von http://www.balealac.ro ::: Balea-Lac Ratlos stehen wir in dem düsteren Foyer des alten Hotels aus der Blütezeit des rumänischen Sozialismus. Ein trübe beleuchteter Gang führt zu Toiletten, eine rohe Steintreppe ins Obergeschoss, dunkles altes Holz verkleidet die Wände, wo nicht der gestrichene rohe Beton ist, die Teppiche sind alt und dunkel geworden und verstärken den Eindruck eines lange verschollenen kommunistischen Prunks.
Unser Suchen bleibt nicht unbeobachtet, ein paar der Männer deuten auf eine Seitentür im Eingangsbereich. Wir öffnen sie und treten in eine karge, verrauchte Gaststube. In einem Verschlag an der Theke steht desinteressiert ein junger Rumäne. Wir sprechen ihn an. Schnell stellt sich heraus, dass er außer rumänischer Sprache nur sehr sehr rudimentär Englisch spricht, was die Kommunikation nicht gerade erleichtert. Wir können ihm klar machen, dass wir ein Zimmer suchen, er schreibt schließlich eine Zahl als Preis auf ein Stück Papier. Das Zimmer ist mit umgerechnet etwas über 30,- € für rumänische Verhältnisse relativ teuer, insbesondere in Anbetracht des maroden und ungepflegten Zustands des Hotels. Wir überlegen kurz, aber es gibt ohnehin keine wirkliche Alternative. „Is breakfast included?“ – „No breakfast, Sir!“. Hm, na gut.
Allerdings reicht unser Bargeld nicht ganz, insbesondere weil wir morgen an der Bahn und im Schigebiet noch rumänische Währung brauchen werden. „Would you accept Mastercard?“. – „No!“. – „Ok, do you accept any other means of cashless payment?”. Ich zeige verschiedene andere Karten. “No cards here, Sir!”. Das alles klingt weder besonders höflich noch sonst überhaupt großartig am Gesprächsinhalt interessiert. „Ok, would you accept Euros?“. – „Yes.“ Er schreibt eine Zahl auf das Papier, zu unserem Erstaunen lesen wir 45,- €. “Sorry, but it should sth. aound 30,- €… ?!”. – “No, one Euro three Lei.”. Das ist völliger Quatsch, der Umrechnungskurs ist in etwa 1 : 4.15. “No, one Euro is equivalent to four Lei.”. Der andere schüttelt den Kopf und wiederholt stumpf: „One Euro three Lei.“ – „No, that’s not true.“ Kris schreibt den Kurs auf das Papier. „The exchange course is one to four, approximately.“ – „Yes, but here is one to three.“. Grinst. Mensch, der Typ will uns doch über Ohr hauen, denke ich. “Eh, ca m’ risc’?!”, entfährt es mir. Das ist Napoletanisch und heißt so viel wie „Ey, was laberst Du?!“. Generell sind die süditalienischen Dialekte mit dem rumänischen relativ kompatibel, aber die einzige Reaktion hier ist „You want room?“.
Wieder disktuieren wir, irgendwie gibt es immer noch keine wirkliche Alternative, und das weiß unser gegenüber leider auch. Letztlich entscheiden wir uns, so viel wie möglich in Lei zu zahlen und nur einen Minimalbetrag an Bargeld für die Bahn morgen aufzuheben, so dass Betrag in Euro nicht so hoch ausfällt. Lustigerweise erlässt uns der Junge dann die letzten fünf Lei und sagt „It’s ok.“. Im Nachhinein vermute ich, dass der ungewöhnliche Eurokurs sein Privatgeschäft war, denn weder scheint mir ein derart verfälschter Kurs offiziell von einem Hotel verwendet sinnvoll, denn dieses würde dabei im Zweifel mehr verlieren als gewinnen, soweit solche Kurse überhaupt zulässig sind, noch glaube ich, dass ein einfacher Portierjunge in Rumänien Preisnachlässe gewähren kann. „Now pay“, kommt auch prompt die Anweisung.
Etwas genervt, aber am Ende doch froh nun ein Zimmer zu haben, gehen wir die Steintreppe in erste Obergeschoss. Das Mädchen in der Ecke weint immer noch. Wir folgen dem düster erleuchteten Gang über den schmutzigen Teppich zu unserem Zimmer. Die Einrichtung dürfte die originale der sozialistischen frühen 70er Jahre sein, billiges Sperrholz mit vergilbtem Furnier, nikotingelbe schwere Vorhänge, der Geruch von altem Rauch, billigen chemisch-süßen Putzmitteln und dem Staub von Jahrzehnten mischt sich bizarr. Das Bettdeck hat Brandlöcher, ich frage mich, wann die Wäsche wohl das letzte mal gewechselt wurde. Wir fangen an zu grinsen und haken das ganze als Abenteuer Rumänien ab.
