Nördlich von Sizilien liegt eine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs, auf denen laut griechischer Mythologie einst Aiolos, der Gott des Windes herrschte und während seiner Regentschaft auch Odysseus auf dessen Irrfahrt durchs Mittelmeer für einige Zeit beherbergte.
Diese Äolischen Inseln standen schon seit Jahren auf der Wunschliste für schneelose Urlaubsziele, und heuer war es schließlich soweit. Im Anschluß an unseren Giro durch Sizilien folgte ein einwöchiger Segeltörn durchs tyrrhenische Meer.
Unterwegs waren wir stilecht mit einem alten Holzsegelschiff (Baujahr 1921), der Brigantine SV Florette.
Eine Fahrt unter vollen Segeln ist schon ein eindrucksvolles Erlebnis, und auch das optionale Besteigen des Mastes, das ich mir natürlich nicht verkneifen konnte, ist eine interessante Erfahrung.
Nun aber zu den Inseln.
Das Äolische Archipel besteht aus 7 Inseln, die alle vulkanischen Ursprungs sind. Die ältesten (etwa eine Mill. Jahre alt) ? im Westen gelegenen, sind Filicudi und Alicudi, die wir beide nicht besucht haben.
Unsere Reise führte uns zunächst nach Vulcano, dann nach Lipari, Salina, Panerea und schließlich nach Stomboli, wo am Ende der Tour die ?Königsetappe?, die Besteigung des 925 m hohen gleichnamigen Vulkans auf uns wartete.
Hier kann man (von Lipari aus fotografiert) den Gran Cratere von Vulcano, man kann an der Flanke von rechts nach links ansteigend den Aufstiegsweg erkennen, ebenso oben den Weg zum höchsten Punkt des Kraterrings.
Vulcano gilt als einer der gefährlichsten Vulcane der Welt, jedenfalls als der gefährlichste Europas, denn - im Gegensatz zu Stromboli, wo regelmäßig Lava austritt, sitzt hier quasi ein Stoppel auf der Öffnung, durch die nur Schwefelgase austreten können, und ein großer Ausbruch ist jederzeit möglich. Lt. Ortskundigen gäbe es jedoch vor einem Ausbruch schon Vorzeichen, die die ständig überwachenden Vulkanologen dann dazu veranlassen würden, die Insel zu evakuieren.
Insgesamt ist zu den Wanderungen zu sagen, daß es sich eher (je nach Tages- bzw. Jahreszeit) um ?Massenunternehmungen? handelt, also von Bergeinsamkeit nicht viel zu finden ist. In Vulcano kann man ohne lokalen Führer problemlos zum Krater hinaufgehen und diesen dann umrunden.
Hier einige Bilder vom Aufstieg:
Blick zurück zum Ort, die Insel im Hintergrund ist Lipari
Hier ein Wechsel des Untergrundes von lockerer Asche zu festem Lavagestein
Wir nähern uns dem Krater, wie man unschwer erahnen kann, ist es ziemlich heiß, obwohl es erst ca. 9 Uhr morgens ist.
Und hier raucht´s schon kräftig und stinkt auch nach Schwefel
Am Boden kann man den ausgetretenen Schwefel gut erkennen.
Und da müssen wir durch, beissender Rauch brennt in Augen und Lunge
Wir haben es geschafft und blicken zurück
die siegreichen Gipfelstürmer (nachdem von mir ein Bild bei den Bildern der Forumuser gepostet ist, müßt Ihr mich schon erkennen). Wir befinden uns auf etwas über 300m Höhe.
Am Grund des Kraters kann man erkennen, daß unvernünftige Touristen Worte aus Steinen gelegt haben, das ist ziemlich gefährlich, da je nach Wetterlage und Aktivität des Vulcans giftige Gase am Grund des Kraters stehen.
Nun umrunden wir den Krater.
Auch auf anderen Inseln gibt es tolle Panoramen, wie etwa hier auf Salina
Wir nähern uns hier der Insel Stromboli mit dem etwas über 900 m hohen gleichnamigen Vulkan, an der Küste liegt der Ort Ginostra, der auch von anderen Orten der Insel aus nur mit dem Schiff erreichbar ist.
