@Route:
Die meisten Argumente sind ja schon gefallen. Kurz halten wegen Diesel, instabile Sicherheitslage, Nicht-Vorhandensein diverser Infrastrukturen/Ersatzteile. Außerdem hatten wir schon bei idealem Zeitverlauf tendenziell ein Zeitproblem, so dass wir jedenfalls NUR die gut ausgebauten Hauptverbindungen fahren wollten (schon Atyrau per se ist ein echtes Problem). Schlimmer als Schotterstraßen sind schlechte Asphaltstraßen.
Hinzu kam, dass das alles sehr wetterabhängig ist, und man da eben locker einfach liegen bleiben kann, wenn es mal taut, oder der Schnee verweht. Da gibt es vielfach Straßen, die man bestensfalls im Sommer nach langen Trockenperioden und dann mit max. 20 km/h (ohne geländetaugliches Fahrzeug) befahren kann laut diversen Reiseberichten in verschiedenen Foren. Und es reicht wenn auf 1000km 10m nicht passierbar sind. Wegen der nicht sehr großen Bodenfreiheit des Audis, kann das das schnell ein Problem sein. Im übrigen dürfte auch die Region Atyrau wettermäßig gesperrt gewesen sein für einige Zeit, und insgesamt waren mir das viel zu viele Unbekannte auf einmal. Das ist einfach auch schon sehr "remote". Was im Sommer vielleicht noch ok ist (24h auf Hilfe warten), ist bei -25°C so eine Sache. Das ist auch was anderes als -10°C, v.a. wenn es einfach keine Rückzugsmöglichkeit gibt (in DE haben wir ja auch manchmal -20°C alle paar Winter, aber das fühlt sich halt zu Hause etwas anders an, zumal man jederzeit irgendwo Zuflucht findet - das ist in der Steppe Kasachstans etwas anderes.
Sowas sollte man besser mit zwei Fahrzeugen machen, am besten in Begleitung von jemandem der fließend russisch kann (Starli hat uns schon oft sehr viel weiter geholfen, wo ich gescheitert wäre, aber wer weiß schon alle Ersatzrelevanten Vokabeln auf dem Stehgreif auf russisch... ). Und es hätte auch bei guten Verhältnissen nach unseren Rechnungen einfach zu lange gedauert. Mir kam das so schon sehr knapp vor. Die Hauptverbindung über Baikonur indes müsste mitterweile in sehr gutem Zustand sein. Ich würde die ursprünglich geplante Route vermutlich auch nochmal versuchen, aber vielleicht eher im Februar, und zB auch mit Versicherung, falls das Fahrzeug verzollt werden muss (unverschuldeter Unfall-Totalschaden etc., sonst kostet das gern mal 10.000 EUR oder so).
@Reisevergleich:
Der wichtigste Punkt ist mE, dass wir bei TR-GR-AR fast durchgehend excellente Bedingungen hatten bis auf die letzten zwei Tage (wo es aber immer noch im unteren Bereich von "ok" war). Ansonsten hatten wir jeden Tag Traumfirn und pralle Sonne und meterweise Schnee. Das ist sicher auch der Jahreszeit geschuldet, da hatte Starli schon recht (ich war eher für den Januar, der aber auch zeitlich gesehen recht alternativlos war). Der russische Kaukasus ist im Spät-Winter bei viel Schnee und gutem Wetter sicher auch genial, vor allem wenn unten schon Frühling ist (wie letztes Jahr in Georgien). Die Arktis gehört landschaftlich für mich jedenfalls mit zum Schönsten, was ich überhaupt so gesehen habe. Indes waren die Fahrstrecken bei der TR-Reise insgesamt landschaftlich viel öfter interessant, während es in RU auch lange Strecken gab, die eher nicht so spannend waren. Die Türkei war nach meiner Wahrnehmung infrastrukturell deutlich besser und moderner und mehr "convenient", insofern hat sich das auf eine gewisse Art für mich schon "europäischer" im Sinne von "gewohnter" angefühlt, wobei das aber auch daran liegt, dass der Kaukasus in RU schon sehr speziell ist, und das restliche Russland war eigentlich auch sehr modern (gerade die Arktis so sehr, dass mir Schweden vorkam, wie ein Land, dass in den 80s stehen geblieben ist, teilweise).
Ich würde also persönlich sagen: Kulissen fürs Skifahren in RU auch sehr genial, aber man bräuchte halt Sonne und Schnee. Abenteuerlich fand ich Russland insofern schon, als das Wetter viel extremer war. Ich hab zB festgestellt - und das hat mich überrascht - das selbst meine temperaturresistenteste Ausrüstung bei unter -20°C keine langfristigen Aufenthalte draußen erlaubt. Das war früher anders (und liegt vermutlich daran, dass ich über die Jahre einiges ersetzt habe, und die neuen Thermohosen etc. nicht die gleiche Qualität zu haben scheinen, wie die, die ich früher besaß. Jedenfalls habe ich vor 10 Jahren extra mal Nachtwanderungen bei -27°C gemacht, und hatte tendenziell etwas weniger an, als jetzt in RU). Abenteuerlicher war auch, das weniger Englisch gesprochen wurde als in der Türkei (dort fast immer mindestens ein bisschen, in RU fast immer 0.0 - also nicht mal Einwortsätze möglich). Ebenfalls fand ich die Mentalität zumindest im Kaukasus schon abenteuerlicher - in der TR hatte ich eigentlich selten das Gefühl, dass man sich da irgendwie mit korrupten Polizisten oder sonstigen Individuen, die einen irgendwie übers Ohr hauen wollen, auseinandersetzen muss. Das war in Zentralrussland und im Norden auch nicht der Fall, aber im Kaukasus schon immer wieder (Polizeikontrollen, die auf Schmiergeld aus waren; überzogene Preise in Werkstätten etc.).
_________________ ... the echo of a distant time ...
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