Flims, 13.3.2009 - wiederentdecktIn den 90er Jahren war ich oft im Skigebiet Laax-Flims zu Gast. Das Gebiet hatte mich damals begeistert: Endlose Weiten, lange Pisten unterschiedlichen Charakters, modern und effizient erschlossen, Geniale Freeridehänge am Cassonsgrat. Mit der späteren Reisestrategie, viele neue Skigebiete kennenzulernen, habe ich dieses Gebiet dann etwas aus den Augen verloren. Auch die Lektüre des Alpinforums hat mich nicht gerade ermuntert, das Gebiet aufzusuchen. Dort wurde oft über das Gebiet geklagt: Teuer, schlechter Service, lange Flachstücke, teilweise Überlaufen, Konzeptlosigkeit in der Planung, Anlagen oft geschlossen. Das tönte für mich plausibel. Sicherlich - so dachte ich - war ich früher nicht so verwöhnt. Laax-Flims war eines von etwa 20 Skigebieten, die ich kannte und unter diesen das beste. Heute kenne ich weit mehr als 100 Skigebiete und die Ansprüche dürften gestiegen sein. Sicherlich würde Laax-Flims nicht mehr ganz oben landen in meiner Begeisterungsskala. Als die Graubündien-Woche 2009 anstand, hätte ich von einem Besuch eventuell sogar abgsehen - wäre ich alleine gewesen. Da aber Snowotz das Gebiet nicht kannte, war klar, dass ein Besuch "Pflicht" war. Interessant war ausserdem, das der in den Foren tätige Oli zur selben Zeit dort sein wollte. So bot sich die Gelegenheit an, auch ihn einmal persönlich kennenzulernen.
Die Woche war vom Wetter her sehr wechselhaft. Fast täglich riefen wir in Flims an und fragten nach dem Öffnungsstatus der Anlagen. Cassonsgrat war immer geschlossen und auch die anderen hochgelegenen Bereiche Vorab und La Siala waren meistens geschlossen. So schoben wir den Besuch immer weiter hinaus. Sozusagen "automatisch" wurde dann der letzte volle Tag der Skiwoche genutzt. Die Wetteraussichten waren gut und laut Telefonauskunft sollten auch in den Hochlagen Lifte in Betrieb gehen. Hätten wir gewusst, dass Cassons am nächsten Tag (Samstag) geöffnet würde, wären wir vielleicht erst Samstags gefahren.
Ankunft in Flims: In städtischer Manier geht es in die mehrere Ebenen umfassende Parkgarage, mittels Aufzügen mit der Talstation verbunden. Ich halte die Augen offen, um Oli zu entdecken. Plötzlich höre ich hinter mir den Ruf meines Namens. Nein, das ist nicht Oli. Zufälligerweise handelt es sich um eine Ehepaar aus meinem Heimatdorf, mit dem ich auch in den 90er Jahren einmal in Flims war. Welch ein Zufall! Nur wenige Momente später entdeckt mich auch Oli. Gleichzeitig Fragen von Snowotz zu Öffnungsstatus und Tageskarten. Ich drohe in Hektik zu geraten. Der Talstationstrubel mit den vielen Bekannten löst sich auf, und endlich sitzen wir mit Oli und seiner Truppe in einer Gondel des Arena-Express. Die lange Fahrt lässt einen wieder zur Ruhe kommen.
Der Öffnungsstaus der Anlagen sieht nicht gerade vielversprechend aus. Oberhalb von Crap Sogn Gion und Nagens ist alles dicht. Mutta Rodunda ist in Vorbereitung - immerhin. Dunkle Wolkenfetzen überziehen das Gebiet. An manchen Stellen ist blauer Himmel zu erahnen. Welche Facette des Wetters würde sich heute durchsetzen? Würde es zur weitgehenden Öffnung des Gebiets kommen? Nach dem Umsteigen in Plaun, das in den Anfangszeiten des Arena-Express nicht erforderlich war (Durchfahrbetrieb), kommen wir auf Nagens an. Dort tobt ein Kampf der Wettergewalten und die Mutta-Rodunda-Bahn wird gerade ausgaragiert.
