Samstag, 27.1.2007 – Skepsis auf der Anreise
Im Auto sind all die Dinge verstaut, die man für eine Woche Skifahren braucht, voll geworden ist es aber mit den Dingen, von denen man glaubt sie zu brauchen, und das sind in der Regel immer gerade etwas mehr, als bequem im Wagen zu verstauen sind. Mit diesem Phänomen lebe ich, seit ich ski fahre, jedes Auto ist immer gerade ein bißchen zu klein.
Nach 4 Jahren Abstinenz haben wir und wieder einmal den Arlberg als Ziel für die letzte Jännerwoche auserkoren. Mit von der Partie sind meine Frau Sabine, Tochter Catherina und mein Arbeitskollege und Freund Wolfgang, am Dienstag früh wird sich noch Fritz, ein Freund schon aus Gymnasialzeiten dazugesellen.
Insgesamt 8 Urlaube müssen es mittlerweile sein, die ich in St. Anton verbracht habe, trotzdem gibt es noch immer Varianten und Routen, die ich bislang nicht befahren habe. Allerdings bin ich für die kommende Woche ziemlich skeptisch, mit Schaudern denke ich an das letzte Wochenende in Schladming zurück, wo sich das Skifahren nur auf schmalen Kunstschneebändern abspielte und an ein Fahren im Gelände nicht einmal in der Nähe der Bergstationen möglich war.
Ich halte den Arlberg für eine der besten Freeride-Destinationen Österreichs, aber eine Woche Pistenskilauf dort würde uns sicher nicht befriedigen. Auch wenn sich immer jemand findet, der anderer Ansicht ist, nur zum Pistenfahren auf den Arlberg zu kommen zahlt sich einfach nicht aus, dafür gibt es bessere Gebiete.
Mit 6 Stunden Anfahrt habe ich gerechnet, geworden sind es über 8, jede Menge Verkehr ab Salzburg, schlechtes Wetter mit Regen und – immerhin – Schneefall erschweren das zügige Vorankommen und am Nachmittag verursacht ein umgestürzter mit Apfelsaft beladener Tanklastzug bei Dalaas in Vorarlberg so umfangreiche Stauungen, daß das rote Kreuz die festsitzenden PKW-Insassen mit Tee und Decken versorgt.
Deshalb verlassen wir die Schnellstraße schon vor Landeck und wählen den alten Weg über Flirsch und Pettneu.
Hier haben wir die Straße für uns alleine und freuen uns vor allem, daß sie kurz vor St. Anton endlich unter einer – wenn auch nur dünnen – Schneeauflage verschwindet. Nachdem der Schneefall in Salzburg und Bayern auch im Bereich der Autobahn durchaus ergiebig war, haben wir westlich von Innsbruck überhaupt keine Anzeichen von nennenswerten Neuschnee erkennen können, hier in St. Anton schneit es inzwischen aber wieder recht heftig und ich freue mich sehr an der Tafel am Beginn der Paßstraße, die Kettenpflicht für alle Fahrzeuge ohne Allradantrieb verkündet. Es macht Spaß, endlich wieder einmal Schnee unter den Reifen zu haben, und allzu rasch erreichen wir die Abzweigung am Moserkreuz, von der wir noch etwa 300 Meter zu unserem Hotel unweit des berüchtigten Moserwirts an der Galzig-Talabfahrt haben.
Die Wirtsleute sind Freunde von uns, und nachdem wir unser Appartement im zweiten Stock bezogen haben, gibt es einiges zu erzählen.
Um 20 Uhr darf ich noch einmal den Wagen starten und durch den Schnee hinunterpflügen zum Bahnhof, denn Captain Retro erweist uns die Ehre, die ersten beiden Tage seiner – wie ich erst im Nachhinein erfahren habe – Casino-Royal-Tour mit uns am Arlberg zu verbringen. Gemeinsam freuen wir uns über das richtig winterliche Aussehen von St. Anton und treffen die anderen im Hotel, um zu Fuß in ein nahes Restaurant zum Abendessen zu marschieren. Auch wir haben uns nun einiges zu erzählen, wobei Sabine, Catherina und Wolfgang dabei wohl in manchen Bereichen nur Bahnhof verstanden haben dürften , aber so ist es eben, wenn man mangels Internet-Präsenz nicht über das nötige Hintergrundwissen verfügt.
Sonntag, 28.1.2007 – Tiefschneeimpressionen in Zürs
Gut haben wir geschlafen in unserem Domizil und der erste Blick aus dem Fenster verheißt höchst Erfreuliches. Die Wolken haben sich verzogen und die Morgensonne beleuchtet frischverschneite Berghänge, leuchtende Grate und strahlende Gipfel, die noch gestern nagende Skepsis macht einem beginnenden Gefühl der Euphorie Platz.
