firngleiter hat geschrieben:
- die wurzelstockbeseitigung und die notwendigen geländekorrekturen für die standardschigäste auf den neuen abfahrten (bei deinen geschätzten 80-100 m breite), sowie die "wiederbegrünungsmaßnahmen" nach erfolgeicher totalplanierung haben die wohl miteinkalkuliert oder?
- es erscheint mir nach wir vor phänomenal, was man für geld alles kaputtmachen kann
The summer after: Feuerkogel / 31.07.2010Beim Bericht zu meiner heutigen Feuerkogel-Begehung hab ich mich für den Titel vom Film "The day after" inspirieren lassen. Das, was ich hier zu sehen bekommen habe, hat selbst mich erschreckt. Aber seht selbst.
Wie den Viellesern hier bekannt sein dürfte, ist am Feuerkogel im Sommer 2010 nach jahrelangen Diskussionen ein massiver Ausbau in Angriff genommen worden. Das zuvor nicht mehr zeitgemäße Angebot (1 Pendelbahn, 1 Doppelsesselbahn, 5 Schlepplifte - keine Beschneiungsanlagen) war den Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr gerecht. Die Investitionen im Gesamtwert von etwa 16 Mio. Euro wurden zur Gänze von der OÖ. Seilbahnholding, welche sich zu 100% im Eigentum des Landes Oberösterreich befindet, finanziert und getätigt. Die Investitionen sollen den Feuerkogel in eine neue Liga katapultieren und das Angebot zu anderen Skigebieten in Oberösterreich konkurrenzfähig sein.
Erst sehr spät viel der Startschuss für dieses Megaprojekt, die Bauarbeiten waren geprägt von massivem Zeitdruck und geradezu minutiöser Zeitplanung.
Ich war aufgrund des langwierigen Zustieges im letzten Herbst nur 1x auf der Baustelle - die Doku ist hier nachzulesen. In folgendem Topic finden sich auch alle weiteren Informationen zum Ausbauprojekt:
http://www.alpinforum.com/forum/viewtop ... &start=150Die beiden neuen Anlagen (8-EUB Gsoll-Jet, 6-KSB Grubersunk) konnten schließlich aber trotzdem plangemäß zum 23. Dezember 2010 (und für Viele - auch hier - unerwartet) fertiggestellt werden. Allein - es fehlte der Schnee.
Erst am 30. bzw. 31. Jänner konnten die beiden neuen Bahnen - bedingt durch massive Schneefälle in Betrieb gehen. Dennoch herrschten während der ganzen Saison zumeist grenzwertige Pistenverhältnisse, von einer Steinwüste war oftmals die Rede. Dies war auch der Grund dafür dass ich - als Einheimischer und nur 2 Kilometer von der Talstation der Feuerkogelseilbahn entfernt - im ersten Winter der neuen Bahnen nie am Berg war. Grund genug also, der Sache dafür einmal auf den Grund zu gehen.
Von der Talstation der Feuerkogelseilbahn marschiere ich weg, und nach einer guten Stunde erreiche ich endlich die Talstation der neuen 8-EUB Gsoll-Jet:
Relativ schnell wird klar: SO einfach kann man hier keine 1. Sektion anbauen (wie oftmals gewünscht/gefordert und von Hr. Bruckschlögl auch versichert)!
Der Grund dafür ist auch recht schnell ersichtlich: Keinerlei Vorbereitungen für Durchfahrbetrieb, zudem steht der Kontrollraum genau in der Bahnachse einer etwaigen 1. Sektion.
Dürfte ein wenig aufwändig werden, das umzubauen.
Das Stationsgebäude sieht interessant aus - in jedem Fall besser als eine Standardstation.
Schon bald nach der Talstation folgt der erste Schreck: Da ist absolut nichts begrünt worden! Humus = Fehlanzeige!
Kahle Landschaft.
Wenigstens hat man die Stufen entschärft - im Winter dürfte man hier nur mehr sehr wenig merken:
Es folgen nun kommentarlos einige Bilder des neuen Pistenabschnitts zwischen der neuen Talstation der 8-EUB Gsoll und der alten, weiter oben beginnenden DSB.
Ich befinde mich in etwa in der Pistenmitte, knapp unterhalb der ehemaligen Talstation der DSB.
Blick zurück.
Erstes Fazit der neuen Abfahrt: Tolle Trassierung, aber ohne 1-1,5 Meter Schnee ist hier an steinfreies Skivergnügen nicht zu denken. Es erschreckt mich vor allem, dass im 1. Sommer nach dem Pistenbau mit Anfang August hier absolut NICHTS unternommen wurde, um in irgendeiner Form eine Renaturierung des Geländes zu ermöglichen. Wer über diese Piste marschiert wird mir übrigens in meiner Behauptung zustimmen, dass hier selbst eine Beschneiungsanlage nichts bringen wird. Oberstes Gebot muss hier in jedem Fall zunächst einmal die Aufbringung einer Humusschicht sein, ansonsten ist jeder Beschneiungsversuch sinnlos.
Wirkt alles noch unaufgeräumt hier.
Das Einzige, was man sauber gelöst hat, ist die Beseitigung der alten Talstation der DSB. Diese stand genau hier.
Keine Spur mehr. Wer´s nicht weiß, wird nichts merken.
Nur die alte Schneise lässt noch auf eine ehemalige Liftanlage schließen.
Blick von etwas weiter oben zurück.
Ebenfalls auf Pistengelände, wenn auch am Rand.
