Der Auftakt meiner Wallis-Tour 2006 sollte im Gebiet der 4 Vallées erfolgen. Das charakteristischte Merkmal dieses Skigebiets ist sicherlich die ungewöhnlich grosse Anazhl an unpräparierten, aber markierten Skirouten. Und vor allem handelt es sich bei diesen Skirouten nicht - wie oft üblich - um Varianten an steileren Liftanlagen, sondern die Routen erschliessen exklusiv Geländekammern ohne präparierte Piste und teilweise handelt es sich sogar um Haupt-Verbindungsabfahrten, die ausschliesslich über diese Routen erfolgen. Das ist ein Merkmal, das mir aus sonstigen Skigebieten, die ich besucht habe, nicht bekannt ist und das für mich die 4 Vallées zu einem der besten Skigebiete überhaupt macht. Aber dazu gehört natürlich noch mehr; und das sind vor allem die teilweise absolut hochalpine Landschaft, die krassen Gegensätze und der bisweilen recht eigentümliche Charakter des Gebietes. Jetzt habe ich schon viel vorweggenommen; beginnen wir nochmal am Anfang!
Bei einer Anreise ab Sierre empfiehlt sich als Einstieg Mayen de l’Ours nahe Veysonnaz an Ende der berühmten Piste de l'Ours, das von Sion aus in 10-15 Minuten Bergauffahrt erreichbar ist. Achtung: Die Ausschilderung zur Gondelbahn existiert nicht an allen der vielen Verzweigungen an diesem steilen Berghang ob Sion. Als nachteilig mag man empfinden, dass man ab Mayen de l'Ours eine zeitraubende Ziehweg- und Liftfahrt auf sich nehmen muss, um den attraktivsten Bereich des Skigebietes zu erreichen. Aber die Anfahrt über Verbier würde eine lange Autofahrt über Martigny bedeuten (ca. 40 km weiter). Und bevor ich die Zeit im Auto absitze, verbringe ich sie lieber auf Skiern. Aussderdem finde ich das Gelände im Bereich der Ziehwege schon faszinierend. Ich habe weiter oben von den krassen gegensätzen gesprochen und ganu diese Gegensätze werden durch die Ziehwege sauber getrennt.
Welche Gegensätze sind das nun? Der Kernbereich der Skigebiete von Veysonnaz/Thyon/Les Collons/Les Masses präsentiert sich mittelalpin mit einer fast verspielt wirkenden lifttechnischen Erschliessung. Auf den ersten Blick wahllos durcheinander platzierte Liftanlagen erschliessen fast verspielt wirkend ein weitläufiges Almgelände unterhalb des ersten Skiberg-Höhepunktes Etherolla. Während einzelne Liftanlagen irgendwann erneuert wurden, steht ein Grossteil der Anlagen "sanft" modernisiert im Ursprungszustand herum. Man hat das Gefühl, dass hier um 1970 herum etwas mit Retortenbauten ganz gross aufgezogen wurde, und es nicht mehr weiterentwickelt hat. Heute hat das Ganze einen gewissen morbiden Charme, den man mal gesehen haben sollte. Ich weiss nicht so recht, ob es mir gefallen sollte oder nicht. Auf jeden Fall hat dieser Sektor einen ganz eigenen Charakter und das macht ihn für mich interessant.
Als nächstes folgt der lange hangrücken zwischen Etherolla und Greppon Blanc mit seinen langen Ziehwegen und heruntergekommenen Liftanagen. Dieses Gebiet wirkt etwas lebensfeidlich und führt den abgefahrenen Charakter des ersten Sektors nahtlos fort.
Ab dem Talboden von Siviez folgt dann der eigentliche Kontrast: Sparsam und modern aber spektakulär werden grandiose Hochgebirgsregionen erschlossen und alles wirkt perfekt. Bahnen, Kapazitäten, Frequentierung der Pisten und Routen - alles stimmt und erinnert an Schweizer Perfektion, die in diesem Sektor konsequent entwickelt wurde. Mondänes Ambiente stellt hier keinen Widerspruch zu der respektvollen Erschliessung dieser grandiosen Hochgebirgsregion dar. Dieser Sektor schliesst mit dem stark zersiedelten und überteuerten Chaletdorf Verbier ab, das mich persönlich als "Basislager" weniger reizen würde, wenngleich es den schnellsten Zugang zu den reizvollsten Regionen bietet.
Weitere eigenständige, aber eingebundene Sektoren sind Tzoumaz/Savoleyres und Nendaz/Tracouet.
