Eine klassische „Seilbahntour“ stand schon lange nicht mehr auf meinem Programm. Hier und da mit einem Sessellift fahren, ja, aber in geschlossenen Kabinen mit mehreren Menschen... Letztes Wochenende wollte ich es mal wieder wagen und ein, wie so oft, lange geplantes Ziel anfahren: Oberstdorf und das KWT. Ein weiter Weg, aber nach den eher ruhigen Monaten vielleicht etwas Abwechslung. Eigentlich wollte ich schon im August einen Tag dort verbringen, aber die Massen im „Urlaub daheim“ hielten mich letztendlich davon ab. Dennoch, wie zu erwarten, war es auch an diesem Spätsommerwochenende noch brechend voll. Der ursprüngliche Plan sah vor, das Auto zentral abzustellen und eine komplette Rundreise mit dem Gipfelpass zu machen. Der Busfahrplan hätte es knapp ermöglicht, sowohl die neue Nebelhornbahn als auch noch das Walmendingerhorn unter Nutzung der Kanzelwandbahn an einem Tag zu besuchen. Aber wie voll würde der Bus sein, was ist bei Verspätungen, etc. Die Alternative wäre es, etwas außerhalb zu parken und die Stationen mit dem Rad abzufahren. Aber was ich da teilweise zwischen Auto- und Radfahrenden auf den Straßen gesehen habe, nein danke. Also blieb es leider beim klassischen Pendeln mit dem Auto und: früh aufstehen.
Um 8:25 Uhr bog ich zum Parkplatz fast ganz hinten im KWT ein, die erste Fahrt war für fünf Minuten später terminiert. Vorbildlich ist hier die Verfügbarkeit der „Ranger“, die einen bei jedem Schritt unterstützen und auch auf die Einhaltung der Regeln achten. Trotz der etwas umständlichen Lösung mit dem Parkticket bzw. der UI am Parkautomaten, schaffte ich die erste Fahrt auf die Sekunde genau. In der Kabine standen vielleicht 10 Leute, die Fenster waren größtenteils offen und die FFP2-Maske Pflicht. Oben hielt ich mich nicht allzu lange auf und fuhr direkt wieder runter - leider etwas stressig, aber die Parkplatzsituation sollte es nicht anders ermöglichen, wie sich später noch zeigte. Danach ging es ein paar Kilometer zurück nach Riezlern. Der Parkplatz füllte sich bereits und die Aggression der Straße übertrug sich, erst kam fast zu einem kurzen Gerangel zwischen dem schlichtenden Ranger und zwei Besuchern. Auch hier zeigte man erfreulicherweise eine klare Haltung gegenüber den Maskenverweigerern, so dass selbst Einzelfahrende in den Kabinen die Masken nicht abnahmen. Oben angekommen, nahm ich mir etwas mehr Zeit, ehe es zum letzten Ziel ging. Hier war ich natürlich schon zu spät, die Parkplätze alle komplett gefüllt. Sehr ärgerlich: das Parkleitsystem war teilweise noch analog und lotste mich direkt zum Parkplatz an der Talstation, der jedoch schon belegt war. Nach langer Suche tat sich eine Lücke am Straßenrand auf. Wie beim Herdentrieb üblich, wurde die restliche Lücke - ein absolutes Halteverbot - von großvolumigen Egotransportern schnell gefüllt. Hier war dann schon mehr los, aber wie schon beim „Parkraummanagement“, war es auch beim Ticketverkauf nicht wirklich durchdacht. Warum gibt es bei einer so modernen Anlage keine Ticketautomaten - ich habe keine 237 Fragen, die ich mit einem Menschen F2F diskutieren möchte. Also wieder in einen Innenraum, die automatischen Schiebetüren waren natürlich (oder selbstverständlich?) nicht auf Daueröffnung gestellt. Auch am Zugang der Bahn war wie so oft eher Drängeln als Distanz angesagt. Immerhin wurden die 3G-Regeln kontrolliert, aber dann ließ man die Leute fröhlich aufeinander los. Die Kabinen wurden mit zehn Personen gefüllt, wozu man teilweise relativ harsch aufgefordert wurde. Interessant wurde es, als ein älteres Ehepaar dem Liftler fröhlich zuwinkend in einer Einzelkabine vorbeifuhr. Da kann man nur spekulieren, wer da wen kannte. Zwar besitzen die Kabinen keine Fenster (nur ein kleines Klappfenster gegenüber der Türen), aber die beidseitigen Lüftungsschlitze am Boden sorgten dank des Windes für etwas Durchzug - oder zumindest Frischluft. Unten wie oben war Volksfeststimmung, schrecklich. Die Fahrt zum Gipfel habe ich mir gespart und bin auch hier direkt wieder runter - zum Glück ohne nervige Begleitung.
Fazit für mich: so brauche ich das nicht mehr. Dann doch lieber mit dem MTB durch den Schwarzwald.
Ein paar Bilder habe ich natürlich gemacht...
Am Morgen an der Bergstation der Walmendingerhornbahn - tolle Ausblicke, aber um welchen Preis?
Vom Wetter her ein Traumtag!
Und noch der Blick in den Skikessel.
Auf der Talfahrt - mit Fensterplatz.
Das nächste Ziel, die alte Dame an der Kanzelwand. Ich war insbesondere gespannt auf den direkten Vergleich mit der neuen 2S.
Die Ranger schauten etwas verdutzt, ließen meine frühe Abreise jedoch unkommentiert.
Der Fahrkomfort ist sicher ein anderer, insbesondere das Schiefstellen der Kabinen sowie das Ruckeln bei der Stützenüberfahrt.
Der Mann einer vierköpfigen Familie setzte noch an, wurde jedoch von seiner Frau zurückgepfiffen. So konnte ich die Bergfahrt in einer Einzelkabine antreten. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Liftler etwas mehr auf eine Verteilung achten - insbesondere wenn sonst niemand ansteht.
Perlenkette.
Ein bisschen erinnern mich die Stützen an die Schauinslandbahn.
Die Aussicht ist nach wie vor sehenswert.
„Erlebnisberg“?
Ist der Ifen durch die Anlagen jetzt genial oder falsch erschlossen?
Neben dem Weg ergaben sich noch ein paar Motive für das Makro-Objektiv.
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Ist 2021 sicher kein Motiv mehr, das für große Sensation sorgt. Aber oft kann man das auch nicht mehr erleben.
Mitten im Akt.
Im AF sorgen die Tallifte regelmäßig für euphorische Berichte. Ohne die Bebauung des Tales wäre das sicher reizvoller.
Von 1954 nach 2021, da hat man schon eine ziemliche Anlage hingezimmert.
Immerhin der Versuch einer Abkehr von UNI-G und Konsorten.
Keine Bilder auf der Bergfahrt dank voller Kabine.
Danke, darauf habe ich gerne verzichtet.
Die Fahrt ist natürlich deutlich ruhiger, aber auch aufgrund der Trassenführung wenig spektakulär. Stellt man heute noch Stationen so kühn an den Abgrund?
Die Sonngehrenbahn war bis zum Steilstück mit Sesseln bestückt.
Wie der Bezug wohl in ein paar Jahren aussieht?
Vorgängerfundamentis.
Mittelstationsblick.
Immerhin hat man das Gebäude erhalten.
Und die letzte Sektion des Tages.
Ein wenig Reglerroulette, aber es fühlte sich in dem Moment hat wie an einem superheißen Julitag.
Es folgte: ein Feuerwehreinsatz und der Wahnsinn auf deutschen Straßen.
Ende