! Diesmal war aber kein Lift der Auslöser dafür, sondern ein idealer Picknickplatz, auf dem wir unsere ganzen Leckereien auspackten und diese ganz nach italienischer Tradition im schattigen Wald verspeisten.
Gut gestärkt sichteten wir Minuten später die nächste Anlage zu unserer linken Seite. Diesmal wesentlich voluminöser als die vorherigen - wir hatten die Talstation der 4 SB Malga Ortesino – Sommo Alto erreicht.
Sehr gepflegt wirkte das frisch geschotterte Areal der Talstation und der neu begrünten Abfahrt
Teil 8a: Folgaria mit CornettoEs sollte zum ersten Mal so richtig spannend werden!
Sollten wir in Kürze endlich auf einen Korblift treffen? Ja, wenn man unserer Karte Glauben schenken durfte, die eine Bidonvia eingezeichnet hatte. Nach den bisherigen Enttäuschungen schwankten unsere Prognosen jedoch zwischen abgebaut oder ersetzt, vor allem, weil sich unsere Unterlagen als nicht immer ganz zuverlässig in Sachen Legende erwiesen hatten. Aber bekanntlich soll man ja die Hoffnung nie aufgeben …
Schon die Anfahrt zur vermeintlichen Talstation gestaltete sich abenteuerlich. Der Weg führte quer durch Folgaria, meist durch schmale Gassen hindurch, die wiederum in verwinkelten Kreuzungen mündeten. Kurz vor dem Ziel zweifelten wir bereits an der Zuverlässigkeit des Navigationssystems, da wir trotz aller Nähe noch keine Talstation oder die Trasse einer Seilbahn sichten konnten. Doch eine Abzweigung nach rechts und wir standen, ehe wir es fassen konnten, auf dem schmalen Parkplatz des …
… ersten lebenden Korblift in freier Wildbahn auf der Fundamenti Tour!
Talstation Korblift Paradiso – akribisch wird jeder Winkel untersucht.
Thomas entdeckt am Zugang einige Prospekte und muss feststellen, dass wir etwas zu früh gekommen sind. Ein paar Wochen später hätte er uns nach oben mitgenommen.
Ein Umstand, mit dem wir trotzdem sehr gut leben können.
Technische Daten -> L 1675/HU 453 Meter
Farblich fügt sich die Anlage recht harmonisch ins Landschaftsbild ein, der Anstrich erinnert an die Leitplanken der Brennerautobahn.
Ein Prachtexemplar von einem Korb in Nahaufnahme
Weil sie so schön sind, noch einmal zwei Stück in Nahaufnahme.
Die Herstellerfrage war nicht nur dank vorbildlicher Beschilderung ziemlich schnell geklärt.
Natürlich Nascivera - wer sonst! Wissen wir ja spätesten seit dem Panarotta Grundkurs.
Massive Rollenbatterien in der Stationsausfahrt.
Die Eingeweide des Korbliftes.
Die Transportbestimmungen!
Nochmals die Trasse des Korbliftes, der bei uns aber auch ein paar Fragezeichen hinterließ. Welchen Zweck erfüllte diese Anlage? Aussichtsbahn? Einzelanlage? Gibt und gab es dort auch Winterbetrieb? Fragen, die wir erst im nächsten Kapitel klären konnten.
Teil 8b: Costa – Monte Cornetto IISchon während der Durchfahrt durch Costa, einer Ortschaft kurz vor Folgaria, fiel Alpenkönig eine Schneise auf, die verdächtig nach einer Seilbahntrasse aussah.
Eine genauere Begutachtung wäre eigentlich nicht mehr geplant gewesen … die Zeit drängte … doch wie der Zufall es wollte, übersahen wir in Folgaria eine Abzweigung und erreichten ein zweites Mal Costa. Spontan beschlossen wir doch noch diese ominöse Schneise genauer unter die Lupe zu nehmen … und es sollte sich mehr als bezahlt machen. Denn all unsere Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Korblift stellten, sollten genau dort beantwortet werden.
Die besagte und nicht leicht sichtbare Schneise aus der Nähe betrachtet. Aus dieser Perspektive kann man die Bahn bereits erkennen.