Hier sieht man die sog. Sciara del Fuoco, auf der immer wieder heiße Lavabrocken vom Gipfel bis ins Meer hinunterdonnern.
Die Insel von Norden mit den Ortschaften Piscita bzw. St. Bartolo, über den Nordhang geht auch der Weg auf den Gipfel.
Nachdem der frühere Weg an der Nordwestseite bei einem Ausbruch vor einigen Jahren zerstört wurde, hat sich nach Anlegen des neuen Pfades auch organisatorisch einiges geändert. Während man den Berg früher ohne Begleitung besteigen konnte und viele auch oben im Schlafsack übernachtet hatten, ist die Zahl der Besucher nun mit 80 Personen pro Abend beschränkt, die Besteigung ist nur mit lokalem Führer erlaubt (4 Gruppen zu je 20 Personen) und kostet 20 Euro. Übernachten am Gipfel ist nicht erlaubt. Abmarsch ist etwa um 19 Uhr, knapp vor Sonnenuntergang kommt man oben an, kann dann etwa eine Stunde Panorama und Vulkanausbruch bewundern, dann gehts wieder hinunter.
Hier der Blick zurück zur kleinen vorgelagerten Insel Strombolico, die auch der Reste eines früheren Vulkans ist. Beim Schnorcheln um diese Insel herum hab´ich mit einem gefährlichen Meerestier gekämpft und trage noch immer die Narbe davon (Feuerqualle).
Der idyllische alte Friedhof der Insel
Und wir marschieren im Gänsemarsch durch anfangs dichte Vegetation hinauf.
Die Aussicht ist schon sehr nett
Und da wollen wir noch hinauf
Nachdem der Aufstieg anfangs glücklicherweise im Schatten liegt, kommen wir am Nordwestgrat wieder an die Sonne
Muß schon sagen, da hat sich der Landschaftsarchitekt schon bemüht, Panoramalogenplatz, Ausblick nach Westen, zu den Füßen einige Vulkankrater und am Horizont der Sonnenuntergang...
Bergeinsamkeit....
Aber das Schauspiel ist sehenswert
unten am Meer kann man übrigens die Ausflugsschiffe erkennen, die jeden Abend Vulkanausbruch a la marinara anbieten.
Während wir beim Aufstieg ordentlich geschwitzt haben, wurde es nach Sonnenuntergang rasch empfindlich kalt, und man wäre direkt gerne näher an die Krater rangegangen, um sich zu wärmen......
Der Abstieg war dann eines der krassersten Alpinerlebnisse, man geht im Dunkeln mit Taschen- oder Stirnlampe nahezu in der Fallinie über ein ewig langes Aschenfeld hinunter, was zwar wirklich sehr gelenksschonend ist, dafür aber wahrscheinlich ohne die von den Führern ausgegebenen Staubmasken noch unangenehmer wäre. So eingestaubt bin ich schon lange nicht gewesen. Durch den Staub wirkt das ganze total irreal, die Gruppen kommen daher wie die Zwerge von Schneewittchen am Heimweg vom Bergwerk. (Zur Schonung der Kamera hab ich da keine Bilder merh gemacht.)
Prinzipiell könnte man den Hang sicher mit Tiefschneeskiern oder einem Snowboard runterfahren, wurde glaub ich auch schon gemacht. (Ich bin mal in Namibia die Sanddünen von Sossusvlei mit dem Board runtergefahren bzw. runtergekugelt, weil ich eigentlich nicht boarden kann und es auf Sand auch nicht unbedingt leichter ist).
Das abschließende Mitternachtsschwimmen vom Schiff aus haben wir jedenfalls sehr genossen.
Zusammenfassend: es war eine wirklich tolle Reise, die ich jedem nur empfehlen kann, wenn´s jemanden interessiert, nähere Infos zu dem Schiff und viele Bilder gibts unter
www.svflorette.com .