Firnzeit am Schneeberg: Lahning Ries (4. April 2009)Ganz Wien erfreut sich an der ersten Hitzewelle dieses Jahres. Ganz Wien natürlich nicht. Genug Skibegeisterte studieren intensiv die diversen Wetterberichte, die Nullgradgrenzenprognosen, den nächtlichen Temperaturverlauf etc. Dies alles muss dann natürlich kombiniert werden mit der Liste potentieller Ziele. Auch wir überlegen während der Woche hin und her, schließlich einigen wir uns (Gernot, Roland und yours truly) auf die Lahning Ries, eine dieser Schuttrinnen (hier „Ries“ genannt) am Schneeberg, die an sich wie speziell für den Frühlingsskilauf angelegt sind. Für die Lahning Ries trifft das ganz besonders zu, da sie Nordostseitig exponiert ist, daher etwas Sonne (aber nicht zuviel) bereits in den Morgenstunden erhält und sich somit ideal für einen kurzen Halbtagesausflug eignet.
Angesichts der prognostizierten Temperaturen ist allerdings früher Aufbruch notwendig. So finden wir uns bereits vor 7h00 auf der Südautobahn ein und können bald darauf erste Blicke auf den noch tief verschneiten Schneeberg genießen. Um 7h45 starten wir vom Parkplatz und beginnen unseren Aufstieg zunächst über die Piste des kleinen Skigebiets Losenheim an der Nordostecke des Schneebergs. Leider nimmt der Sessellift erst später Betrieb auf, so dass wir diesmal den ganzen Weg zu Fuß gehen müssen.
Unser Ziel ist gleich von Beginn an im Blickfeld: Lahning Ries (links) und Rote Schütt (rechts)
Der Schnee ist überraschend hart gefroren, so dass wir uns für den zwar längeren, aber bequemeren Weg über den Fadenweg entscheiden. D.h. allerdings zunächst muss die gesamte Nordostecke des Schneebergmassivs umrundet werden, und das bei Null Höhengewinn …
Nach dem so genannten Märchenwald zweigen wir von der „Aufstiegsautobahn“ ab und wählen die ruhigere Variante über den Schauerstein.
Nichtsdestotrotz erreichen war bald die Latschenzone und der Blick wird frei auf den Hauptgipfel des Schneebergs (Klosterwappen, 2076m), seines Zeichen höchster Berg Niederösterreichs und östlichster Zweitausender der Alpen.
Schneeberggipfel (Klosterwappen) mit Schneegraben (eine der Standardabfahrten auf der Nordwestseite)
Gernot ist natürlich wieder deutlich voran – aber diesmal habe ich eine Geheimwaffe in Form von Powergel dabei (das Zeug wirkt tatsächlich – verklebt allerdings die gesamte Kleidung!) und lasse mich nicht vollständig abschütteln.
Oben queren wir dann den Einfahrtsbereich des Salvisgraben – eine der schönsten Nordwestabfahrten, gewürzt mit einer kurzen, steilen Engstelle
Die Ausblicke mögen für Westalpengewohnte etwas unspektakulär wirken – wir Alpenostrandbewohner müssen uns allerdings damit zufrieden geben …
Blick zur Schneealpe in der Steiermark
Im nördlichen Alpenvorland hat es starken Dunst – es scheint tatsächlich bereits Frühsommer zu sein (hoffentlich nur kurzfristig).
Die übliche Wächte in der Doline ist heuer schön herausgeputzt
Nach ca. drei Stunden sind wir am Ziel – im muldenartigen Einfahrtsbereich der Lahning Ries, etwas unterhalb vom zweiten Schneeberggipfel, dem Kaiserstein (2061m). Dort wäre die Einfahrt in die Breite Ries, der leichtesten Abfahrt durch die Riesen auf der Nordostseite.
Wir aber lenken die Ski zur Lahning Ries, die direkt nach Losenheim hinunterführt. Die Abfahrt ist Genuss pur. Die Rinne ist anhaltend steil (maximal 40 Grad, Durchschnitt 38 Grad) und bietet aufgrund ihrer Breite überraschend viel Platz. Zudem ist sie etwas „wannenförmig“ angelegt, so dass man aufgrund der unterschiedlichen Sonneneinstrahlung bei Linksschwüngen tiefen Firn und bei Rechtsschwüngen harten, aber griffigen Schnee genießen kann. Obacht ist natürlich dennoch geboten, es ereignen sich hier laufend schwere Unfälle. Ein Sturz kann leicht zu unkontrolliertem Abrutschen über die gesamte Länge der Rinne (immerhin mehrere Hundert Höhenmeter führen).
Ich merke nun auch die drei Stunden Aufstieg etwas, Oberschenkelbrennen und leichte Knieschmerzen zwingen zu einigen Aufenthalten, die immerhin die Möglichkeit zum Fotographieren geben.
Rückblicke …
Im Mittelteil wird der Schnee dann deutlich sulziger und tiefer, zudem stören die zahlreichen Schneeknollen vergangener Nassschneerutsche etwas.
Weiter unten – im flacher werdenden Auslauf – sind die Schneeverhältnisse dann wieder überraschend gut. Zwar kein idealer Butterfirn aus dem Werbeprospekt, aber dennoch schön zu fahren. Einzig störendes Element sind einige steinige Zonen, die ab und an die Ski gehörig durchrütteln.
Gernot (links) im Auslauf
Im flachen Auslauf (von links kommt die Rote Schütt herein)
Gesamtansicht Lahning Ries
Alles in allem ideale Verhältnisse heute in diesem Klassiker des Alpenostrandes. Dass noch nicht alle an den Sommer denken, zeigen dann auch die Parkplätze, die nun zur Mittagszeit prall gefüllt sind – und zwar fast ausschließlich von Tourengehern (der Sessellift fährt de facto leer herum – es sind nur ganz wenige Snowboarder und Pistenfahrer hier).