Für den Saisonabschluss im April 2011 bot sich aufgrund der prekären Schneelage in den Schigebieten unterhalb 2.000 Metern der allseits bekannte Hintertuxer Gletscher an.
Doch nicht nur wettermäßig erweckte dieses Gebiet mein Interesse, denn mich hatte es bis dato noch nie dorthin verschlagen. Grundsätzlich ist ja ein bislang nicht besuchtes Schiareal immer interessant, aber in Bezug auf Hintertux steigerte eine „Vorabschau“ mittels Forumsberichten und Lifworld-Info mein Interesse. Das lag daran, dass es dort im Gegensatz zu vielen anderen Großschigebieten Tirols noch einige interessante Anlagen gibt – die beiden Doppelsesselbahnen, ein alter Gittermastenlift im unteren Bereich und auch noch die alte 4EUB neben der 2. Sektion. Verpasst habe ich leider jene Zeiten, als dort noch ein ewiglanger Wopfner-ESL seinen Dienst verrichtet hat...
Nun – so traf ich mich wie schon etliche Male zuvor in den zurückliegenden Wintermonaten am Autobahnparkplatz bei Wolfratshausen mit einem Bekannten, um von dort aus gemeinsam weiter zu fahren. Diesmal ging es entgegen der sonst üblichen Route nicht über die A95 in Richtung Süden, sondern zunächst über die Bundesstrasse 11, um über Geretsried, Bad Tölz und Lenggries zum Achenpass zu gelangen. Nachdem wir das weitreichend vom Schnee befreite Brauneck hinter uns gelassen hatten, war für mich eine Neulandbetretung angesagt. Trotz vieler Jahre in München hatte ich es bislang nie geschafft, in jene Gegend zu gelangen.
Wie immer wird unterwegs in Österreich getankt. Kurz zuvor hatten wir noch das schon im Sommerschlaf befindliche Schigebiet Christlum passiert, wo mich die Waldschneisen zweier Schlepplifte daran erinnerten, dass ich hier auch noch einmal hinfahren wollte, ehe der ganze Berg von irgendwelchen KSBen vollgepflastert ist. Wie man im Hintergund erkennt, warf die Sonne bereits ihr rotes Morgenlicht auf die oberen Etagen der Berge, während es im Tal unten noch recht düster war.
Österreichischen Alpenidylle neben der Tankstelle. Na ja, besser als bei Minusgraden im Auto übernachten.
Weiter ging es durch Achenkirch hindurch und am See vorbei. Unterwegs gab es auch noch einen kurzen Blick hinauf zur Rofanseilbahn – leider gibt es im Gebiet oben ja leider nicht mehr die alte Doppelsesselbahn mit den Portalmaststützen. Aus der Ferne konnte man noch das Kleinschigebiet in Pertisau sehen, das aber nicht recht interessant zu sein schein. Hier hat man 1990 den steilen ESL durch eine damals in Mode gekommene GUB ersetzt. Oben muss es noch zwei Schlepper geben, einen davon immerhin mit Kurve...
Hier ging es dann hinunter in Richtung Inntal und die Morgensonne blendete...
Na schon mal besser, als das Tankstellenhotel in Achenkirch und sicherlich mit gutem Blick übers Inntal...
Ohne Stau und Stockungen ging es durch den Tunnel hindurch ins Zillertal hinein.
analog
digital
Nach einer Fahrt durchs frühlingshafte Zillertal waren wir am Ziel angekommen.
Nach meiner Funitel-Premierenfahrt gelangten wir ganz oben an und wurden erst einmal von einem kräftigen Wind in Empfang genommen. Zwar sah das Wetter einwandfrei aus, jedoch konnte man gleichzeitig heilfroh sein, doch noch die warme Schijacke mitgenommen zu haben. Es pfiff einem ziemlich kalt um die Ohren und man sah zu, wieder nach unten zu kommen.
Zwar hätte mir als Oldimter-Fan eine Fahrt in den ehemaligen alten Sesselbahnen eher zugesprochen – doch dann wären wir zweifelsohne länger unterwegs gewesen. Andererseits sitze ich manchmal lieber allein in einem Sessel und genieße in aller Ruhe die Fahrt, als dass ich mit fremden Leuten in einer Kabine hochfahre, unter denen halt nicht selten welche dabei sind, die immer irgendwie nerven müssen.
Aber kaum war man aus der Hauptanflugschneise der Windböen gelangt, warteten dann beste Bedingungen auf.
nochmals in digital...
analog
digital
Hier gleich mal der Zoom zu unserem ersten Ziel: die Abfahrt bis ins Tal hinunter – zweifelsohne nur noch dank der Beschneiung machbar. Wir wollten am Morgen, da sich am Berg der Frühling noch temperaturmäßig ein wenig zurück hielt, die unteren Etagen abfahren, ehe dort der Sulz Überhand gewinnen sollte. Insgesamt eine tolle Tour – von ganz oben bis ganz unten. Unterbrochen jedoch von zwei Liftfahrten. (Einmal mit der 6SB und dann noch mit der 4KSB).