Wir nehmen eine Piste weiter rechts und sind sofert alleine im Skigebiet. Erstaunlich, wie schnell man sich von Trubel entfernt. An der Talstation wollen wir nach der Ausgaragierung als Erste nach oben fahren. Zeit, kurz zu reflektieren: Die Mutta-Rodunda-Bahn ist für mich neu. In den 90er standen an Stelle dieser 6KSB noch 4 Schlepplifte: Der Doppellift Mutta Rodunda, dessen Bergstation deutlich weiter rechts lag, Der Crunas Schlepper, der weiter links verlief, aber nah der heutigen Bergstation geendet hat, der Grisch-Lift, der noch weiter links unten war und die untere Sektion der La-Siala-Liftkette dargestellt hat. Der Crunas-Lift wurde im Febraur 1999 durch eine Lawine zerstört und nicht wieder aufgebaut, woraufhin dessen oberer Bereich nicht mehr erreichbar war. Der Motta-Rodunda-Doppellift und der Grisch-Lift wurden mit dem Bau der 6KSB abgebaut. Die neue Trasse hat den Vorteil, dass jetzt wieder die Hänge des früheren Crunas-Liftes mit erschlossen sind. Durch den ersatzlosen Abbau des Grisch-Liftes sind allerdings zwei blaue Abfahrten weggefallen. Die ehemalige Hauptabfahrt ist heute Skiroute, quasi die Verlängerung der schon immer existierenden Skiroute ins Tal nach oben. Eine präparierte Piste wäre jetzt nicht mehr sinnvoll, das die Rückkehrmöglichkeit mittels Lift fehlt. Eines muss man der Neustrukturierung lassen: In dieser endlosen Weite und Schneewüste wurde noch stärker mit "Liftmaterial" aufgeräumt, so dass man sich jetzt noch stärker "abgeschieden" vorkommt. Eigentlich recht schön. Gut auch, dass die interessanten Crunas-Hänge jetzt wieder erreichbar sind.
Unsere Hoffnung auf eine schnelle Bergfahrt mach die Liftdame zunichte. "Der Lift öffne erst in einer halben Stunde." Also umdisponieren: Wir schieben hinüber zur Station Scansinas der Gondelbahn und stürzen uns in die Scansinas-Skiroute hinunter nach Plaun. Diese Skiroute ist richtig knackig! Landschafltlich nicht besonders attraktiv führt sich durch eine natürliche Waldschneise, hat aber deftiges Gefälle, Wellen und Kurven bringen zusätzliche Abwechslung. Dieser Hang verlangt dem schlecht aufgewärmten Bewegungsapparat einiges ab. Oli sieht man die Fahrerfahrung der ganzen Woche auf diesem Hang an - virtuos zaubert er seine Ski nach unten. Seine Bekannten führt die Route sichtbar an den Bereich der Leistungsgrenze, aber auch sie kommen sicher unten an. Ein bäriger Auftakt für den Tag!
Bergfahrt ab Plaun mit der 6KSB zur Drehscheibe Crap Sogn Gion. Der Trubel hat uns wieder. Hier oben dürfte einer der rummeligsten Plätze schweizer Skigebiete sein. Betrieb wie in Frankfurt auf der Zeil, und verschiedene kurze Schlepplifte erschließen zusammen mit dem endlos langen Alp-Dado-Schlepper die flachen Hänge im Bereich der Station.
Die guten Sichtverhältnisse dank direkter Sonneneinstrahlung ausnutzend, folgen wir dem Gewusel hinunter zur Alp Dado.
Aber was ist das: Gut 10 Minuten Wartezeit? Dergleichen gab für uns in der kompletten Woche in Graubünden nicht. Viele Anlagen geschlossen, viel Betrieb. Noch mag keine optimale Skistimmung aufkommen.
^^ Monster-Station Crap Sogn Gion mit Übungsbereich
Aber wie schon auf Nagens: Man muss sich nur ein paar Meter weiter von den Zentren entfernen - und man ist für sich alleine. Wir fahren zum Treis-Palas-Lift und Blicken und blicken auf die endlos weiten Hänge unterhalb Crap Masegn.
