Chur-Brambrüesch, 14.3.2009 - Ein Skigebiet ?Samstag! Abreisetag. Zwei Kleinskigebiete sind für heute geplant, auch wenn wir es insgeheim für für Frevel halten, heute nicht noch mal nach Flims zu fahren - wo dort heute der Cassonsgrat geöffnet ist. Zur Auswahl stehen drei Gebiete: Chur-Brambrüesch, Malbun und Ebenalp. Bei Chur-Brambrüesch stand die Statusanzeige der Sessebahn zuoberst die ganze Woche auf rot und dort steht sie auch heute noch. Anrufe zur Vergewisserung gehen ins Leere. Dort droben scheint also geschlossen zu sein. Damit ist die Tagesplanung zunächst klar: Erst Malbun, dann Ebenalp. Diese Kombi liegt auch schön in der Reihenfolge auf dem Heimweg. Rauf auf die Autobahn in Richtung Bad Ragaz! Plötzlich Zweifel - ein Blick auf den Brambrüesch-Prospekt: Da hatte ich doch tatsächlich die falsche Rufnummer gewählt. Jetzt die Verbindung: "Ja, selbstverständlich ist die Sesselbahn zuoberst heute geöffnet." Also an der nächsten Ausfahrt raus und in die Gegenrichtung wieder auf die Autobahn, diesmal in Richtung Süden! Brambrüesch-Dreibündenstein verspricht im Vergleich zu den beiden Tageskonkurrenten längere Abfahrten und recht ordentliche Höhendifferenzen. Ausserderm scheint der Dreibündenstein-Furggabüel ein recht guter Aussichtsbuckel zu sein und die Liftkette in fünf Sektionen unterschiedlicher Seilbahnsysteme interessant.
Dass die Lifte oberhalb Dreibündenstein territorial nicht zu Chrur gehören, sondern zur Gemeinde Malix, scheint eine Formalität zu sein, aber diese Tatsache hinterlässt doch Spuren in der Infrastruktur. So führt eine Strasse von Malix auf Brambrüesch und so kommen einige Gäste von dort und nicht über die Zubringer-Kabinenbahnen. Auch klafft in diesem Kommunal-Grenzbereich eine gewaltige Lücke in der Drahtseil-Kette, aber dazu später mehr.
Ab Chur-Süd erreicht man auf kurzem Wege, durch ein paar Ampeln gebremst, die Talstation mit nicht allzu grossem Parkplatz im Randbereich der Kernstadt. Jetzt, um dreiviertel Neun, herrscht dort schon ein reges Treiben. Eine Kabine der nicht allzu langen und vor Kurzem kompletterneuerten Bahn fährt aus.
Im Kassenbereich ist einiges los, dennoch geht die Abfertigung flott und ich husche in die recht voll aussehende Kabine, die für 40 Personen dimensioniert ist, wenn ich mich recht erinnere. Bei Snowotz kennt das Drehkreuz keine Gnade, und er bleibt im Wartebereich zurück. In wenigen Minuten (geschätzte drei) schwebe ich über die zeimlich steile Strecke flott nach oben zur Zwischenstation Känzeli auf 1.170 m Höhe.
^^ Eine Kabinenbahn, die aus einer Stadt heraus dem Häusermeer entschwebt, hat irgendwie das besondere Etwas; hinten sieht man den Bahnhof und das südliche Bahnhofsvorfeld
Oben angekommen, will die Zeit nicht so recht vergehen. Ich stehe auf dem Perrion und blicke nach unten, wo Snowotz sicherlich in der anderen Kabine die Abfahrt erwartet. Schnell wird klar: Die Kabine fährt dann, wenn sie voll ist, beziehungsweise in einem etwas längeren Takt. Nach uns sind nicht mehr so viele Leute gekommen, daher steht die Bahn. Diese Warterei auf dem Perron fühlt sich immer länger an als sie tatsächlich ist, und als ich schon gar nicht mehr daran galuben wollte, setzt sich die Kabine langsam in Bewegung, um dann flott zu beschleunigen.
Snowotz erblicke ich erwartungvoll hinter der Scheibe der einfahrenden Kabine.
Im anderen Teil der recht kompakten Station auf Känzeli startet die 4er-Gondelbahn, eine der inzwischen seltenen VR102-Konstruktionen.
Weiter geht es steil nach oben.
Wo die Bahn den dunklen Wald verlässt, eine Lichtung erreicht, und der obere, verschneite Waldbereich mit dem Brambrüsch-Funkmast ins Blickfeld kommt, stellen die knallroten Gondeln schöne Farbtupfer in der prächtigen Winterlandschaft dar.
Auf Brambrüesch heisst es dann: Umsteigen in die dritte Sektion, einen Pendelzug, der etwa einen Kilometer leicht bergauf fährt. Hier blickt man in den Bereich des Lenzerheide-Passes.