Bestandteil eines perfekten Skitages sollten aus meiner Sicht vor allem folgende unpräparierten Routen sein:
- Lac des Veaux - Tzoumaz
- Eine der Routen von Mont Gelé
- Gipfelpiste Mont Fort
- Col des Gentianes - Tortin
- Cassoure - Tortin
- Greppon Blanc - Prapero (Bustransfer zurück nach Les Masses)
Leider waren von den genannten unpräparierten Routen an diesem Tag nur Gipfelpiste Mont Fort und Chassoure - Tortin geöffnet und befahrbar. Und auch dort musste man auf Steine aufpassen, aber die Schneelage war leider sehr bescheiden. Also wurde der Tag zu einem Pistenritt unter Einbeziehung der beiden geöffneten Routen. Eine ehemalige Route wurde auch noch befahren (Combatzeline-Siviez). Die war sogar schön zu fahren - teilweise offen, teilweise durch den Wald; von einer Nachahmung würde ich aber abraten. Erst später ist mir aufgefallen, dass dies inzwischen Wildschutzgebiet ist und das Befahren zu hohen Strafen führen kann. Wie dem auch sei: Die Eindrücke von Skigebiet waren bei diesem tollen Wetter gigantisch.
Alles weitere im Bericht...
... und der beginnt mit dem Pistenplan:
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^^ Talstation der TC4 Piste de l’Ours, eine der ganz wenigen mit der VR-104-Schwerkraftklemme
^^ Blick auf Nendaz mit Nebel über dem Rhône-Tal
^^ Über diese Ziehwege führt unser Weg nach Siviez, auf dem Weg nach Verbier. Den Schlepplift Cheminée haben wir bereits hinter uns, die Lifte Tsa und Meina liegen noch vor uns. Normalerweise muss man noch das rechte Greppon-Blanc-Geschwür bis zur Mitte fahren, um nach Siviez zu kommen, wir sind aber den Schleichweg-Spuren durch den Wald gefolgt. Das ganze ging glücklicherweise ohne Steine ab und die beschneite Talabfahrt erreichten wir etwa in der Mitte. Das war die erste eigentliche Abfahrt.
^^ Drüben geht’s hoch mit dem sehr langen TSD4 von Von-Roll, der endet direkt an der Pendelbahn, die hoch führt zum Col de Gentianes. Hier mussten wir erst mal eine Weile auf die Kabinen-Abfahrt warten.
^^ Oben bietet sich dann dieses Bild: Die Pendelbahn zum Mont-Fort. Der oberste Teil der Abfahrt ist Route und unpräpariert. Ab steilsten ist es direkt unter der Seilabhn.
^^ Hier kommt die Kabine oben an …
… der Blick auf die umliegenden Berge ist überwältigend.
^^ Auch das Matterhorn ist zu sehen.
^^ Der Blick nach unten auf die Buckelpisten
^^ Hier ist der Einstieg zu den Abfahrten. Ganz oben war’s etwas steinig.
^^ Auf dem Gletscher ein interessanter Kurven-Doppellift
^^ Eine Hütte gibt’s da oben auch. Runter nach La Chaux war leider nur der Serpentinen-Weg vernünftig befahrbar. Die abkürzenden Buckelpisten waren mangels Schnee nicht empfehlenswert.
An der Talstation des „Jumbos“ führt dieser fixgeklemmte Vierer bergwärts.
^^ Auch nach oben führt der nagelneue Telemix „La-Chaux-Express“ – hier die Mittelstation dieser Tal-Berg-Tal-Bahn
^^ Kreuzung von Funitel und TC4 Attelas2. Die Trassenführung des Funitels ist spektakulär, ist aber weder äuffällig noch störend in der Landschaft.
^^ Nochmal diese Kreuzung von oben aus gesehen
^^ Das zersiedelte Verbier aus der Vogelperspektive. Die Talabfahrt war übrigens in Topp-Zustand.
^^ Die Gemütlichkeit kam zwar ziemlich kurz bei diesem Power-Tripp, aber nicht zu kurz wie man sieht.
^^ Topp-präparierte Pisten und Bickelvarianten am Telemix
^^ Diese Städeli-TS2 (La Combe) bedient eine klasse Piste.
^^ Der Mont-Gelé gegen die Sonne. Die Bahn fährt – leider zu dieser Zeit nicht für Skifahrer
^^ Zurück in Richtung Veysonnaz führt keine präparierte Piste, es gibt nur Routen. Die TC8 verschwindet in der Tiefe, dahinter die zugehörige Route. Ganz oben mussten wir zwischen den Felsen runter treten – zu wenig Schnee. Danach ging’s topp zu fahren auf pulvriger Buckelpiste ganz unten wieder vereinzelte Felsen, die man aber gut umkurven konnte. Das zeigt das nächste Bild.