Blick kurz nach Stütze 4 bergwärts.
Und Tiefblick zur Talstation. Bis hierher verläuft die Trasse äußerst steil und abgesehen von der Stütze ganz unten in der Pistenmitte stützenlos.
Im Flachstück gibt es nun zwei Pisten. Zu sehen der neue Pistenabschnitt links. Hier ist deutlich zu merken, dass die Felsbrocken viel kleiner gebrochen wurden. Ein Skibetrieb ist hier somit viel früher möglich.
Man sieht, wie die Piste hier (rücksichtslos?) ins Gelände rein trassiert wurde.
Ein einsamer Bagger steht mitten auf der alten Piste.
Der angesprochene neue Pistenabschnitt, schön glatt planiert.
Blick zurück - links die alte Piste, rechts die neue Abfahrt. Die großen Felsbrocken im Vordergrund gehören zum Pistenvergnügen.
Etwas anderer Blickwinkel.
Das hier war letztes Jahr alles noch grün. Durch Modellierungsarbeiten in diesem Bereich ist die Humusschicht verschwunden.
Der Skibelag lässt grüßen.
Mitten auf der Piste liegen die letzten Reste des Grubersunk-Schlepplifts.
Wird wohl nirgends mehr aufgestellt.
Wer braucht eine Umlenkscheibe?
Ein bezeichnendes Bild für die Eingriffe am Feuerkogel. Ein einsamer Baum im Bereich einer Pistenkreuzung.
Schauplatzwechsel - hier die neue blaue Abfahrt, die knapp unterhalb des Naturfreundehauses von der Gsollabfahrt zur Grubersunkbahn abzweigt.
Diese Piste ist wirklich toll trassiert, auch hier fällt auf: Schön glatt gebügelt. Sollte mit 50 cm Schnee problemlos befahrbar sein.
Hier nach einer tollen 90°-Kurve.
Noch eine Kurve, und dann gehts runter in den Grubersunk.
Auch hier mit mehreren sanften Kuppen und Kurven. Das dürfte richtig Spaß machen hier!
Blick zurück nach oben.
Ab der Talstation des ehemaligen Grubersunkschlepplifts ist die Piste wohl relativ langweilig, zunächst aber noch der Blick in die alte Lifttrasse.
An der bestehenden Grubersunkabfahrt hat man quasi gar keine weiteren Eingriffe vorgenommen, lediglich der allerletzte, kurze Hang wurde modelliert. Rechts gehts dann weiter zur Talstation.
Das letzte Stück zur Talstation - man beachte überall die Warnungen vor Absturzgefahr!
Und das ist auch berechtigt - die Talstation kann hier nur dank einer ca. 10-15 Meter hohen Stützmauer stehen. Dahinter geht´s seeeeeehr steil hinunter.
Talstation - auch hier keine Standardstation.
Stationsgaragierung der 6er-Sessel:
Die Bahn ist mit knapp 700 Metern Länge ja sehr kurz, überwindet dabei aber fast 300 Höhenmeter.
Die Steilheit kommt auf diesem Bild nicht wirklich rüber.
Über die alte Grubersunkabfahrt bin ich dann zurückaufgestiegen und weiter zur Bergstation der neuen Gondelbahn am Paulnriedl.
Der neue Pistenabschnitt von der Gondelbahn runter zur alten, bestehenden Abfahrt. Ebenfalls toll trassiert.
Nun nochmal ein Sprung fast ganz runter zur Talstation der EUB - im Bild hier die blaue Umfahrung, die die alte Skiroute kreuzt. Bedingt durch diese Stufe wird die Skiroute in diesem Bereich nur mehr sehr schwer zu fahren sein.
Weiter runter zur Talstation - für einen Skiweg breit genug.
Nach dieser Tour bin ich zweigespalten - einerseits freue ich mich über die gelungene Trassierung der neuen Abfahrten, andererseits bin ich aber schon enttäuscht von der Art, wie hier der Pistenbau vorgenommen wurde. Überall liegen noch Bäume, Baumstümpfe, Äste usw. herum - und das jetzt knapp 3-4 Monate nach der Schneeschmelze! Man sollte sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen und hier zumindest aufräumen.
Weiters sollte man DRINGEND mit einer Renaturierung der Pisten beginnen, ansonsten hat man in den nächsten Jahren mit dem gleichen Dilemma wie im vergangenen Winter zu kämpfen.
Ich habe jedenfalls heute beschlossen, mir auch heuer wieder keine Saisonkarte dort zu kaufen - zu unsicher ist mir die Schneesituation; zu sicher bin ich mir, dass man auch heuer wieder massive Probleme haben wird, die Hauptabfahrt der 8-EUB Gsoll-Jet zu einem vernünftigen Zeitpunkt zu öffnen.
Aber unsere Seilbahnholding-Bosse wissen ganz sicher, was sie tun.
Angesichts dieser Eingriffe ist es meiner Meinung nach müßig, über einen kleinen Felsabtrag am Gaislachkogel-Gipfel zu sprechen. HIER fanden die wirklichen Natureingriffe statt. Jedem, der bedingungslosen Pistenbau und Neuerschließungen fordert, kann ich nur zu Herzen legen, sich das hier mal anzuschauen. Bei so etwas beginnt man nachzudenken (ich nehme mich da selbst nicht aus).
Ich hoffe, der Bericht bringt einige interessante Informationen für euch - gefallen kann er ja nicht wirklich.