Ein Stück weit flammt wieder die alte Faszination auf bei diesem Anblick. Von der Bergstation Treis Palas aus blickt man auf die ebenfalls endlosen Schneeweiten im Bereich Nagens-Crunas-La Siala. Der Kampf der Wettergewalten ist nach wie vor faszinierend.
Wir nehmen die lange Piste nach Plaun durch das Hochtal. Nicht immer skifahrerisch interessant, ist ise doch sehr abwehslungsreich trassiert und bietet einen ersten Blick auf den Cassons-Grat mit seinem extrem breiten und ideal geneigten Freeridegelände. Bergstation und Stützen der Pendelbahn sind gut zu erkennen.
Nach der erneuten Bergfahrt mit der Plaun-6KSB kommen wir wieder auf Crap Sogn Gion an. Während sich Oli und seine Truppe über die Talabfahrt nach Nagens begeben, um etwas zu trinken, können sich Snowotz und ich der Faszination des Crap Masegn nicht entziehen, dessen Öffnung scheinbar bevorsteht. Die Hoffnung erfüllt sich allerdings nicht. Zunächst werden Dienstfahrten absolviert.
Oli würden wir nachmittas auf Nagens treffen, so ist es vereinbart. Bei diesem geringen Öffnungsgrad des Skigebiets sollten wir es trotzdem schaffen, grob alles abzufahren, was geöffnet ist und dann zu den anderen zu stossen. Dies sollte sich als gravierender Irrtum herausstellen.
Um auch die eher untinteressante Flanke nach Falera abzufahren, folgen wir zunächst der roten Talabfahrt nach Curnius. Diese ist eigentlich toll trassiert, davon hat aber zumindest Snowotz bie dieser für ihn Erstbefahrung nichts mitbekommen. Dichter Nebel verhindert jeglich Sicht. Wir tasten und zwischen den Markierungen hinunter nach Curnius. Unterhalb des Nebels folgen wir den langen Flachhängen nach Falera.
Nettes Winterambiente und interessaner Kontrast zu den Hochlagen, aber skifahrerisch eher fragwürdig.
Zurück auf Curnius nehmen wir die schöne Nachtsipiste hinunter ins Tal. Der Schnee ist ein wenig unkoordiniert zerfahren. Aus Snowotz' Perspektive wird immer noch "Durchschnittskost" geboten. Wir fahren bis ganz nach unten zur Pendelbahn, die erste 125er-Bahn der Welt und eine der längsten Pendelbahnsektionen.
Ab Crap Sogn Gion nehmen wir die direkte, schwarze Fatschas-Piste - in meinen Augen eine der besten Talabfahrten, die es gibt. Girlandenartig reihen sich über 4 km und 1000 Höhenmeter Steilhänge und Kurven aneinander. Wie im Rausch bewältigt man die Strecke und findet sich in wenigen Minuten unten im langen, flachen Auslauf nach Larngas. Dazu sind wir alleine auf der Piste. Jetzt ist auch Snowotz begeistert. Selten bewältigt man 1000 Höhenmeter schneller als hier. Die Piste ist unmodeliert und bietet ideale Hänge.
^^ Auf der Fatschas-Piste. Die dichte Folge an Kurven und Steilhänge lässt vernünftige Photoperspektiven kaum zu.
Der nächste Weg führt über die 12EUB und die 4KSB Curnius zurück zum Crap. Letztere ist eine der leistungsfähigsten 4-KSB-Anlagen, die es gibt.
Oben bestätigt sich die gehegte Hoffnung: Crap Masegn ist endlich offen! Wir müssen eine Kabine warten und blicken gespannt auf die flache Strecke, die aus dem Übungshang-Gewusel über knapp 3 km in die einsamen Weiten des Crap Masegn führt.
Oben wird klar, warum so viele Anlagen geschlossen sind: Es stürmt ganz gewaltig. Wehmütig blicken wir auf die perfkt präparierte Piste hinunter zur geschlossenen DSB Alp Ruschein.