Die Talstation der Seggiovia Cheizel - Monte Cornetto (Costa Una).
Je genauer wir uns umschauten, desto eher stellte sich eines heraus: Diese DSB musste LSAP sein, wenn auch nicht allzu lange. Speziell das stark angerostete Seil war doch ein gewichtiges Indiz für unsere Vermutung.
Im Inneren der Talstation der Nascivera Anlage, die einen gar nicht unaufgeräumten Eindruck hinterließ. LSAPs sehen normalerweise anders aus!
Sesselfriedhof
Doch der wahre Höhepunkt befand sich außerhalb der Anlage! Eigentlich war es nur eine bescheidene und langsam verblassende Panoramakarte, die uns jedoch mehr als nur zum Staunen brachte. Den Zeitpunkt der Erstellung schätzen wir mit Ende Siebziger/Anfang Achtziger Jahre und der Dank geht an dieser Stelle an diejenigen, die dieses historische Kunstwerk noch nicht beseitigt haben. Mille Grazie!
Nachfolgend die Aufstiegshilfen im Einzelnen:
In originaler Auflösung ->
klickLegende:
CB - Cabinovia - Korblift
SG - Seggiovia - Sesselbahn
SK - Sciovia - Schlepplift (ungewöhnlich die „SK“ Abkürzung)
Im Vergleich der beiden Karten fällt auf, dass der Korblift Paradiso und die DSB Costa Una in vergangenen Zeiten noch durch ein gemeinsames Schigebiet miteinander verbunden waren. Aber noch interessanter erscheint der Umstand, dass man den Monte Cornetto als einen großen LSAP Trümmerhaufen bezeichnen muss, dessen letztes in Betrieb befindliches Überbleibsel der Korblift Paradiso ist. Insgesamt sind eine Sesselbahn und sieben Schlepplifte aus der aktuellen Panoramakarte verschwunden!
Soweit wir aus der Ferne erkennen konnten, waren die restlichen Anlagen noch existent. Also wahrlich ein Leckerbissen für LSAP Jäger – es drängte sich eine Sonderexkursion des Fundamenti-Teams zu einem späteren Zeitpunkt geradezu auf. (und sie passierte tatsächlich gute zwei Jahre später – das Bildmaterial ist jedoch bisher nicht veröffentlicht und dokumentiert worden)
Unbeantwortet blieben zwangsläufig Fragen nach dem Zeitpunkt der Einstellung, den Gründen …
(Bildquelle: http://www.funivie.org)Die Korbliftstation in früheren Tagen. Und noch alles wesentlich bunter gehalten!
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Die bunten Körbe sind auch nicht übel, oder? Eine Etage höher das Rifugio Paradiso mit den Hängen des Cornettomassivs. Als weitere Aufstiegshilfen dienten zur Linken der Schlepper Baby und zur Rechten der Tellerlift Principe. Durchwegs pralle Südhänge, was letztendlich ein Grund für die Einstellung gewesen sein könnte.
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Nicht nur Körbe sondern auch Ovovias wurden zum Personentransport eingesetzt. Prädikat extrem kultig!
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Eine Aufnahme des Rifugio Paradiso aus besseren Zeiten - östlich des Restaurants die Stützen der Schlepper Principe und Pepita.
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Principe im Detail
Während der Fahrt zu unserem nächsten Ziel öffnete sich kurzfristig die östliche Flanke des Cornetto-Schigebietes mit all seinen ehemaligen Trassen und Pisten, der Schlepper Costa 3 überschritt als einziger in dieser Region die Zweitausender Grenze.
Teil 8c: Costa – „Tallifte“ bzw. Dosso di MadonnaNoch im Freudentaumel vom erfolgreichen Cornetto Feldzug machten wir auf dem Weg zum Fondo Grande einen weiteren Halt bei der kurzen Sesselbahn Dosso di Madonna. Zusammen mit ein paar Tellerliften wird dort ein kleines Übungsschigebiet erschlossen. Die Talstation der Sesselbahn liegt zentral in Costa und direkt an der Hauptstraße. Also ein idealer Einstieg für Anfänger und Kinder. Beide Orte, sowohl Costa als auch Folgaria liegen wunderbar eingebettet in einem Talkessel, der durch sanfte, bewaldete Berghänge eingegrenzt wird.
