Tag 2 - Tému und Ponte di Legno, 29.12.2004
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Nachdem der vorige Tag etwas anstrengend gewesen war (Anreise in die Alpen und Skitag in Madésimo) und diese Reise ja auch gerade den kleinen und abgelegeneren Schigebieten gewidmet sein sollte, beschlossen wir an diesem Tag erst mal zwei kleine Schigebiete zu besuchen: den Monte Calvo in Tému und das Schigebiet am Corno d’Aola in Ponte di Legno. Beide Orte liegen im Val Camonica, das die lombardische Seite des Passo Tonale darstellt, Ponte di Legno direkt am Fuße des Tonale- und auch Gaviapasses, Tému einige Kilometer talabwärts.
Südwestlich von Tému liegt der Monte Calvo, der von einem Sessellift und anschließenden zwei Schleppliften erschlossen wird. Das Gebiet kannte ich schon vom vorbeifahren, oben sonnig und gemütlich, unten durchaus etwas rassiger war mein Eindruck.
Vorne rechts - ohne Pisten leider - ein Plan des Gebiets am Monte Calvo
Bei dieser Gelegenheit stellte ich das erste mal zwei später immer wieder zentrale Probleme einer solchen Tour fest. Das erste war die Anreise. Die Sessellifttalstation liegt nämlich im Talgrund, während die Straße durch Val Camonica auf den nordseitigen Hängen entlang läuft, also vis-à-vis des Monte Calvo. Bis man bei den ganze verwinkelten italienischen Dörfern erst mal den richtigen Abzweig gefunden hat (meist hinter einen engen Kurve versteckt), zumal man - einmal den Abzweig verpasst - dann fünf Kilometer lang nicht zum wenden kommt auf der Durchgangsstraße... Selbst mit topographischer Karte mussten wir ganz schön durch die Pampa fahren, bis wir schließlich den Sessellift erreichten. An dieser Stelle trat das zweite, im Prinzip fundamentale Problem der Tour auf, dass mir eingangs gar nicht so bewusst war, und mich später geradezu verfolgen sollte: der Sessellift war nämlich schlichtweg LSAP - und zwar seit ca. zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren. Es gibt viel mehr LSAPs als man so denkt! Gerade eben die kleinen, abgelegeneren italienischen Schigebiete haben die schneearmen Winter der letzten beiden Jahrzehnte oft nicht überlebt. Wobei der Monte Calvo in Tému sicher aus anderem Grund pleite gegangen ist, solange wie diese Lifte schon fuori servizio sind, kann kaum Schneemangel der Grund sein. Ein paar trostlose Eindrücke...
Talstation mit Trasse dahinter, die Straße war sogar geräumt zu Talstation. Zimelich trostlos dieser Talgrund zwischen Kraftwerk und Hochspannungsleitungen mit der verrotteten Liftanlage und dem Plätschern des schmelzenden Schnees...
Na, diese Gehänge kommen mir doch bekannt vor... sieht ein bisschen nach Sacif aus bzw. Korblift in Alagna...
Hier fährt schon sehr lange niemand mehr Sessellift - man beachte bitte den Baum zwischen den Seilen (!)
Generalansicht - die Stütze im Wald sehr zugebenermaßen wiederum eher nach Nascivera aus, sofern das auf diese Distanz zu erkennen ist.
Nach dieser kleinen Pleite (wie geil wäre das Gebiet, wenn es so noch in Betrieb wär??) hieß also umdisponieren: gleich nach Ponte di Legno.
Hier das Schigebiet von Ponte di Legno im aktuellen Zustand. Zubringer: fixe DSB nach Valbione. Von dort aus dann zwei weitere DSBs, die linke zum Corno d’Aola ersetzt seit etlichen Jahren die ursprüngliche Bahn, die direkt von Ponta di Legno zum Corno d’Aola führte. Dort schließt sei eh und je ein kurzer Schlepper. Für die Zukunft ist - ein teilweise bereits abgeschlossener - Ausbau des Gebiets geplant.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kann hier betrachtet werden:
http://www.trincerone.com/archive/legno/entwicklung.swf
Zu Beginn als Passwort einen Schiort eingeben, der mir nicht nur sehr am Herzen liegt (lag?), sondern dem auch gerade eine spektakuläre Bahn, die schon im Bau war, verboten wurde.... (kleinschreiben).
Zum Schigebiet:
Auch dieses Gebiet liegt - wie das LSAP am Monte Calvo - auf den nord-exponierten Hängen südlich des Val Camonica und zwar unterhalb der markanten und schöne Cima Salimno (3104m). Um es kurz zu machen: die Aussicht auf jenen Berg ist auch ziemlich das einzige was dieses Schigebiet zu bieten hat. Es beginnt damit, dass man vom Parkplatz erstmal ein gutes Stück Teerstraße bis zum Lift laufen muss. Die meisten Pisten sind dann ziemlich kurz (mit Ausnahme der Abfahrt am Corno d’Aola Sessellift) und allesamt werden durch ziemlich langsame Sesselbahnen bedient, die wiederum nicht alt genug sind, um an sich charmant zu sein. Dazu kommt, dass - anders als der Pistenplan dies erwarten ließe - das Schigebiet fast komplett nur im Wald liegt (einzige Ausnahme: der höchste Schlepplift), so dass man wenig Aussicht hat. stets im Schatten ist und kaum Abwechslung aufkommen mag. Vor allem unter aller Sau war trotz Neuschnee die Präparation: ein Bob mit frisch geschliffenen Kufen wäre hier wohl angebracht gewesen. Ich vermute, dass es mit den Mengen Kunstschnee zusammenhängt, die hier mit dem Naturschnee gemischt wurden, zumindest war es außerhalb der beschneiten Bereiche deutlich besser. Völlig deplaziert auch die riesig-breiten Pisten. Sie sind mangels entsprechender Besucherzahlen respektive Transportkapazitäten der Lifte völlig überflüssig und verhindern, dass das Gebiet wenigstens den Faktor Gemütlichkeit, den es haben könnte, ausspielt. Der Hütte am Valbione kann man allerdings einen gewissen Charme nicht absprechen, ansonsten ist wenig los, vor allem der rechte Sessellift endet mitten im Nichts.