^^ Die Route Mur Chassoure-Tortin kommt von links steil runter. In anderen Skigebieten hätte man einen walzentauglichen Ziehweg in diesen Hang gelegt - immerhin handelt es sich um eine wichtige Verbindungspiste. Hier ist man konsequent und lässt der Hang wie er ist. Und siehe da: Es funktioniert! Wer sichs nicht zutraut fährt halt mit der Bahn runter und schaut dem munteren Treiben des Skivolkes zu. Man sieht die einzelnen Felsen im Hang, auf die musste man gut aufpassen, war aber kein Problem.
Ab hier haben wir die Abkürzung über einen Ziehweg in Richtung Siviez gewählt anstatt der beschneiten Hauptpiste zu folgen. Damit haben wir zwar das Flachstück mit optionaler Sesselbahn-Überfahrt erspart, aber viele Steine geerntet. Um dies zu mildern sind wir dann teilweise mitten durch den Wald gefahren.
^^ Die nagelneue TSD4 Combatzeline sowie die neue Skibrücke über den Parkplatz
^^ Zum Glück gibt’s hier Beschneiung, sonst käme man da nicht runter.
^^ die Kurve des Greppon-Blanc-Geschwürs. Hier haben wir dummerweise eine Wiederholungsfahrt gemacht. Die war voll mit Steinen. Diese beiden steinigen Pisten waren aber glücklicherweise die einzigen steinigen am ganzen Tag. Inzwischen gibt es doch erstaunlich viel Beschneiung in Veysonnaz, Les Collons und Verbier. Gerade Les Collons uns Veysonnaz hatten keine Schneeprobleme.
^^ Oben wenig Schnee und interessante Fels-Formationen
^^ nach Aufstieg mit dem Tk Drus hier die nagelneue und lang ersehnte TC8 von Veysonnaz
^^ Selbige Bahn im Bereich der Talstation
^^ Interessante Stütze mit seitlichem Ausleger am Tk Combyre. Die Stütze ist neu und hat eine alte Holzstütze ersetzt. Bis vor kurzem gab es hier angeblich noch einige Holzstützen. Und das in einem der teuersten Skigebiete der Alpen! Aber ganz ehrlich: Wieso sollte man sich daran stören?
Was man auch sieht: Neben der präparierten Piste wird Platz für die Buckelfahrer gelassen. Alle kommen hier zu ihrem Recht!
^^ Wieder was für die Gemütlichkeit …
^^ … und nix wie hin! Snowotz erholt sich erstmal von einem kapitalen Sturz.
^^ Eine Fahrt mit dem Eisschrank musste dann doch auch noch mal sein. Mit bürgerlichem Namen heisst dieser Von-Roll-Sessel Ethérolla. Er liegt leider schon im Schatten der Abendsonne.
^^ Die Bergstation hatte noch Sonne.
^^ Nicht zu vergessen der Blick zur Grande Dixence, der höchsten Staumauer der Alpen mit dem grössten Speichersee der Alpen.
^^ Dann noch mal Poma gefahren: TSD4 Trabanta
^^ Die nicht gerade ästhetische Retortenstation Thyon 2000
^^ Blick zum gemeinsamen Endpunkt der TC4 Piste de l’Ours und TC8 Veysonnaz
^^ Jetzt aber die berühmte Piste de l’Ours runter zum Auto – ganz schön eisig das Beschneite Teil gegen Abend nachdem jeder drauf rum gerutscht ist.
Fazit: Trotz der nicht optimalen Schneelage ein traumhafter Skitag. Soviel kriegt man selten an einem Tag zu sehen – dazu das Wetter und die Landschaft – phänomenal.
Anhang
Gefahrene Liftfolge:
- TC4 Piste de l'Ours
- TK Cheminée
- TK Tsa
- TK Meina
- TSD4 Tortin
- TPH125 Col des Gentianes
- TPH45 Mont Fort
- TK Glacier 2
- TMX8/6 Chaux-Express
- TC6 Medran 1
- TMX8/6 Chaux-Express 2x (je Seite 1mal)
- TC4 Attelas 2
- TSD4 Lac des Vaux 1
- TS2 La Combe
- Funitel Funispace Attelas
- TS3 Lac des Vaux 3
- TSD4 Combatzeline
- TK Greppon Blanc (2x)
- TK Drus
- TC8 Veysonnaz
- TK Cheminée
- TS2 Ethérolla
- TK Joc
- TSD4 Trabenta