Noch mit den Original-Kabinen ausgestattet strahlen die einstmals hypermodernen Pendelbahnen schon einen gewissen morbiden Charme aus.
Zunächst nehmen wir die einsame Piste zum Treis-Palas-Lift - eine schön trassierte, eher schmale Piste durch endlose Schneeweiten.
Nach Schlepplift- und Querfahrt zum Crap, bringt uns der Schulbus erneut nach oben, wo immer noch das Wetter tobt.
Zum letzten Mal für heute auf Crap Maseng stehend, lassen wir uns etwas Zeit, um die Stimmung wirken zu lassen. Es ist frappierend: Während 3 km weiter der Trubel tobt, der Laax immer wieder angelastet wird, fühlt man sich weiter oben fast schon einsam, was in Verbindung mit der ein wenig unwirklichen Gegend fast schon etwas beklemmend wirkt. Das Gelände ist im Groben betrachtet eher flach, was zu der grossen Weite und den langen Abfahrten führt. Die deutliche Geländestrukturieurng im Feinen sorgt aber wiederum für abwechslungsreiche Trassierungen und immer wieder auftretende steilere Stücke. Diese Geländescharakteristik ist mir aus anderen Skigebeiten völlig unbekannt.
Dieses mal soll es wieder durch das lange Hochtal nach Plaun gehen. Zunächst folgen wir der Piste in Richtung Fuorcla, wo sich die Zwischenstation der langen 6EUB zum Vorabgletscher befindet. Die Gondelbahn bleibt heute geschlossen, absolviert aber Dienstfahrten mit Lastbarellen und vereinzelten Gondeln. Die Bilder zeigen einen grossen Teil des oberen, baumfreien Skigebietsbreichs.
^^ Die Teleeinstellung zeigt vor allem den Cassonsgrat; gut zu sehen, dass die Bergstation deutlich unterhalb des Gipfels liegt, was den kultigen Fussmarsch erforderlich macht
Die steile Piste mit perfektem Schnee führt an einer Monsterstütze der 6EUB vorbei.
In Anbetracht solcher Eindrücke kommt bei mir kein Hungergefühl auf. Anders bei Snowotz: Er ordnet eine Hüttensondierung an. Zunächst befahren wir die Hauptpiste Plaun, die uns einen Blick auf die morgens befahrene Scansinas-Route ermöglicht.
^^ Der rechte baumfreie und baumarme Bereich stellt die knackig-steile Scansinas-Route dar
Kurz darauf finden fir uns am Gegenhang am Grill der Nagens-Hütte ein und machen eine viel zu lange Mittagspause.
Dort bietet sich der umgekehrte Blick über die Schneewüste zum Crap Masegn.
Zeitlich gesehen müssen wir jetzt irgendwie schnell nach Naraus und wieder zurück. Wir wollen ja die Anderen treffen. Snowotz besteht auf einer Wiederholungsfahrt am Mutta Rodunda. Ist auch sinnvoll, da hier schöne Hänge vorzufinden sind. Insbesondere im oberen (ex-Crunas-)Bereich findet sich eine Vielzahl interessanter Pisten, die sich nach unten hin dann sukzessive vereinigen.
^^ Einer der schönen Hänge im oberen Bereich von Mutta Rodunda.
Erneut oben angekommen begeben wir uns auf die schwarze "Hintenrum-"Abfahrt zum Grauberg. Hier findet sich eine völlig andere, mehr von Felsbergen durchsetze, Landschaft.
Beginnt diese Piste zunächst zahm, überrascht sie anschliessend mit einem defitigen Steilstück, das dankenswerterweise nicht gewalzt wird.
Diese Form der Skigebietsbewirtschaftung lobe ich mir: Perfekte Präparierung auf den Gleitstücken und Verzicht auf fragwürdige Rutschbahnen in den Steilstücken.
Dann folgt die endlos lange, abwechslungsreiche, aber überwiegend flache, Piste via Grauberg, Stratgels bis nach Flims. Dort besteigen wir den 3er-Sessel nach Foppa - die einzige Anlage im Foppa-Naraus-Cassons-Sektor, an der die Betreiber eigenen Angaben zufolge Freude haben. Diese Bahn transportiert auch Fussgänger und Schlittler.