^^ Im Pendelzug der dritten Sektion
Von der Station des Pendelzugs stapft man kurz hinauf zur Talstation des Schleppliftes Sektion 4. Recht nett und winterlich schaut es hier aus. Auf den Pisten sind bislang nur einzelne Spuren zu sehen.
Kurz vor der Bergstation endet der Wald.
Nach dem Ausstieg aus dem Schlepplift stapft man wieder einige Schritte, und der baumfreie, obere Teil dieses Höhenrückens kommt eindrucksvoll zur Geltung.
Bei näherem Hinsehen erkennt man aber auch schon die grottenschlechte Pistenpräparierung.
Die Stationen von Schlepplift und Sesselbahn befinden sich unmittelbar nebeneinander. Da man beim Schlepplift meist jedoch vor der Seilscheibe aussteigt, führt dies zu einem kleinen Fussweg bergauf.
Ein paar Erkenntnisse über das Skigebiet sind jetzt schon klar: 1. Die Pistenpräparation ist merkwürdig. 2. Die verschiedenen Sektionen absolviert man für Wiederholungsfahrten am besten jeweils separat, weil das Umsteigen auf die nächsthöhere Sektion immer mit Stapferei verbunden ist.
Eine Stärke des Berges ist sicherlich die Aussicht, also wenden wir uns dieser zunächst einmal zu. Man erinnert sich an den Tschiertschen-Bericht? Auf der Rückseite der Jochalp steht eine leider stillgelegte Schlepplift-Ruine. Deren Trasse sieht man vom Sessellift aus linker Hand recht gut (rote Linie).
Nach rechts vorn blickt man genau auf Flims und sein Skigebiet.
^^ Links der Bildmitte verläuft exakt vertikal das zentrale Skischaukeltal, das sich von Plaun nach Fuorcla zieht; rechts der Bildmitte die Skigipfel Vorab und La Siala, davor die weiten Schneefelder der Mutta-Rodunda-Bahn
Weiter geht's mit dem Sessellift hinauf, vorbei an windgeplagten und vereisten Krüppelkiefern.
Die aussichtsreiche Fahrt über die Kuppe ist eindrucksvoll und aussichtsreicht. Rechts unten und 1.500 Höhenmeter unter uns liegt Domat/Ems.
Die scheinbar letzte Kuppe ist die vorletzte; vor uns liegt ein letzter Aufschwung, der sich von der Geländestruktur her sehr schön gestaltet.
Auf Dreibündenstein-Furrgabüel (knapp 2.200 m) ist dann Schluss mit der langen Auffahrt. Der Sessellift geht vorbildlich bis ganz hinauf (wenn man mal von dem leicht besteigbaren Minihügel mit etwa 1,5 m Höhendifferenz hinter der Umlenkscheibe absieht) - so muss das sein!
^^ Ankunft auf dem aussichtseichen Bergrücken.
Quasi in Verlängerung der Bahnachse blickt man genau auf die "Hintenrum-Abfahrt" am Windeggalift im Churwaldner Teil des Skigebiets Lenzerheide nebst einer bizarren Bergskulptur.
^^ Unterhalb der Bildmitte die Hintenrum-Piste, mit rotem Pfeil markiert die Umlenkstation des Windeggalifts, mittig nahe des linken Bildrandes die Bergstation Stätzerhorn
Noch ein Blick ins grüne Rheintal und auf den ersten, die Kuppen umkurvenden Pistenabschnitt, dann geht's endlich los mit der Skifahrerei.
Diese ersten Kurven um die Kuppen stellen auch gleich den insgesamt schönsten Pistenabschnitt dar. Was dann folgt, ist nicht anders zu betiteln als enttäuschend. Haben die ersten Schwünge in perfektem Schnee noch auf interessanter Trasse Spass gemacht, kämpft man kurze Zeit später mit indiskutabler Pistenpräparieriung, inhomogener und nichtssagender Pistenstrukturierung und langweiliger Trassierung.
Kleine Lichtblicke in Form interessanter Stellen bestätigen quasi als Ausnahme die Regel.
Wir probieren alle Pistenvarianten durch - zunächst am Sessellift, später am Schlepplift, dann nochmal beide Sektionen im Verbund. Bei den Pisten, die von oben aus gesehen rechts der Liftkette verlaufen, blickt man ins Schanfigg.
Beim Photographieren habe ich mich unreflektiert auf die schönen und interessanten Motive/Abschnitte fokussiert. In vollkommen öden Passagen habe ich den Apparat erst gar nicht gezückt, so dass die Bilder hier nicht repräsentativ für den Pisteneindruck sind.
Wir traversieren nochmal den Schlepplift, einer zunächst schön carvbaren blauen Piste folgend (im Plan Nr. 3)
Auch diese Piste wird unmittelbar danach uninteressant, unübeschaubar, querfahrtbehaftet, mies präpariert ...