Sicherlich eine der reizvollsten Landschaften auf unserer gesamten Tour.
DSB Dosso di Madonna (Nascivera?)
Der Maßstab für fixe Anlagen!
Die Talstation mit Kanonendepot.
Doppelschlepper Maso Baby und als Fortsetzung der Schlepper Maso Spilzi, aufgenommen von der Talstation der Mini DSB der damals wie auch heute („Slittinovia“) noch …
… als Schlittenlift dient, wenn auch mit modernisierter Schlepphilfe.
Ein weiterer (ehemaliger) Costa Talschlepper, Hersteller definitiv Nascivera
Teil 8d: Fondo Grande bzw. Sommo AltoSchlag auf Schlag reihten sich im Schiverbund um Folgaria die Anlagen. Kaum hatten wir das Auto in Bewegung gesetzt, setzten wir auch schon wieder zum nächsten Halt an. In Francolini, einer kleinen Siedlung oberhalb von Costa, stand die nächste Sesselbahn zur Begutachtung an. Nichts spektakuläres, wir hatten uns mittlerweile an den Anblick von Doppelsesselbahnen gewöhnt.
DSB Sommo Alto, die in Francolini startet und unterhalb von Sommo Alto endet.
Im Hintergrund erkennt man die westliche Flanke des Cornetto mit ihren beiden Tal Orten, die beinahe miteinander verwachsen scheinen.
Die inzwischen mit Förderband erneuerte Antriebseinrichtung.
Eine weitere Nascivera Sesselbahn …
Bisher unbekannt war uns die Produktionsstätte der Sessel, einer Firma namens CSG. Ebenso wie Nascivera in Rovereto beheimatet. Ob da wohl ein Zusammenhang besteht/bestand?
Sesseldepot
(Bildquelle: http://www.funivie.org)Ein Schigebiet mit Tradition, was die Aufnahme der Vorgängerbahn bestätigt.
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Fast schon modern oder doch nicht … man beachte Schi und Bekleidung. Diese Aufnahme würden wir mit Anfang der Achtziger Jahre datieren.
(Bildquelle: http://www.funivie.org) Nochmals aus anderer Perspektive, zudem noch die originale Sesselbestückung
Wir verlassen Francolini und erreichen nach kurzer Fahrt den Talkessel des Fondo Grande, das sich mit seinen modernen Anlagen und großteils nordseitig gelegenen Abfahrten als das moderne Hauptschigebiet von Folgaria präsentiert - der krasse Gegensatz zu den verwaisten Hängen des Monte Cornettos. Auch unsere Augen mussten sich erst an die modernen Anlagen gewöhnen. Eine weitere Sesselbahn in diesem Schicircus, die 4 SB Malga Ortesina wurde bereits im Kapitel 8b präsentiert und stellt die Verbindung zu den östlich gelegenen Hänge des Sommo Alto her.
4SB Fondo Grande - Sommo Alto (Leitner)
Im Stationsbereich
Nebenan der Übungslift mit dem bezeichnenden Namen „Campo Scuola“, ebenfalls ein Produkt aus Sterzing
Die gemütliche Strecke des Tellerschleppers mit Lanzenbeschneiung.
Auf der gegenüberliegenden Seite sorgt die 4SB Martinella für eine bequeme Verbindung nach Serrada. Wie könnte es anders sein, wiederum von Leitner geliefert.
Vergangenes/Gegenwärtiges und Zukünftiges im Schicircus Folgaria Ski : Was fällt auf? Genau, es wurde gründlich (weg)rationalisiert! Zugunsten der (4er) Sesselbahnen sind (fast alle) Schlepplifte verschwunden. Ein Opfer der Modernisierungswelle wurde auch der Korblift Martinella (Nr.29 auf der alten Karte), aber die Zeiten ändern sich eben … für 2011 kündigen sich die nächsten Neuigkeiten an …Ende …
----------------------------------------------------------------------------------------------
Hilfe, ich will ->
- zurück zum
Inhaltsverzeichnis!- die Fortsetzung,
Tag 2, Teil 3, lesen!