Wenig später gehen wir ermeut ins Erdgeschoss, um zu abend zu essen. Der Kellner spricht minimal besser Englisch, aber auch kaum ausreichend, um hilfreich zu sein. Die Speisekarte ist ohnehin limitiert, auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es den Großteil der genannten Speisen sowieso nicht gibt. Ich fühle mich an Berichte meiner Eltern von Reisen ins Ost-Berlin der 80er Jahre erinnert. Kris findet am Ende dann einen Salat, er nimmt den teuersten, um sicherzugehen, wenigstens etwas vernünftiges zu essen zu bekommen. Dieser kostet bereits um die 20,- Lei, was in Rumänien dem Preis für eine Taxifahrt von ca. 20km entspräche, also im Vergleich – wenn man es grob überschlägt – für hiesige Verhältnisse so teuer ist, als kostete er bei uns 40,- €. Diese Rechnung ist natürlich in sich nicht ganz stimmig, weil Taxifahren in Rumänien überdurchschnittlich günstig ist, aber zumindest ein Kurs von 1 : 1.5 (Euro / Lei) ist gemessen an der realen Kaufkraft, wenn man Qualitätsunterschiede nicht dort weiter berücksichtigt, wo höherwertige Produkte nicht verfügbar sind, relativ realistisch. Dann würde dieser Salat immer noch 15,- € kosten, was ja auch noch einen stolzen Preis darstellt.
Der Kellner nickt auch sofort zustimmed, „very good salad, very good, you will see“. Ich selbst habe Bratkartoffeln bestellt (“fried potatoes”), nicht zuletzt weil diese recht günstig sind und man damit nicht viel falsch machen kann, entschließe mich dann aber doch, auch noch einen solchen Salat zu bestellen. Das Ergebnis war im Prinzip vorhersehbar: die Bratkartoffeln sind ein kleiner Teller ungesalzene Pommes („Would there be some Ketchup?“ – „No, Sir, we have only the potatoes“), der Salat besteht aus etwa fünf Mini-Paprikas, die in irgendein nicht mehr ganz so frisches Öl eingelegt waren.
Wir lächeln gequält, Kris lässt sich sogar noch zu einem Nachtisch hinreißen, der aber wohl auch nicht viel besser war, als die Gänge davor. Alles in allem war dies ein Abend, der einmal vor Augen führt, wie ein solches Abendessen in einem teureren Hotel zu DDR-Zeiten ausgesehen haben könnte. Nicht wegen der einzelnen Gerichte – Pommes Frites waren vermutlich eher untypisch, aber das weiß ich nicht –, sondern aufgrund der Abwesenheit spanischer Tomaten, griechischer Oliven, französischen Brotes, italienischen Basilikums, etc. Man kann sich sehr berechtigterweise fragen, warum eigentlich alles in Europa überall und ständig verfügbar sein muss und wir dafür Tonnen an Lebensmitteln ständig mit unzähligen LKW quer durch die Union transportieren. Dennoch ist es interessant, auch mal das gegenteilige Extrem zu sehen, wobei in Rumänien generell die Verfügbarkeit von Waren nicht anders ist als bei uns. Aber in diesem Hotel ist die Zeit stehen geblieben…
Also wir hinauf ins Zimmer gehen, passieren wir wieder jenen Nebengang, in dem das Mädchen umringt von anderen sitzt und immer noch sehr verheult aussieht. Ich mache mir Sorgen, aber es gibt nichts, was ich tun kann, denn weder spreche ich ihre Sprache noch ist sie allein und so ist sie wohl im Kreise ihrer Freundinnen bereits bestens aufgehoben. Ich schlafe unruhig in dieser Nacht, wache gegen sechs bereits auf, weil viele Schritte über den Gang hallen und entschließe mich, selbst aufzustehen.
Das Hotel unten ist bereits sehr belebt, Leute mit Bergausrüstung stehen im Foyer, es herrscht ein seltsames Schweigen. Die Menschen wirken ernst und professionell, ich wundere mich, dass sie derart früh aufstehen, um ins Hochgebirge zu gehen, zumal bei diesem Wetter (es ist neblig und schneit in dicken Flocken). Auch die kalte Routine, mit der sie dies wortkarg tun, überrascht mich, ich interpretiere sie als Professionalität eines eingespielten Kletterteams, vielleicht auch noch Fragment sozialistischer Ausbildung. Kurz wundere ich mich noch, dass ihre Ausrüstung sehr unterschiedlich ist, doch habe ich wenig Ahnung von derlei Dingen, vermutlich handelt es sich um mehrere Gruppen.
