Zitat:
Wenn ich dann Berichte lese, wo Leute bei Nebel und schlechter Sicht oder Schneefall durch den Wald cruisen - muss das denn sein ?
Also meines Erachtens bleibt es dabei, dass der Einfluss auf Wild iA verhältnismäßig gering ist. Aber um es andersherum zu formulieren: solange es all die Berichte vom Kronplatz, aus Ischgl oder woher auch immer gibt, wäre meine Antwort: ja.
Ich verstehe Deinen Ansatz durchaus, aber meines Erachtens geht der uA auf zwei grundsätzlich unterschiedliche Philisophien zurück:
a) eine ist (die man oft vorfindet), es gebe in den Alpen schon genug belastete Räume (das wird als in Ordnung akzeptiert), wie etwa Schigebiete, erschlossene und oft industrialisierte Talräume, Passstraßen und so weiter und so fort. Aus diesem Grund sollte man in den verbleibenden Räumen quasi gar nichts tun. (Extrem formuliert).
b) die andere (die von mir vertretene ist), dass es generell darum gehen sollte, ALLE Eingriffe in landschaftlich und ökölogisch schützenswerten Räumen zu minimieren. Darum halte ich das Konzept, in Raumordnungsplänen "Schigebiete" auszuweisen, in denen dann "alles" erlaubt ist, und Räume, die quasi gar nicht genutzt werden können, für vielfach verfehlt (während Schutzzonen, Naturparks und -schutzgebiete als größere zusammenhängende umfassend geschütze Räume sehr viel Sinn machen, siehe Parc de la Vanoise etc.). Meines Erachtens sollte es vielmehr darum gehen, generell Eingriffe auf ein sinnvolles und erträgliches Maß zu reduzieren.
So bin ich sicher kein Gegner von Neuerschließungen, wohl aber davon, den gesamten erschlossenen Raum in einen Freizeitpark zu verwandeln, der den ursprünglichen Naturraum konterkarriert. Gleichermaßen bin ich ein Gegner des Ausbaus der alpinen Straßen, auch das Konzept des Schwerlasttransits auf der Straße missfällt mir.
Genau aus diesem Grund stellt ja Schilauf, wie er noch in den 50er / 60er stattfand, für mich so ein Idyll dar. Vielfach erfolgte die Anreise mangels eigenem PKW mit Bahn und Postbus (oder was auch immer), die Straßen waren nicht mit gigantischen Bauwerken versehen, sondern relativ dezent und es gab nicht so viele davon und entsprechend auch viel weniger Verkehr.
Schigebiete erschlossen einige interessante Hochpunkte mit oftmals sehr dezenten Liftanlagen, völlig ohne in die Berge gesprengte Pisten, Versorgungsstraßen, Aufenthaltsareale (vor den Stationen und Restaurants).
Wenn ein Rückbau erfolgte, sind heute die Spuren dieser Erschließungen quasi nicht auffindbar (siehe Alagna zB). Ein solcher Rückbau ist bei den heutigen Erschließungsphilosophien quasi nicht mehr möglich.
Meines Erachtens muss man nicht in 3h mit dem eigenen Wagen an jeden Punkt der Alpen kommen, muss nicht jede Straße von jedem noch so ungeübten Fahrer in jedem noch so ungeeigneten PKW zu jeder Zeit des Jahres befahren werden können, müssen keine Großraumrestaurants und Autobahnpisten für Massenverkehr tauglich ganze Hochgebirgslandschaften durchziehen.
Genausowenig muss aber aus meiner Sicht jede sichtbare Präsenz des Menschen im Alpenraum vermieden werden. So gerne ich Wandwege mag und für so sinnvoll ist sie halte, so wenig begeistern mich die großen Netze von Schotterstraßen die aus den verschiedenen Gründen (beispielsweise zur Schigebietsversorgung) angelegt werden. Dieses Beispiel zeigt es eigentlich am besten:
für mich ist es eben viel öfter nicht eine Frage des "ob", sondern des "wie". Letztendlich sehe ich darin den eleganten Mittelweg zwischen zwei extremen: völliger Unzugänglichkeit und Totalerschließung.