^^ Einfahrt in die Station Foppa. Auf dieser Trasse lief die erste kuppelbare Sesselbahn der Welt.
Die nächste Sektion führt als 4KSB bis zur Station Naraus. Carvingtauliche Traumhänge führen unmodelliert in schönen Kurven durch lockeren Baumbestand.
Auch hinsichtlich dieser 4LSB wird über den Fortbestand über das Jahr 2010 hinaus diskutiert. Südhänge in einer Randlage des Skigebiets sind angeblich problematisch und führen zu einer ungenügenden Frequentierung. Ich habe diese Hänge meist bei gutem Schnee erlebt und es wäre jammerschade, wenn sie geschlossen würden.
^^ Durch die Wolkenfetzen wird immer besser die abschliessende PB-Sektion zum Cassonsgrat erkennbar
^^ Station Naraus; die Pendelbahn ist heute geschlossen und wird erst morgen öffnen; vermutlich wird sie nach der kommenden Saison für immer geschlossen bleiben
^^ Die Cassons-Kabine - noch in Warteposition
In der Station Naraus ist ein langer Fussweg zurückzulegen - nicht gerade ein Wunder an Ergonomie. Auch kann man auf der KSB die Ski nicht an den Füssen lassen, eine "Spezialität" in Flims-Laax - noch zwei weitere KSB funktionieren so. Halten diese ergonomischen Besonderheiten komfortverwöhnte Skifahrer ab? Falls das so ist, dann soll's mir Recht sein. Uns erwarte eine herrliche und weitgehend menschenleere Abfahrt in Richtung Foppa mit Blick auf Flims.
Die Cassonsbahn-Trasse direkt neben der Felswand des Flimser Steins ist jetzt vollkommen frei.
Unser Blick fällt auf die weit entfernte Grauberg-Pendelbahn, mit der wir in Kürze wieder zurück in Richtung Treffpunkt Nagens kehren werden.
Aber da passiert uns das Missgeschick: Im Fahrrausch verpassen wir die Abzweigung zur Station Foppa und landen weiter unten im Schlepplift Spaligna. Jetzt wird's verdammt knapp.
Dieser Umweg kostet Zeit. Immerhin fahren wir nochmals diesen Lift, der als einer von vier verbliebenen Gross-Schleppliften ebenfalls auf der "Abschussliste" der Bergbahngesellschaft steht.
In Startgels fährt uns die vorletzte Kabine des Tages vor der Nase weg. Damit dürfte unser Treffen ins Wasser fallen.
Die letzte Kabine fährt erst eine viertel Stunde nach der fahrplanmässigen Abfahrt, um noch alle Nachzügler mitzunehmen. Folglich stehen wir über eine halbe Stunde in der Station. Es hat sich wieder etwas zugezogen und uns stehen erneut packende Wolkenschauspiele bevor.
Wir durchstossen erneut die Wolken und aus der Station Grauberg bietet sich der beste Blick des Tages auf die Bergstation Cassons.
Auf uns wartet die letzte, aber sehr lange, Abfahrt des Tages über Nagens und den neuen Stretg.
Hinter der Station Grauberg erheben sich skurrile Felszacken.
Flach, aber interessant trassiert präsentiert sich hier oben die Abfahrt.
Die Wolkenwand kommt näher ...
... und näher ...
... und nimmt uns schliesslich in sich auf.
Auf der Nagens-Hütte unterhalten sich noch ein paar Leute, aber an uns werden keine Getränke mehr verkauft. Der Hüttenbetreiber wirkt aktiv an einer zügigen Leerung des Gebiets mit.