Ich kehre ins Foyer zurück und schreibe ein paar der Zeilen, die ihr lest, trinke zwei Cappuccino, später taucht Kris auf, hat bereits gepackt. Da das Frühstück hier ohnehin ausfällt, packe auch ich zusammen, hole die Schi und mach mich auf den Weg zu Seilbahn.
Unser Hotel, bei Tageslicht und von außen betrachtet nicht ganz düster wie der Eindruck von innen und in der gestrigen stürmischen Nacht war.Ein paar verwitterte, kaum geräumte Stufen hinter dem Hotel sind zu erklimmen, dann ist wenig oberhalb die Talstation erreicht, das einzige weitere Gebäude hier. Die Treppe in ihrem desolaten Zustand fasziniert mich schon wieder, denn man muss geschickt sein und aufpassen, um sicheren Trittes hinauf zu gelangen, dennoch stört das hier niemanden und die Menschen bewerkstelligen das ohne weitere Probleme. Bei uns könnte man einen Staatsakt daraus machen, welche Sicherheitsvorschriften hier vermutlich alle nicht eingehalten sind, aber die Treppe wäre vermutlich für viele Menschen auch tatsächlich gar nicht benutzbar. Ich schreibe das nicht einmal, weil ich sagen will, dass rumänische verfallene Treppen besser sind als unsere, ich finde es nur interessant, das zu beobachten, wieviel in einem solchen Land unproblematisch möglich ist, was bei uns undenkbar wäre.
Kris kommt mir entgegen: „Die Bahn fährt um 10.00 Uhr, wenn entweder zehn Personen vor Ort sind, oder aber die restlichen den Differenzbetrag tragen. Es müssen also 150,- Lei zusammen kommen.“. Ok, denke ich, das ist ein interessantes, aber durchaus effizientes System. Gleichzeitig gibt es bei der Bahn auch keine ganz strikten Öffnungszeiten, man kann sie also quasi mieten. Das ist etwas, das mich an die Indrenbahn erinnert, zudem auch eines dieser vielen Elemente, die bei uns kaum vorstellbar, hier aber völlig normal sind. In diesem speziellen Fall, da es einfach um ein „Mehr“ an Flexibilität geht, kann ich auch ganz klar sagen, dass ich den rumänischen Ansatz cooler finde. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis warten wir nachher bis halb elf, bis die erste Bahn fährt, obwohl sich der Wartebereich schon lange ausreichend gefüllt hat: Vereisung der Seile verzögert den Start und führt auch zu sehr langsamer Fahrt, was die Wartezeiten noch einmal erheblich verlängert. Zudem haben wir uns hinsichtlich der Kapazität der Bahn gehörig verschätzt, es werden nämlich nur ca. fünfzehn Personen pro Kabine transportiert, so dass wir die erste Fahrt auch noch knapp verpassen, weil wir uns legère irgendwo in der Mitte der Schlange aufgehalten hatten. In Anbetracht der heutigen reduzierten Fahrgeschwindigkeit kostet das weitere ca. 20 Minuten. Dafür haben wir ausreichend Zeit, eine überaus faszinierende Talstation zu dokumentieren.
Wundervolles Ambiente für eine Seilbahntalstation: Holzofen.Blick durch die interessant geformten Fenster zurück auf unser Hotel.Die Bahn nach Balea-Lac ist eine ziemlich faszinierende Anlage. Eine Ceretti e Tanfani Funivia, Mitte der 70er Jahre gebaut und noch weitestgehend original erhalten. Sie führt über 3,7 km von 1240m auf über 2000m Seehöhe in das abgelegene, sehr hochalpin anmutende Hochtal zum Balea-Lac, einem Eissee, an dessen Ufer sich einige Rifugi gruppieren. Im Winter ein faszinierender Ort, der in Rumänien als Freeridespot bekannt ist, da die Bahn keine Piste erschließt. Ebenfalls faszinierend ist die Schneelage, nicht selten kann man bis weit in den Sommer schifahren, in manchen Jahren trifft der Altschnee des Vorjahres den Neuschnee des nächsten Winters. Insbesondere das Ambiente, die Abgeschiedenheit, die Wildheit der Landschaft mit ihren Seen und Wasserfällen machen diesen Ort zu einer faszinierenden Destination. Die Bilder aus dem Netz sind vielversprechend, sogar einen Seillift scheint es zu geben.
http://static.panoramio.com/photos/orig ... 603415.jpgBalea-Lac an der Bergstation. Ein wunschönes Herbstpanorama, das ich aufgrund der Größe nur verlinke. Das Bild stammt von Marian Radulescu.