Gerade im Frühjahr lohnt sich deswegen das frühe Aufstehen! Später konnte man hier nicht mehr so gut fahren. (Bild in analog...)
und in digital...
Ich glaube, dass das auch meine erste Fahrt in einer fixen Sechsersesselbahn gewesen ist. Ich kannte bislang nur kuppelbare. Früher muss ja von unten aus rechts der Bahn ein Schlepper verlaufen sein.
In der 4KSB Tuxer Joch – wo nebenan noch ein schöner, alter Gittermastenlift überlebt hat. Die muss man in vollen Zügen genießen, solange sie es im Schlepperfeindesland Nr.1 noch gibt!
Zoom nach oben zu jener Piste, die sich als die allerbeste an diesem Tag herausstellen sollte. Dort oben blieb es den ganzen Tag griffig, während es in der unteren Etage des Gebietes butterweich wurde. So verzichteten wir ganz am Ende auch auf eine Talabfahrt und genossen dann lieber noch die Landschaft von der 8EUB aus, während die Masse sich am Funitel drängte....
Und wieder: erst mal analog....
...und digital...
Da freut sich der LSAP-Fan, wenn man noch irgendwas stehen lässt...
Trotz Vorliebe für alte Schlepplifte beließen wir es bei einer Fahrt mit dem Tuxerjochlift, der seit 1969 brav seinen Dienst verrichtet. Der Schnee war bereit derart aufgeweicht, dass uns nach Höherem schwebte...
Hier habe ich ein bisserl mit dem Bearbeitungsprogramm gespielt, um die Uhr zurückzudrehen – zu jener Zeit vor 1980, da die Stützen der Lift noch mit einer roten Rostschutzfarbe bestrichen gewesen sind. Als ich 1984 das erste Mal ein Schigebiet sehen durfte, hatte schon das Grün Einzug gehalten und so kenne ich die rote Ära nur noch aus den alten Schiatlanten, die ich mir auf Ebay zusammengekauft habe. Aber auch die Grünphase ist ja seit Ende der 80er „überstanden“, denn die neueren Stützen werden ja gar nicht mehr angestrichen – außer bei einigen, wenigen Ausnahmen. (6KSB Kreuzwankl in GAP, eine weitere 6KSB am Hochkönig...)
An Liften mit roten Stützen fällt mir aktuell nur noch der uralte Kolbenalmschlepper in Oberammergau ein. In Unterammergau beim Steckenberglift II haben's das Rot noch bei der letzten Stütze belassen.
4KSB in analog.
Den Ramsmooslift sind wir gar nicht gefahren.
DSB Gefrorene Wand 3a. Die obere DSB war aber leider wegen der Windböen außer Betrieb.
Blick rüber zur Funitel.
Die geschlossene DSB Gefrorene Wand 3b in analog.
digital
wieder analog
Die 2005 erbaute Schlepplift Kaserer 1 – die Talstation könnte vom Aussehen auch die einer DSB sein – erschließt links und rechts der Trasse zwei herrliche Abfahrten, wo aufgrund der Höhenlage selbst an so einem Frühlingstag der Schnee griffig blieb. Leider musste man im unteren Teil auf einen Ziehweg ausweichen und konnte nicht direkt zum Einstieg weiter unten fahren. Dort verstopften sich die Wege, weil hier jeder durch musste.
Hier oben hat man auch noch einen ganz netten Ausblick.
Hier kommt gleich mal ein ganzer Trupp auf einmal hochgefahren...
Rüber ging dann zum Schlepplift Kaserer 2, einem weiteren alten Gittermastenlift. An seiner Talstation kommt auch noch die DSB Lärmstange hoch, die hier zu sehen ist.
Mittags im Tuxer Fernerhaus. An Sonnentagen empfiehlt es sich fast schon wieder, innen Platz zu nehmen, wo man wenigstens in Ruhe essen kann. Während draußen Hochbetrieb herrschte, waren hier die meisten Tische unbesetzt. Dazu hat man auch noch einen ganz passablen Blick aus dem Fenster.
Vorbei an der DSB Gefrorenen Wand 3a zur 3. Sektion der Funitel...
Oben angelangt fuhren wir zur 3SB Schlegeis hinab. Hier bieten sich total schöne Ausblicke, wie man hier und auf den Bildern 2 und 3 ganz am Anfang des Berichts erkennen kann.
Die Bahn wurde 2002 nach links versetzt und ging früher – lt. alter Bilder im Netz – weiter rechts (oben am Grat direkt unterhalb des Steilhangs) nach oben.
Talstation der DSB Lärmstange, die durch ein landschaftlich recht schönes Areal führt. Irgendwie hat das hier was – die alte Sesselbahn, das imposante Massiv gleich daneben...
Und nochmal in digital.
DSB mit Namensgeberin rechts oben.
Gleich nochmal in digital.
Kaserer 1 von der DSB aus...