Jetzt folgt eine spannende Passage. Ich kannte bislang nur den alten Stretg als relativ schmale Haupt-Talabfahrt nach Flims. Recht urig war diese Piste, aber dem abendlichen Anstrum nicht gewachsen und den Betreibern ein Dorn im Auge. So hat man vor wenigen Jahren die alte Piste stillgelegt und den neuen Stretg gebaut. Hierbei handelt es sich um ein klassisches Pistenbauprojekt mit neuer Trassierung und einer Komplettbestückung mit Lanzen. Solchen Dingen stehe ich nicht imemr mit Begeisterung gegenüber, und so fuhr ich mit leichter Skepsis in den Abschnitt ein.
^^ Blick auf die im Abendlicht leuchtenden Berge auf der anderen Rheintalseite
Was dann folgt, hat mich extrem positiv überrascht: Keine gleichmässig breite, kerzengerade, von Quergefälle und unnötigen Kuppen befreite Piste hat man hier geschaffen. Nein - Mulden wurden natürlich belassen (oder geschaffen?), Quergefälle findet sich oft, die Breite variiert und ist nirgendo übertrieben ausgeprägt.
Sehr angenehm und interessant ist die Piste zu fahren.
Hut ab! Dies erscheint mir eines der gelungensten künstlichen Pistenbauprojete zu sein.
Weiter unten, bereits wieder auf der ursprünglichen Trasse, passieren wir das grandiose, sich nach oben verengende Felstor, das wir zwei Stunden vorher im Zuge der Graubergabfahrt schon einmal befahren haben.
Nach langen flachen Passagen folgt der abschliessende, sonnenüberflutete Schlusshang an zum Dorfrand von Flims.
Beim Après-Ski dauert es noch lange, bis die letzen Skifahrer von oben herabgefahren kommen und die Gondelbahn leergefahren wird.
Fazit des Tages: Höheren Regionen des Gebiets (Vorab, La Siala, Cassons) sind geschlossen geblieben und damit auch einige der interessantesten Abfahrten (Sattel, La Siala, Ofen, Cassons). Trotzdem haben wir es nur mit Mühe geschafft, einigermassen den geöffneten Teil des Gebiets abzugrasen. Le länger der Tag gedauert hat, umso mehr haben wir uns quasi in einen Rausch gefahren. Skifahrerisch war der Tag top. Schwer verzeihlich ist für mich allerdings der faux-pas, dass wir es nicht mehr zum vereinbarten Treffen geschafft haben.
Gesamtfazit: Sie ist wieder vollkommen aufgelodert - meine Liebe zu diesem Gebiet. Die Bedenken haben sich für meinen Geschmack als völlig haltlos erwiesen. Die extreme Weite dieser Schneewüste im oberen Bereich ist beeindruckend. Schnell entfernt man sich vom Trubel, der an den Haupstationen der Zubringerbahnen zugegebenermassen vorhanden ist. Weiter oben fühlt man sich eher sogar einsam und entrückt. Erstaunlich ist nach wie vor die Grösse des Gebietes, die man so rein vom Pistenplan her überhaupt nicht vermuten würde. Nach der Umstrukturierung ist das Gebiet jetzt ziemlich sparsam mit Liften erschlossen, was dem Gefühl der Abgelegenheit weiter zu Gute kommt. Eckig, kantig, unkonventionell ist das Gebiet sowieso - nicht gerade geschmeidig und glattgebügelt. Auch ist der Kontrast zwischen den Hochflächen und den vorderen Waldgebieten ein grosses Plus. Trotz der insgesamt flachen Geländestruktur sind die Pisten überwiegend abwechslungsreich und teilweise auch steil. Mit deiner Anzahl an sehr langen Pisten nimmt das Gebiet ohnehin eine Sonderstellung ein. Dazu kommt mit der Cassonsbahn, die einen riesigen und einzigartigen Freeriderücken erschliesst, das Tüpfelchen auf dem "i". Für mich keine Frage: Dieses Gebiet spielt in der Liga der bedeutendsten Skigebiete.
Derzeit nahezu perfekt ist das Skigebiet, doch leider ziehen dunkle Wolken am Himmel der Weiterentwicklung auf. Die Schliessung der Cassonsbahn ist nach meiner Kenntnis beschlossene Sache, die Frage ist jetzt, welche weiteren Bereiche im Naraus-Sektor der wirtschaftlichen Optimierung geopfert werden.