Einzig der höchste Schlepplift mit seiner kurzen Piste am Corno d’Aola lädt wirklich zu Wiederholungsfahrten ein: die Aussicht ist genial und die Piste interessant trasssiert. Mit dem kurvigen kleinen Lift zwischen Felsen und Krüppelholz und der Cima Salimno vis-à-vis kommt hier am ehesten noch ein gewisses Flair auf.
Talstation des Zubringersessellifts. Etwa bei dem gelben Haus hinten rechts ist der Parkplatz!
An der Mittelstation Valbione. Im Hintergrund der Gebirgsstock der Cima Salimno.
Bilder aus dem linke Lift zum Corno d’Aola. In der Mitte Valbione mit Speicherteich, dahinter Val Camonica.
An der Bergstation des Corno d’Aolo Sesselliftes. Rechts hinten der kleine Gipfelschlepper.
Aus dem Gipfelschlepper am Corno d’Aolo photographiert. Im Hintergrund Cima Salimno.
Blick hinüber zum Gaviapass.
Bergstation Corno d’Aolo Sessellift von der darüber liegenden Piste am Gipfelschlepper.
Eine von vielen breiten Waldabfahrten.
Der erste der neuen Lifte ist fertiggestellt.
Der dritte Sessellift, welcher ab Valbione rechts hinaufführt.
Ebendieser.
Bergstation einfach irgendwo im Wald.
Also alles in allem meines Erachtens kein sehr reizvolles Gebiet. Daran wird nach meiner Einschätzung auch der geplante Ausbau wenig ändern. Zum einen sind diese bewaldeten und recht schroffen Nordhänge ohnehin schifahrerisch wenig attraktiv. Die neue Piste am bereits gebauten Sessellift (im Panorama ganz links) beispielsweise wird sich einfach kein bisschen von den anderen ziemlich langweiligen, schattigen und eisigen Waldabfahrten abheben. Dazu liegt sie in einer Höhe zwischen 1200m und 1700m - sie wohl also auch auf Kunstschnee angewiesen sein. Möglicherweise ergibt der Lift aber einen besseren Zubringer ins Gebiet, wo man weniger weit laufen muss als beim aktuellen. Allerdings ist das Talstück dahinten ganz hübsch, wäre schade, wenn es nun ein weiterer riesiger Parkplatz würde.
Was die Erweiterung Richtung Tému angeht, kann ich diese geländetechnisch weniger gut einschätzen, nachdem was man aus dem Tal sieht, wird aber auch hier nicht viel weltbewegendes zu erwarten sein. Ich persönlich glaube, dass das Gebiet nach Ausbau statt klein und langweilig mittelgroß und langweilig sein wird, so dass ich mir nicht viel von diesen Plänen erhoffe.
Überlegt wurde ja auch, von dem linken Sesselllift aus ein Verbindung zum Passo Tonale per EUB in zwei Sektionen herzustellen. Nun wäre eine Talabfahrt vom Passo Tonale natürlich ganz nett, auch ist eine Anreise zum Pass mit der EUB vielleicht etwas entspannter als auf der überlasteten Straße. Allerdings wird - erneut wegen der Höhenlage - zumindest der untere Teil der Piste seine Schwierigkeiten haben (der obere über die Almwiesen wird aber sicher nett). Diese Idee macht aber nur als Ergänzung des Tonalegebietes Sinn. Die Verbindung beider Gebiete erscheint weniger sinnvoll, weil es einfach keinen Sinn macht, wenn man am Passo oben ist, nach Ponte di Legno zum Skifahren zu gehen - dafür gibts oben zu gute Pisten und Distanz ist zu groß. Aber wegen der Distanz wird man wohl auch kaum auf die Idee kommen, wenn man am Passo Tonale schifahren will, in Ponte di Legno oder gar in Tému in Gebiet einzusteigen - man hätte viel zu wenig Zeit oben am Pass. Daher wird diese Verbindung nur auf dem Papier schönere Zahlen bringen in Sachen Pistenkilometer etc. - real stellt sie wohl kaum eine Verbesserung dar. Einzig der Zubringer zum Pass macht in meinen Augen Sinn. Allerdings auch nur solange, bis ich mir ausmale, was die Farbenblinden wohl diesmal für eine hässliche rosa Plastikbahn hinstellen werden...
Wenigstens wars winterlich mit tiefverschneiten Straßen...
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