Irgendwie gefiel mir diese Doppelsesselbahn. Manchmal kann man das auch gar nicht genau begründen, warum man jetzt genau diese Anlage/ Piste/ oder das ganze Gebiet mag oder eher ablehnt.
Kaserer 2 – das letzte Analogbild, da der Film nun verknipst war.
Weiter ging es mit dem Kaserer 2.
Auch nochmal den 1er gefahren...
Ein letztes Mal ging es hinauf zum höchsten Punkt im Gebiet. Lohnenswert für einen Abstecher ist da auch noch die Aussichtsplattform oberhalb der Funitel-Bergstation.
Ich versuchte öfters, das sich im Schnee spiegelnde Sonnenlicht einzufangen – was hier ganz gut geklappt hat.
Nun – wie bereits beschrieben, benutzten wir für das letzte Teilstück der Reise zurück nach unten die 8EUB, wo wir überhaupt nicht anstehen mussten, während die Massen sich am Funitel tummelten oder auf der sicherlich noch total griffigen
Talabfahrt hinunterrutschten. Da war es wirklich besser, in der 8EUB sitzend die Beine auszustrecken und noch die Blicke aus der Kabine zu genießen.
Ein dritter Teil der Menschenmasse verbleib an der Bergstation oben, wo zu ohrenbetäubender Schrottmusik die ultimative Partystimmung herrschte. Muss sicherlich total super gewesen sein – ganz bestimmt!
Auf dem Rückweg konnte ich von einer Tankstelle aus den genialen Trassenverlauf der Penkenbahn einfangen. Ich hatte die Bahn noch nie aus der Nähe gesehen und beschloss an jenem Apriltag, sobald als möglich mal noch damit zu fahren.
Auf dem Rückweg durchs Zillertal: irgendwie gefällt mir die Gegend nicht so sehr – überall Siedlungen und Strassen.
Am Rückweg nutzen wir den warmen Frühlingsabend noch aus und legten einen kleinen LSAP-Zwischenstopp bei Achenkirch ein, wo einst ein ESL den Berg hinaufführte. Wie immer ärgert man sich, hier nicht doch schon einige Jahre früher mal hingefahren zu sein. Den hätte ich im Gegensatz zu anderen LSAPs sicherlich noch „mitnehmen“ können. (Im Gegensatz z.B. zum ESL in Pertisau, den man ja schon 1990 gegen die GUB getauscht hat. Damals hatte ich als 10jähriger weder einen Führerschein, noch uneingeschränkte Bewegungsfreiheit....)
Innenleben der Talstation – so was kenne ich sonst eigentlich nur von Bildern aus Italien. Irgendwie glich dieser interessante Verhau das Verpassen einer ESL-Fahrt ein bisserl wieder aus. Wenigstens gab es noch was zu sehen – im Gegensatz zu so vielen anderen Anlagen, die man allenfalls noch erahnen kann.
Weiter in Richtung Deutschland kommt auf der rechten Seite direkt am Straßenrand noch eine alte Schleppliftruine.
So eine Entdeckungswanderung hat immer ihren gewissen Reiz. Außerdem sind solche Schleppliftruinen in A oder D ja nicht gerade häufig anzutreffen. (Außer dem Huberspitzlift in Hausham, dem Tellerlift an der Firstalm und bis vor kurzem auch noch der an der Brecherspitz fallen mir grad keine ein...ach ja bei Wertach im Allgäu steht noch ein seit 22 Jahren außer Betrieb gesetzter Leitner auf der Wiesn.) Zudem war es hier noch möglich, ungestört zu fotografieren, denn nicht selten sind solche Lifte umzäunt oder von argwöhnischen Nachbarn umgeben.
Die Umlenkstation in der Abendsonne. Zuhause erkannte ich im Schiatlas, dass am Hang im Hintergrund auch mal zwei Schlepper gestanden haben. Weiter in Richtung Christlum sogar nochmal zwei – heute ist da sicher nichts mehr da.
Ein letzter Abstecher in der Dämmerung: Der Sylvensteinspeicher. Links unterhalb der Brücke hat es bis in die 50er Jahre, als der See aufgestaut wurde, die Ortschaft Fall gegeben, von der man bei Niedrigwasser angeblich noch die Fundamente sehen kann. Muss schon seltsam sein, wenn man das Dorf gekannt oder dort sogar gewohnt hat und heute dort ein See ist.
Na, leider hat man hier keinen Kirchturm wie am Reschenpass stehen gelassen. Versunkene bzw. verlassene Ortschaften (Wüstungen) finde ich übrigens auch noch ganz interessant. Aber das gehört in andere Foren...
Das letzte Sonnenlicht jenes ereignisreichen Apriltages. Der Abend brach herein und es wurde merklich kühler auf der Brücke überm Stausee. Bereichert um viele Eindrücke und noch mehr Bilder auf Film und Speicherkarte, ging es wieder aus den Alpen hinaus – der bayrischen Landeshauptstadt entgegen...
Da stehen sie nun im Keller und werden wohl längere Zeit keinen Schnee mehr abbekommen!
E N D E