Fuxi und Sigrid, unsere Gastgeber werden heute mit uns Skifahren gehen und gerne nehmen wir ihren Vorschlag an, die kurze Fahrt über Arlbergpaß und Flexenstraße nach Zürs zu machen und die dortigen Geländemöglichkeiten abzuklären. Auch möchte ich gerne den Weißen Ring übers Madlochjoch nach Zug, über die Kriegeralpe nach Lech und über den Rüfikopf zurück nach Zürs machen, um trincerone einen Überblick über das Skigebiet zu geben.
Ein ausgiebiges Frühstück, die üblichen „Startschwierigkeiten“ am Beginn einer Skiwoche und die kurzweilige Fahrt über die beiden Pässe führen allerdings dazu, daß wir erst nach 10 Uhr am Parkplatz in Zürs eintreffen, dieser ist übrigens überraschenderweise immer noch kostenlos.
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Vis-a-vis imponiert die betagte Pendelbahn zum Trittkopf, die Captain Retro gleich in sein Herz schließt.
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Wir wenden uns aber zunächst den ostseitigen Hängen zu, die von der Zürserseebahn und der Seekopfbahn erschlossen werden. Um vom Parkplatz aus dorthin zu kommen, müssen wir zunächst die Übungs-DSB benützen und dann über Skiweg und Skibrücke die Paßstraße zu überqueren.
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Hier ein Teil der heutigen Mannschaft, v. l. n. r. Catherina, Sabine, Wolfgang u. Sigrid
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Blick zurück zu Hexenbodenlift und Trittkopfbahn
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Seekopfbahn
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Und schon sitzen wir am Lift
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Die langsame DSB zum Madlochjoch lassen wir zunächst rechts liegen.
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Wir fahren mit und frieren in der Muggengrat-Bahn, dafür lohnt dann der Blick ins Zürser-Täli. Trincerone bleibt auf der Piste, um die wohl sicher zu den schönsten des Gebiets zählende Abfahrt zurück nach Zürs kennen zu lernen, wir zweigen bald nach links ab, um die Schulter der Hasenfluh zu erreichen.
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Atemberaubend sind die Eindrücke, weißer, manchmal fast bläulich schimmernder Schnee, darüber ein wolkenloser Himmel.
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Und bald warten die ersten Tiefschneehänge, Fuxi und Sigrid in Action.
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Der Schnee ist angenehm zu fahren, wenn auch etwas schwer, doch Fuxi hat damit überhaupt kein Problem.
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Wolfgang
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Catherina
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Sabine
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Der Parkplatz in Zürs ist mittlerweile doch voll geworden.
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Blick zum Hexenboden
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Nochmal fahren wir die Runde Übungslift – Seekopfbahn – Muggengratbahn, hier ein Bild aus der Muggengratbahn
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Nun wollen wir einen anderen Klassiker von Zürs angehen, den Erzberg, diesemal wird uns auch trincerone begleiten.
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Wie man sieht, sind wir aber nicht die einzigen mit diesem Plan
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Nach einem kurzen Aufstieg erfolgt eine lange Querung.
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Dann warten wieder nette Hänge, allerdings mit immer schwerer werdendem Schnee.
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Captain Retro ist etwas skeptisch.
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Aber dann lenkt er aber doch die C4 souverän durch den Tiefschnee
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Ohne Worte
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Im Hintergrund die Flexenstraße
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Und nochmals Captain Retro
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Nach den beiden Abfahrten sind wir vor allem sehr durstig, und deshalb fallen wir zunächst ins SB-Restaurant an der Bergstation der Zürserseebahn ein um uns ein wenig zu stärken, dann geht es mit der Madlochjochbahn hinauf, um die Skiroute nach Zug in Angriff zu nehmen.
Zeitbedingt verzichten wir hier auf Abstecher, allerdings ist die untere Hälfte der Hauptroute extrem ausgefahren und eisig, richtig Spaß macht das nicht und der Schattenhang animiert mich auch nicht zum Photographieren. Auch mit der einfachen Piste über die Kriegeralpe hinunter nach Lech geben wir uns nicht lange ab, hier sind vergleichsweise viele „humane Störfaktoren“ unterwegs und die Pistenqualität (Eisplatten und Schneehaufen) läßt zu wünschen übrig.
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Zeitbedingt geht sich wieder einmal die Abfahrt vom Rüfikopf nach Lech nicht aus, ich bin gespannt, ob ich diese Route heuer endlich einmal schaffen werde, eigentlich ist es schon eine Schande, der achte Aufenthalt und den „Langen Zug“ noch nie gefahren.
Rüfikopf-Bergstation
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Blick Richtung Zürs
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Die Hexenbodenabfahrt ist – wie um diese Zeit üblich – ziemlich mitgenommen und mit ihren zahlreichen Eisplatten auch kein Genuß, für eine abschließende Fahrt mit der Trittkopfbahn – wie eigentlich geplant – sind wir leider schon zu spät dran.