Ein weiteres Herbstbild, veröffentlich von Racz (Shaman) Peter auf panoramio.com.
Abendstimmung mit einer Stütze der PB, eingefangen von Solovastru Mihai, ebenfalls panoramia.com.
Die Cabana Balea-Lac, Quelle: http://www.balealac.ro
[ alle von: http://www.balealac.ro . ] Mittlerweile hat sich der Wartesaal gut gefüllt, es sind sicher an die dreißig Personen hier und der Transport dürfte noch eine Weile dauern. Interessanterweise scheinen wir die einzigen Schifahrer zu sein, der Ort scheint mehr Ausflugstouristen anzuziehen als waghalsige Freerider. Die Abfahrt unter der Pendelbahn hat auch ihre Tücken. Während das erste Stück direkt an der Bergstation noch recht interessant sein dürfte, folgt im Anschluss ein langes, relativ flaches Stück bis in etwa zur Hälfte der Strecke. Unterhalb schließt daran ein steiles, ziemlich felsige Hochtal bereits jenseits der Baumgrenze an, das vermutlich entsprechende Ortskenntnisse erfordert und jedenfalls auch eine fortgeschrittene Skitechnik. Alles in allem haben auch wir unsere Zweifel, ob bei den schlechten Sichtverhältnissen und im unteren Teil alles andere als guten Schneeverhältnissen die Abfahrt überhaupt möglich sein wird.
Die Fahrt mit der alten Funivia gestaltet sich ein wenig abenteuerlich. In der Kabine gibt es quasi keine Steuerungstechnik, die Bahn fährt extrem langsam und rumpelt und ruckelt als wäre das Tragseil eine rostige Stahlschiene. Erst später erfahren wir von der Vereisung, möglicherweise läuft die Bahn sonst ruhiger. Es ist faszinierend, wie all das das Ambiente beeinflusst. Der omnipräsente Nebel, der alles verschlingt, die kleine enge Kabine hoch in der Luft, das leichte Rauschen des Fahrtwindes, das Rumpeln auf dem Seil: der Ort bekommt etwas abenteuerliches, fremdes, ungreifbar entlegenes. Man stelle sich dieselbe Fahr in zwei Sektionen 6er-Kabinenbahn vor – es lägen Welten dazwischen.
An der Bergstation beginnt Kris ein Gespräch mit dem Angestellten, wenig später hat er eine kurze Besichtigung der technischen Einrichtung organisiert. So begeben wir uns Herz des Kolosses aus den goldenen Zeiten von Ceretti e Tanfani.
Am Stationsausgang erwartet uns eine Treppe, die im Schnee versinkt: endlich ist Winter. Tatsächlich liegt hier oben etwa ein Meter Schnee – viel, relativ zu dem, was wir bisher sahen, wenig – wie man uns sagt –, relativ zu den hier üblichen Mengen von mehreren Metern um diese Jahreszeit. Während Kris die Station dokumentiert, komme ich mit einem jungen Rumänen ins Gespräch. Wir sprechen ein bisschen über die Gegend, Siebenbürgen, die Straße hierauf und die Möglichkeiten hier oben, sommers wie winters. „Freeride can be a good up here, but it is very dangerous. This morning, they found a young man dead, he got into an avalanche yesterday… you must have seen the place from the cable-car, it passes the spot directly.”.
Ja, das habe ich… eine gigantische Nassschneelawine ist eine Rinne hinabgeschossen… Ein mulmiges Gefühl überkommt mich, man weiß stets, dass diese Dinge geschehen und jeden Winter verlieren Menschen im Gebirge ihr Leben, das ist normal. Dennoch ist es stets ein seltsames Gefühl, wenn in direkter Nähe und direktem zeitlichen Zusammenhang Menschen durch Lawinen sterben. Und plötzlich reihen sich Gedanken aneinander. Das schluchzende Mädchen in der Dunkelheit… die alpinistische Mannschaft heute morgen, die schon so früh vor Öffnung der Seilbahn aufbrach, mit ihrer völlig unterschiedlichen Ausrüstung… ich erinnere mich sogar an eine Bahre, die ich im Halbdunkel schläfrig noch für eine spezielle Art Ausrüstung zu transportieren gehalten hatte… ich weiß bis heute nicht, ob diese Dinge zusammen gehören, und es ist auch nicht wichtig, aber die Umstände legen es nahe…
Für uns ist jedenfalls spätestens jetzt klar, dass wir – auch wenn die Lawinengefahr heute aufgrund der erneuten Kälte deutlich geringer sein dürfte – nicht mit den Skiern abfahren werden. Zu unbekannt ist das Gelände, zu dicht der Nebel, die Hoffnung auf bessere Sicht hier oben hat sich nicht erfüllt. So folgen wir stattdessen den Schildern zum Restaurant „Cabana Balea-Lac“.