Die schlussendliche Querfahrt, die wieder auf die rechte (von oben aus gesehen) Seite führt, ist dann die Krönung. Kaum zu erkennen, wo man am besten verschiedenen Spuren und Wegansätzen folgt, führt sie einen auf den beiden Hauptwegen dann zu indiskutablen Schleppliftkreuzungen. Abbrüche im Weg, fehlende Warnhinweise, schwieriges Gelände, nicht durchgängige Präparierungen lassen die Querung zum HImmelfahrtskommando werden. Hier hat man sich betont wenig Mühe gegeben.
Nachdem wir grob alles abgefahren haben, fahren wir nochmals bis ganz nach oben, um die komplette Abfahrt bis Känzeli mit mehr als 1.000 Höhenmeter in Angriff zu nehmen - und mit dem Hintergedanken, an der Gondelbahnsektion vielleicht noch eine Wiederholungsfahrt zu machen.
An der Talstation des Schleppliftes kommen wir nochmal am Pendelzug vorbei, nehmen diesen aber nicht, sondern fahren in einen gewalzten Weg ein.
Leicht abschüssig geht es über den Weg weiter, man muss kaum anschieben. So überwindet man die Pendelzugsektion und kommt dank dem Gefälle etwas unterhalb der Gondelbahn-Bergstation heraus. Hätte man mit der Gondelbahn talwärts fahren wollen, hätte man den Pendelzug nehmen müssen; denn der kurze Quer-Schlepplift, der wieder zur Gondelbahn-Bergstation hinaufführt und zusätzlich nach unten einen kurzen Hang erschloss, ist stillgelegt. Wir queren die Trasse dieses ehemaligen Schleppliftes ...
... und treffen kurze Zeit später wieder auf die Gondelbahn.
Hier sieht es zunächst danach aus, dass die Piste wieder breiter und interessant würde. Was aber folgt, ist das blanke Grauen
.
Die Präparierung schwankt zwischen grottenschlecht und nicht vorhanden. Der Schnee pendelt zwischen Brems-Neuschnee und Sulz. Die Trasse ist völlig unberechenbar und mit Abbrüchen, Querwegen und anderen Gemeinheiten angereichert. Der Hang ist manchmal einigermassen breit, aber selten auf voller Breite vernünftig befahrbar. Oft sieht man nicht, wo man hin muss. Immer wieder gilt es, verbindende Ziehwegstücke zu nehmen, die manchmal als enger Pfad durch den Wald führen und schlecht zu finden sind. Insgesamt sieht die Abfahrt hier völlig verwahrlost aus. So etwas Unbrauchbares habe ich selten gesehen.
Als es nicht besser werden will und wir uns von der gefühlten Höhe her der Station Känzeli nähern, steht für uns fest, dass wir hier keine Wiederholungsfahrt absolvieren, sondern versuchen, die in etwa 3 Minuten abfahrende Kabine ins Tal nehmen.
Gar nicht so leicht ist es, den letzen Ziehweg - besser gesagt Ziehpfad - durch den Wald zu finden. Fussgänger bestätigen uns, dass unsere eigentlich abwegige Vermutung über den weiteren Pistenverlauf stimmt. Und siehe da. Nach nur etwa 200 Metern stehen wir vor der Station Känzeli, die mitten im Wlad steht, und spurten auf den "rettenden" Perron. Wir sind dem Grauen entkommen!
Die Kabine fährt kurz später mit uns ab, und unsere Laune bessert sich schnell. Die Pendelbahn aus der Stadt heraus ist eine herliche Kulisse und die Gewissheit, in spätestens einer Stunde ein neues Skigebiet auszuprobieren, sorgt für frohen Mut.
^^ Bahnhofsareal
Voller Vorfreude blicken wir auf den "rettenden" (Schiebe-)Perron in der Talstation ...
... und auf meinen Wagen, den ich selten aus dieser Perspektive zu Gesicht bekomme.
Fazit: Ein schöner Aussichtsberg ist der Brambrüesch-Dreibündenstein, wenn auch nichts weltbewegendes. Auch recht photogen präsentieren sich Landschaft, Ausblicke und Szenerie hier. Aber als Skigebiet kann man den Berg getrost vergesen. Dies ist das grottigste Skigebiet, das ich je erlebt habe. Diesbezüglich liegt es noch vor den seitherigen "Favoriten" Grasgehren und St. Johann in Triol. Neben einer nicht optimalen Topographie hat man einerseits den letzten Schliff bei der Erschliessung verpasst und gitb sich andererseits offenbar keinerlei Mühe mit optimaler Trassierung und Praparation. So ist das Gebiet nahezu wertlos.
Am Ende des Tages haben wir vermutlich das schlechteste der drei in Erwägung gezogenen Gebiete besucht und das beste ausgelassen.