Neben einem kompletten Eishotel gibt es hier oben auch noch eine Eiskapelle, die ich sehr ästhetisch finde.Nach einigen Minuten durch das Nichts und einem kurzen Abstecher in die Eiskapelle erreichen wir das Restaurant. Im Sommer auf einer Landzunge von drei Seiten von Wasser umgeben, ist es im Winter einfach ein Ort mitten in der weißen Wüste. Drinnen ist gemütlich und warm, wir fühlen uns schnell wohl. Die Speisekarte sieht vielversprechend aus, und ganz anders als in unserem Hotel ist die Einrichtung gepflegt und schön, das Personal freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit.
Tatsächlich spricht unsere Wirtin auch noch fließend deutsch. Generell ist es im ehemaligen Siebenbürgen nicht ungewöhnlich, auf gut deutsch sprechende Rumänen zu stoßen, in diesem speziellen Fall hat sie zudem noch viele Jahre in Stuttgart gelebt (was eine interessante Mischung aus rumänischem und schwäbischem Akzent bewirkt), so dass wir uns schnell in einer interessanten Konversation finden.
Sie erzählt von dem Eishotel, das ihr Mann und die betreiben, davon, dass nächstes Wochenende hier ein Freestylewettbewerb ausgetragen werden soll, von den Sommermonaten und der schlechten Schneelage dieses Jahr. „Wenn ihr gut fahren könnt, könnt ihr ins Tal runter, das ist aber steil. Heute aber nicht. Gestern ist dort jemand ums Leben gekommen, der Schnee ist nicht gut, es herrscht immer noch Lawinengefahr und bei dem Nebel geht das schon gar nicht.“. Ich frage nach dem Seillift. „Tja… dieses Jahr haben wir uns entschieden, ihn nicht aufzustellen. All die Jahre haben wir das gemacht, aber das hat am Ende keinen interessiert. Die Fahr t hat nur 2,- Lei gekostet, das sind gerade mal 50 Cent. Stellt Euch das mal vor: 50 Cent! Das ist Nichts! Aber trotzdem: die Leute, die mit Skiern hier herauf kommen, die gehen eher Touren. Das ist ein ziemlich bekanntes Tourengebiet hier. Vor uns hat schon einmal einer einen Lift aufgestellt, weiter dort drüben…“, sie deutet gen Westen, „ …aber der wollte sogar 4,- Lei haben pro Fahrt, das hat natürlich erst recht nicht funktioniert.“ – „Könnte man den Lift theoretisch wieder aufstellen?“, hake ich ein. „Theoretisch schon, aber das ist ein ziemlicher Aufwand, es ist alles im Tal unten jetzt, man müsste den Motor und alles heraufbringen, ich denke nicht, dass sich das lohnt.“
Mittlerweile ist eine lokale Spezialität gekommen, die ich angesichts des schlechten Wetters bestellt hatte: ein heißer Schnaps, mit Pfeffer drin. „Vorsicht…“, sagt milde lächelnd unsere Wirtin. Und in der Tat: der ist ernst gemeint! Ohne Zweifel ist einem danach NICHT mehr kalt!
Wir essen landestypische Küche, in meinem Fall eine hervorragende Forelle aus dem Balea-Lac mit Polenta dazu. Hier oben wird auch problemlos Kartenzahlung akzeptiert, allerdings müssen wir dafür auf einen Rechnungsbetrag über 80,- Lei kommen, was angesichts der sehr günstigen Preise gar nicht so einfach ist. Wir erzählen von unserem Hotel gestern, sie rollt die Augen: „Das nächste mal übernachtet ihr hier!“.
So plaudern wir noch ein wenig und machen uns dann schließlich auf den Rückweg. Die Distanz zu Bergstation lege ich auf Skiern zurück, um wenigstens überhaupt noch ein bisschen gefahren zu sein, auch wenn ich über ein bisschen Skating nicht hinaus komme. Die Talfahrt bereitet diesmal keine Probleme, relativ bald stehen wir wieder an der Talstation. Der Schneefall ist mittlerweile dichter geworden, auf einer weißen Straße verlassen wir die Karpaten ein weiteres mal gen Norden… .